Das hat BuzzFeed Deutschland 2019 an Umsatz gemacht

Hallo Medieninsider!

schön, dass du wieder dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter erwartet:

► Weshalb Journalisten ihre Arbeitgeber verlassen, um eigene Newsletter-Projekte zu starten – und wie sie das machen

► Wie Ringier mithilfe von künstlicher Intelligenz Frauen in Medien systematisch sichtbarer machen will

► Wie viel Umsatz BuzzFeed Deutschland 2019 gemacht hat

► An welchen Stellen das Wall Street Journal massive Transformationsprobleme hat

► Dass Martin Hoffmann T-Online verlässt und Malte von Bülow Hubert Burda Media


Newsletter statt Verlag: Die Emanzipation des Journalisten

Der Mann hier oben im Bild ist Casey Newton, einer der am besten vernetzten und am meisten geschätzten Tech-Journalisten im Silicon Valley. Vor einigen Wochen hat er selbst für Schlagzeilen gesorgt, denn er hat etwas Besonderes gemacht: Seinen Job beim bekannten Portal The Verge aufgegeben, um seinen dort aufgebauten Newsletter unter neuer Marke und eigener Flagge weiterzuführen.

Job aufgeben, einen eigenen Newsletter starten, mitten in der Wirtschaftskrise. Klingt verrückt? Mag sein. Newton ist aber kein Einzelfall, wie du in dieser Analyse von mir nachlesen kannst. Die Emanzipation der Journalisten von ihren Medienhäusern hat begonnen und sie findet nicht mehr schleichend, sondern offensichtlich statt. 

Ich habe mir angeschaut, welche Gründe Journalisten und Kolumnisten haben, ihren Arbeit- und Auftraggebern für eigene Medienprodukte den Rücken zu kehren und wie sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Dabei treibt in den USA vor allem ein Tech-Anbieter die Entwicklung massiv voran. 

Über den Trend habe ich anderem mit Brian Morrissey gesprochen, dem langjährigen Chefredakteur und President von Digiday, der eben selbst erst seinen eigenen Newsletter gestartet hat, die Entwicklung aber nicht blauäugig sieht. 

„Im Journalismus geschieht gerade das, was wir bereits bei YouTube- oder TikTok-Creators erlebt haben. Sie wollten sich nie einer anderen Identität anschließen, sondern ihr eigenes Geschäft machen“

Die Analyse geht auch der Frage nach, ob und wie dieser Trend in Deutschland aussehen und was das für Medienhäuser bedeuten könnte. Den gesamten Artikel kannst du als Medieninsider hier nachlesen


Dr. Annabella Bassler. Foto: Thomas Meier/Blick. Montage: Medieninsider

Wie eine künstliche Intelligenz Ringier dabei hilft, mehr Frauen abzubilden

Wie viele Gedanken werden sich in deiner Redaktion, in deinem Team oder deinem Unternehmen über die Sichtbarkeit von Frauen gemacht? Wie viel wird darüber nachgedacht, den Anteil systematisch zu erhöhen – und darüber, wie das gelingen soll?

Bei Ringier in der Schweiz, so viel lässt sich sagen, wird nicht nur viel darüber nachgedacht, sondern auch viel gemacht. Der Medienkonzern (Blick, Handelszeitung, Schweizer Illustrierte) hat eine künstliche Intelligenz entwickelt, die den Anteil von Frauen in der Berichterstattung protokolliert. Der Algorithmus ist Teil der EqualVoice Initiative, die Frauen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen soll und gerade ein Jahr alt geworden ist – ein guter Zeitpunkt also für ein erstes Fazit. Das zieht Annabella Bassler, CFO von Ringier und Ideengeberin des Projetks, im Interview.

Sie erklärt, wie die Idee des Algorithmus und der dahinter stehenden Initiative entstanden ist, teilt erste Ergebnisse und Erfahrungen. Wir sprechen nicht nur über die Sichtbarkeit von Frauen und Expertinnen in den Medien, sondern auch den Anteil von Frauen hinter den Kulissen von Ringier – und Bassler verrät auch, wie sie ihre Einstellung zu einer verbindlichen Frauenquote überdenkt. Das gesamte Interview kannst du als Medieninsider hier nachlesen.


Entdecke unser Gründer-Blog

Bei Medieninsider wollen wir dir nicht nur einen Einblick in andere Medienunternehmen geben, sondern auch in unser eigenes – Medieninsider inside, sozusagen. Dazu haben mein Co-Gründer Matthias und ich ein Blog aufgelegt, in dem wir unsere Gründung protokollieren wollen.

Wir möchten damit dich mit auf unsere gemeinsame Reise als Start-up nehmen, aber auch Eindrücke und Erfahrungen teilen, anderen Gründern (oder jene, die darüber nachdenken) womöglich Mut machen. Dieses Blog wird nicht regelmäßig erweitert, aber immer dann, wenn wir etwas mitzuteilen haben. Das teilen wir dir dann hier im Lese-Letter kurz mit – gerade erst habe ich notiert, wie wir eigentlich zur Gründung kamen.


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

Erstmals veröffentlicht: So viel Umsatz hat BuzzFeed Deutschland 2019 gemacht

BuzzFeed hat in dieser Woche Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Aus dem Bericht für BuzzFeed UK, in dem auch das deutsche Geschäft gebündelt war, gehen erstmals Umsatzzahlen für die deutsche Unternehmung hervor. Demnach nahm BuzzFeed in Deutschland etwa 1,4 Millionen Pfund ein.

