Tools wie ChatGPT machen künstliche Intelligenz (KI) massentauglich und läuten die nächste Revolution ein. Dieses Mal will die Medienbranche vorne mit dabei sein. Das kann gut und wichtig sein – aber auch gefährlich, wie das News-Plugin von Axel Springers Welt zeigt. Ein Erfahrungsbericht über ein Tool, das mit dem höchsten Gut des Journalismus spielt.
Nicht lange zögern, sondern lieber die Nase ganz vorne haben – das dachte man sich bei der Welt angesichts der neuesten Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz. Ende Juni verkündete das Medium, als „erste deutsche Medienmarke“ ein News-Plugin für ChatGPT zur Verfügung zu stellen. Die neuesten Nachrichten ließen sich nun direkt über den Chatbot abrufen. Man sei stolz auf den „innovativen Service“, ließ sich Michael Reiner, Geschäftsleitung Welt Digital, in der Pressemitteilung zitieren. Man sei überzeugt, dass der Service den Nutzern „einen großen Mehrwert bieten wird“. Er machte auch gar keinen Hehl daraus, dass es auch darum gehe „ganz vorn dabei zu sein“ angesichts der neuen Technologie. Doch welchen Wert hat Innovation, wenn man sie mit der eigenen Glaubwürdigkeit bezahlt?
Das folgende Beispiel bestätigt eine alte Weisheit, die bei Innovationen so oft in Vergessenheit gerät: Wer etwas Neues entwickelt oder anbietet, sollte zunächst schauen, welches Problem es zu lösen gilt. Oft hingegen entstehen Innovationen einfach deshalb, weil es möglich ist. Weil man die Technologie cool findet. Oder weil man – wie im Falle der Welt – Erster sein und den Ruhm einstecken will. Und das geht dann nach hinten los, wie diese Recherche zeigt. Am Ende steht genau das, was der Journalismus gerade am wenigsten gebrauchen kann, was ihn im Extremfall ins Grab bringen kann in einer Situation, in der die Branche ohnehin auf eine Krise zusteuert: Falschinformationen und erfunden Nachrichten im Namen einer großen Medienmarke.
News-Plugin von Welt: Wenn künstliche Intelligenz einen dumm aussehen lässt
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