Es war der 39. Tag des Krieges in der Ukraine, an dem die ARD wieder einen eigenen Korrespondenten aus Kyiv schaltete. Ex-Moskau-Korrespondent und Monitor-Chef Georg Restle berichtet seit vergangenen Sonntag wieder aus der ukrainischen Hauptstadt – und startete mit einem Bärendienst für den Journalismus.
In der Tagesschau um 20 Uhr erklärte er vor 7,2 Millionen Zuschauern, es sei Journalisten nicht möglich gewesen, „sich ein eigenes Bild von der Lage in Bucha zu machen“. Im Vorort von Kyiv wütete der Krieg in den vergangenen Tagen in einer bis dato unbekannten Dimension. Es geht um zahlreiche tote Zivilisten, um Kriegsverbrechen übelster Art. Journalisten aber hätten keinen Zutritt gehabt, so Restle. Die Ukrainer hätten eine Sperrzone eingerichtet, unter anderem um Mienen zu entfernen und um Beweismaterial zu sichern.
Ein bemerkenswerter Auftritt. Richtigerweise hätte Restle nämlich erklären müssen, dass es ihm und seinem ARD-Team nicht möglich war, nach Bucha zu fahren. Denn zahlreiche andere Reporter berichteten aus der zerstörten Stadt – Bild, Spiegel, BBC und CNN… Mindestens wer über Kontakte in der Region verfügt, war vor Ort. Jeder, der die Berichterstattung aufmerksam verfolgt, bekam das mit.
Restles Einlassung, zu der er sich später erklärte, war aus mehreren Gründen problematisch:
► Sie könnte den Eindruck erwecken, die Ukrainer würden die Region von der Öffentlichkeit abschirmen, um gegebenenfalls zu manipulieren. Das spielt pro-russischer Seite und Verschwörungstheoretikern in die Karten.
► Es könnte so auch der Eindruck entstehen, als hätten die Medien gar kein Interesse, in die zerstörte Region zu fahren und ließe sich lieber mit Regierungsmaterial versorgen.
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