Ein Vergleich zum Vorjahr fällt schwer, weil 2018 auch die Umsätze der Buzzfeed-Aktivitäten in Frankreich und Spanien mit eingeflossen sind. BuzzFeed zog sich im Dezember 2018 aus Frankreich zurück, nur einen Monat später auch aus Spanien. Trotzdem hat sich der Umsatz in der ehemals gemeinsamen Sektion, in der anschließend nur noch BuzzFeed Deutschland war, verdoppelt. Hintergrund dürfte sein, dass das Vermarktungsgeschäft BuzzFeed Deutschlands zuvor unterentwickelt war. Erst Anfang 2020 bekam das Team eine eigene Sales-Kollegin. Zuvor wurde das Geschäft aus Großbritannien gesteuert. Der erstmalige Insight dürfte vorerst auch der letzte gewesen sein. Im August hat BuzzFeed auch sein Deutschland-Geschäft an Ippen Digital abgestoßen. 

Interner Bericht legt massive Transformationsprobleme beim Wall Street Journal offen

Das Wall Street Journal hat offenbar erhebliche Probleme bei der digitalen Transformation. Diesen Eindruck erweckt ein interner Bericht (Stand Juli), den BuzzFeed News veröffentlicht hat. Die Analyse legt eklatante Schwierigkeiten offen, was die Digitalisierung der Redaktion angeht. Noch immer liege der Fokus auf der gedruckten Zeitung. Wie es weiter heißt, habe sich die Conversion-Rate seit 2017 kaum verändert. Für das Ziel von 5,5 Millionen digitalen Abonnenten bräuchte man bei jetzigem Wachstum 22 Jahre. Auch inhaltlich arbeite man noch zu viel für den klassischen Geschäftsmann und damit an den Interessen potentieller Neukunden vorbei. Die Sorge, alte Leser schneller zu verlieren als neue aufzubauen, gehe sogar so weit, dass Reporter sich nicht mehr trauten, Themen über ethnische Minderheiten oder Rassismusprobleme („racial issues“) vorzuschlagen. 

BuzzFeed News hat den 142-seitigen Bericht am Ende dieses Artikels veröffentlicht. 

Spotify startet Morning Show in den USA 

Der Musikstreamingdienst hat in den USA die morgendliche Show the get upgestartet. Wie in herkömmlichen Morning Shows wird auch the get up von einem Moderator präsentiert, das Programm beinhaltet Nachrichten und Themen aus Popkultur, Unterhaltung und Musik – im Falle von Spotify ist das Musikprogramm aber personalisiert. Die Sendung wird nicht live und linear ausgestrahlt, sondern als Podcast erscheinen und damit über die üblichen Spotify-Funktionen verfügen. 

Aus dem Personalticker

► Martin Hoffmann wechselt von T-Online zu Digitalagentur Ida

Rückkehr nach Hamburg: Malte von Bülow verlässt Hubert Burda Media 

► Rheinische Post: Clemens Boisserée übernimmt digitale Produktentwicklung

► Bauer: CFO Harald Jessen und Kommunikationschef Arnd Wagner gehen

Katja Wildermuth wird neue BR-Intendantin


Lesetipp

In dieser Woche kommt man an der Studie der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung nicht vorbei. Die wissenschaftliche Arbeit der beiden Journalisten Ingo Dachwitz und Alexander Fanta legt offen, wie der Google Hunderte Millionen von Euro in die Medienförderung investiert, um seine (medien-)politischen Ziele zu erreichen. In den vergangenen Jahren waren es mehr als 200 Millionen Euro in europäische Medien, allen voran in Deutschland. Jetzt kommt in Europa die Superförderung für „Google Showcase“ von bald einer Milliarde Euro in drei Jahren hinzu.

Die Studie der Otto Brenner Stiftung zeigt auf, wie Google vorgeht und in welche Medienunternehmen es sein Geld gesteckt hat – und dass sehr wohl eine „korrumpierende Nähe“ befürchtet wird.

Die Studie findest du hier verlinkt, ich empfehle dir für eine schnelle Übersicht aber auch diese beiden Artikel beim Deutschlandfunk und der Welt

Hab noch eine schöne Woche!

Viele Grüße sendet

Marvin

Wenn dir der Artikel gefällt, dann teile ihn in sozialen Netzwerken, aber nicht als PDF innerhalb deiner Organisation. Dafür ist eine Lizenz notwendig.

Mehr zum Thema

Lese-Letter Marvin Schade

Was das Reichelt-Radio mit einem polnischen Studentenradio teilt

0
Im Lese-Letter diese Woche: Julian Reichelts Portal Nius soll jetzt auch Radio machen, Brian Morrissey schreibt über alte Gewohnheiten im Newsletter-Business und wir legen das Honorar und Produktionskosten der Carolin Kebekus Show offen.

Ein Newsletter ist noch kein Geschäftsmodell

0
Newsletter sind nach wie vor ein beliebtes Publishing-Tool. Nur sind sie kein Allheilmittel. Brian Morrissey erklärt, weshalb Newsletter allein kein Geschäftsmodell sind und welche Schwächen sie noch mitbringen.
Lese-Letter Marvin Schade

Was Jan Böhmermann und Holger Friedrich gemeinsam haben

0
Im Lese-Letter geht es um den Machtkampf bei Corint, die von Berliner-Zeitung-Verleger mit Springer geteilten vertraulichen Informationen von Julian Reichelt und das Ende von Buzzfeed News und Co.
Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

DEINE MEINUNG IST GEFRAGT

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Hier Namen eintragen