Mathias Döpfner hat Unternehmer Philipp Westermeyer ein ausführliches Interview gegeben. Im OMR-Podcast äußert sich der Springer-CEO zum Gastbeitrag von Elon Musk in der Welt, aber auch zu Entwicklungen bei Axel Springer allgemein. Eine inhaltliche Auseinandersetzung.
Philipp Westermeyer weist auf sein Privileg direkt zu Beginn des Podcasts hin. Er ist nicht nur einer der wenigen, die Mathias Döpfner in den vergangenen Jahren interviewt haben – er ist auch der einzige, der es nun zum zweiten Mal kann. Knapp mehr als vier Jahre liegt das letzte Interview zurück. Es war eine erste Bilanz nach dem Einstieg des Finanzinvestors KKR, der etwa ein Jahr zuvor erfolgt war. Insofern scheint es irgendwo logisch, dass Döpfner nun wieder Gast im OMR-Podcast ist. Denn das KKR-Kapitel geht derzeit zu Ende. Vor wenigen Wochen haben die Gesellschafter final beschlossen, fortan wieder getrennte Wege zu gehen. Gleichwohl ist das Interview für Mathias Döpfner mehr als ein Auftritt, um erneut Bilanz zu ziehen. Ob freiwillig oder nicht: Der Auftritt ist auch einer im Sinne der Krisen-PR.
Gerade erst hat Axel Springers Welt selbst wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil sie im Vorfeld der Bundestagswahl einen Gastbeitrag von Elon Musk veröffentlichte. Darin warb der Unternehmer unverhohlen für die AfD. Für viele haben sich Welt und Axel Springer damit verdächtig gemacht, ebenfalls mit der AfD zu sympathisieren, zumindest aber die Positionen der Partei zu legitimieren. Die Sache schlug auch deshalb hohe Wellen, weil große Teile der Redaktion protestierten, nach Erscheinen des Beitrages sogar öffentlichkeitswirksam – ein selten erlebtes Ausmaß. Der OMR-Podcast ist eine gute Gelegenheit, dem etwas entgegenzusetzen.
Host Philipp Westermeyer betreibt Deutschlands wohl wichtigsten Business-Podcast, der auch unter Anzeigenkunden und weiteren wichtigen Stakeholdern der Medienbranche gehört wird. Zudem ist das Format bekannt dafür, den Gästen lange Erzählstrecken zu überlassen, Westermeyer ist oft mehr Stichwortgeber als dass er durch spitze Nachfragen auffällt. Aus PR-Sicht könnte man sagen: Es ist ein dankbarer Kanal – einer, den Döpfner als geschickter Rhetoriker und in seiner Art als Menschenfänger durchaus zu nutzen weiß.
Das muss nicht durchweg etwas Schlechtes sein. Es ist immer spannend, einer einflussreichen Person wie Mathias Döpfner zuzuhören. Trotz aller Kritik sind er und Axel Springer ein Leitbild in der digitalen Transformation. Man kann Döpfners Diagnosen zum Zustand der Branche oder seinen Prognosen etwas abgewinnen. Man kann seinen Aussagen aber auch durchaus kritisch und mit Kontext begegnen – daher ein paar Erkenntnisse, Einlassungen und Ergänzungen zu einem Interview, das hier in der Audio-Fassung zu finden ist.
„Auf dieses Geschäft können wir uns konzentrieren und hier die notwendigen Investitionsmittel zur Verfügung stellen.“
Das Gespräch beginnt mit den jüngsten Entwicklungen rund um den Ausstieg des Private-Equity-Investors KKR, mit dem sich Axel Springer auch vom ertragreichen Geschäft mit den digitalen Kleinanzeigen (Stepstone, Aviv) trennt. Der CEO unterstreicht, dass dadurch das Verlagsgeschäft von seinen Schulden bereinigt wurde, was Raum für Investitionen schaffe. Döpfner spricht von einer „guten Botschaft für alle Journalisten in diesem Unternehmen.“
Anmerkung: Der KKR-Deal ist aus wirtschaftlicher Sicht ein voller Erfolg für Springer und Mathias Döpfner. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass durch den Wegfall der Quersubventionierung aus den gut laufenden Geschäften auch das Sicherheitsnetz zerschnitten ist. Das Verlagsgeschäft ist wirtschaftlich auf sich allein gestellt. Das erhöht den Druck, wie derzeit bei der blauen Gruppe zu beobachten ist. Während Döpfner über Internationalisierung („in den USA arbeiten mehr Journalisten als in Deutschland“) und von Investitionsmöglichkeiten spricht, wird bei der Welt zum wiederholten Male „restrukturiert“. Bedeutet: Stellenabbau. Erst am gestrigen Dienstag schlug der Welt-Betriebsrat wieder Alarm, klagte über „ein gravierendes Personal-Kürzungsprogramm“ und eine fehlende „klare Strategie“.
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