Joyn-Streit: Darauf hatten sich ARD, ZDF und ProSiebenSat.1 bereits geeinigt

Joyn bettet angeblich unabgesprochen Inhalte von ARD und ZDF ein. Das ist auch deshalb erstaunlich, weil man sich gerade auf eine erste Kooperation geeinigt hatte – sogar mit Vergütungsmodellen, die eine Blaupause für weitere Zusammenarbeit sein könnten. Derweil zeichnet sich ab, weshalb die Anstalten tiefgreifende Kooperationen fürchten.

Dem neuen ARD-Vorsitzenden Florian Hager (Foto links), im Hauptjob Intendant des Hessischen Rundfunks (HR), platzt zum Beginn seiner Amtszeit direkt der Kragen. An der ARD sei „modernes Raubrittertum“ begangen worden, man habe einen „Anschlag auf das komplette System“ erlebt, gegen den man sich gemeinsam mit dem ZDF auch juristisch wehren werde. Es ist eine Deutlichkeit, die man vom Senderchef eines öffentlich-rechtlichen Medienhauses lange nicht gehört hat. Was vorgefallen ist? Ein ziemlich überraschendes Vorgehen von ProSiebenSat.1.

Vor wenigen Tagen fiel auf, dass der Medienkonzern aus Unterföhring damit begonnen hat, Inhalte aus den Mediatheken von ARD und ZDF vollumfänglich in seine Streamingplattform Joyn zu integrieren (Embedding) – laut den öffentlich-rechtlichen Sender unabgesprochen und ohne deren Kenntnis. Ein Vorgehen, das nicht nur urheberrechtlich fragwürdig sein dürfte, sondern für ARD-Chef Hager auch „Vertrauen zerstört“ hat. Dass man miteinander kooperieren will, darüber wurde in den vergangenen Monaten nämlich immer wieder gesprochen. Nur das „Wie“ ist seither offen. Und gerade erst hatte man eine erste Annäherung perfekt gemacht. 

Es schien zuletzt so, als sei zwischen den öffentlich-rechtlichen Sendern und ProSiebenSat.1 ein neues Kapitel der Zusammenarbeit aufgeschlagen worden. Ende Januar gab der private Medienkonzern zwei Kooperationen bekannt, um bestimmte Inhalte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf Joyn zeigen zu können. Vorstandsmitglied Markus Breitenecker (Foto rechts), als COO zuständig für Joyn, freute sich riesig über „eine Content-Partnerschaft“ mit ARD Plus und ZDF Studios. Dadurch ließen sich auf Joyn „über 4.000 Programmstunden“ kostenlos auf Joyn zeigen, darunter etwa ÖRR-Originale wie Lindenstraße oder Dittsche. Die Basis der Zusammenarbeit: Klare vertragliche Regeln, die nicht nur die Nutzung der Inhalte festhalten, sondern für ARD und ZDF auch eine Vergütung vorsehen – weshalb sie als Blaupause für weitere Deals gelten könnten. 

Auf Anfrage von Medieninsider haben die WDR Mediagroup und ZDF Studios
die vertraglichen Vereinbarungen bestätigt, nach denen Joyn die
Lizenzware nutzen darf, und hierzu auch die Rahmenbedingungen
ausgeführt. Dabei zeigt sich, dass es durchaus unterschiedliche Modelle der Vergütung gibt.

So sehen die bisherigen Deals von ARD, ZDF und Joyn aus

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Volker Nünning
Volker Nünning
Volker Nünning ist freiberuflich von Bonn aus als Medienjournalist aktiv. Von 2005 bis Ende 2021 war er Redakteur der eingestellten Fachzeitschrift „Medienkorrespondenz“. Seine Themen: Öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunk, Medienpolitik sowie Medienaufsicht.

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