Vor einigen Wochen berichtete Medieninsider über ein verunglücktes Interview mit Gründerin und Verlegerin Katharina Wolff. Bestandteil des Artikels waren auch weiterführende Recherchen zu redaktionellen Standards bei dem Businessmagazin, das sich vorwiegend an Frauen wendet. Zuvor war das Profil einer Autorin aufgefallen, das offensichtlich gefälscht war. So war das Foto der Autorin beispielsweise ein Stockfoto. Katharina Wolff gab zu: „Nora Weber“ gibt es gar nicht. Das Profil sei vielmehr als „einheitliches Alias“ eingerichtet worden für „z.B. Praktikant:innen“, die nicht unter ihrem eigenen Namen publizieren wollten. Kann das sein?
Schon die Begründung für das Fake-Profil gab Anlass zu Misstrauen. Dass besonders Praktikanten ohne Nennung ihres Namens publizieren wollen, ist mindestens ungewöhnlich. Berufseinsteiger sind auf Arbeitsproben angewiesen. Unter den Interviewpartnern waren zudem namhafte Köpfe. Beispielsweise Carsten Horn, CEO der Fastfood-Kette Nordsee, Unternehmerin und Seriengründerin Verena Pausder, Unternehmerin und Politikerin Verena Huberts (mittlerweile SPD-Fraktionsvize im Bundestag) oder Strive-Investorin und heutige DFL-Chefin Donata Hopfen.
Wolff aber beharrt darauf. Beim Distribution Summit des Medienverbands der freien Presse bekräftigte sie ihre bisherige Erklärung:
„Wir hatten zwei Praktikantinnen, die nicht unter eigenem Namen schreiben wollten, weil es Themen waren, in denen sie sich nicht auskannten (…) Dementsprechend haben wir irgendwann ein Pseudonym geschaffen namens Nora Weber.“
Auch das ist erstaunlich. „Nora Webers“ Interviews sind alles andere als anspruchsvoll. Die Protagonisten reden darin eigentlich über sich selbst oder laufende Projekte. Man könnte sie als Gefälligkeitsinterviews bezeichnen. Nichts, wofür man große Vorkenntnisse bräuchte.
Weitere Recherchen lassen nun weitere Zweifel an Wolffs Version und der Aufrichtigkeit der Gründerin aufkommen. Medieninsider hat fast alle der rund zwei Dutzend Interviewpartner von „Nora Weber“ angefragt, um herauszufinden, wer mit den Protagonisten in Kontakt stand. Sieben haben direkt oder über ihre PR-Verantwortlichen geantwortet. Sie belegen: Hinter „Nora Weber“ haben sich nicht nur schüchterne Praktikanten versteckt.
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