Der ARD-ZDF-Zukunftsrat und eine Jahrhundertaufgabe

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Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

► Der Zukunftsrat für ARD und ZDF hat seine Reformvorschläge vorgelegt – wir schauen auf die Ergebnisse 

► In Österreich gibt es mit Joyn eine Mediathek, die private und öffentlich-rechtliche Angebote miteinander vereint – Volker Nünning hat recherchiert, warum das ProSiebenSat.1-Projekt in Deutschland geringe Chancen hat (direkt zum Artikel)

► Auf Distanz sind auch Publisher und Plattformen – Brian Morrissey erklärt, weshalb sie wohl auch nicht mehr kleiner wird (direkt zum Artikel)

► Correctiv zeigt: Guter Journalismus hat Impact 


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Die kommenden zwei Tage werden interessant für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Rundfunkkommission der Länder kommt zusammen und auf ihrer Agenda steht vor allem ein Punkt: Die Beratung über den gerade veröffentlichten Bericht des von ihr beauftragten Zukunftsrats für ARD, ZDF und Deutschlandradio. 

[Der Zukunftsrat wurde im März 2023 von der Rundfunkkommission der Bundesländer berufen, um unabhängige Reformvorschläge zu unterbreiten. Angeführt wurde er von Medienmanagerin Julia Jäkel als Vorsitzende und dem Verfassungsrechtler Peter Michael Huber als Stellvertreter. Mehr über die Zusammensetzung des Rats erfährst du hier.]

Wer auf ein Leichtes gehofft hat, dürfte enttäuscht werden. Der Zukunftsrat hat seine Rolle nicht als Spar-Rat interpretiert. Statt einer Streichliste von Angeboten legt er eine auf 38 Seiten ausformulierte Vision des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor, die ans Eingemachte geht: an die Organisation der Anstalten mit ihren behördlichen Apparaten und die Frage der Zusammensetzung der Finanzierung. Die wichtigsten Vorschläge in der Übersicht samt Kurzanalyse:

Das Holding-Modell

Mit der ARD-Anstalt soll zu den bisher neun bestehenden eine zehnte geschaffen werden. Als Dachorganisation soll sie zentrale Aufgaben übernehmen, die bislang in weiten Teilen jede Landesrundfunkanstalt für sich löst. Hier gilt die Devise: Zentrales wird zentral gelöst, Regionales regional. So soll die Dachorganisation eigenständig für das Hauptprogramm Das Erste verantwortlich sein, aber auch für die überregionalen Mediatheken-Angebote. Mehr noch: Die Zuständigkeit soll auch die Verwaltung betreffen. Auch innerhalb der ARD soll nicht jeder alles machen müssen. Das gelte auch für die Dachorganisation, die keine neuen Strukturen schaffen müsse, sondern die Landesrundfunkanstalten mit einzelnen Disziplinen beauftragen könne. So soll die immens bürokratische und ineffiziente Koordinationsarbeit wegfallen, die die Experten als größten Aufwand identifiziert haben. Entscheidungswege könnten hiermit effizienter werden. Die inhaltliche Souveränität für die jeweiligen ARD-Regionen soll davon genauso unberührt bleiben wie die finanzielle, da die Dachorganisation – anders als im Konzern – keine Gebühren verteilt oder abzieht.

Fazit: Wirtschaftlichkeit lässt sich von der Wirtschaft lernen: Ein Holding-Modell wird nicht zum kompletten Abbau von Doppelstrukturen führen, kann sehr wohl aber eine deutliche Reduzierung bewirken. Dem Rat wäre geholfen, wenn er seine These hätte mit Zahlen untermauern können. Eine eigene Dachorganisation für zentrale und überregionale Aufgaben könnte das konfuse Konstrukt der ARD in der Tat effizienter strukturieren. Man darf gespannt sein, wie die Politik reagiert. Eine zehnte ARD-Anstalt dürfte als schwer vermittelbar gelten – vor allem, wenn im Gegenzug nichts wegfällt. Markus Söder lässt grüßen.

Das Regio-Modell

Die Landesrundfunkanstalten sollen im neuen Modell die Verantwortung für ihr regionales TV-Programm wie auch die Hörfunkprogramme behalten. Zudem sollen sie durch freigesetzte Kapazitäten die Grundversorgung in ihren Regionen ausbauen können.

Fazit: Man kann in dem Schritt eine Degradierung der Intendanten zu Regionalfürsten sehen. Man kann sich aber auch täuschen. Vielmehr ist es eine Besinnung auf ihre eigentlichen Aufgaben. Die Relevanz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wird vor Ort gemacht. Sich auf die dortige Präsenz zu konzentrieren, sollte oberste Priorität genießen. Auch wenn es jeder weiß, handelt längst nicht jeder danach.

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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