Die neue Medienkonzentration bei Stern und RTL

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

► Gregor Peter Schmitz’ Stern-Mission ist in vollem Gange – genauso wie die neue Medienkonzentration unter dem Dach von RTL

► Der neue Verteilungsplan für die Regio-Büros von Bild legt nahe, dass auch in der Redaktion Stellen gestrichen werden – wo Fragen aufkommen und sich Widerstand regt, der sogar das Freiwilligenprogramm blockiert (direkt zum Artikel)

► Medien werden oft dafür kritisiert, dass der Klimawandel zu wenig Beobachtung erhält – unser Agenda-Setting-Monitor von Stefan Paulus zeigt auf, wie Aktivisten das Thema am Laufen halten (direkt zum Artikel)

► Der Digital News Report von Reuters attestiert mal wieder geringes Medienvertrauen – Alexandra Borchardt erklärt, weshalb der Journalismus damit eines seiner Ziele erreicht hat (direkt zum Artikel)

► Heute kommt Anne-Kathrin Gerstlauer zum Q&A und erklärt, wie sie ein Geschäftsmodell für ihren Newsletter Texthacks gebaut hat (jetzt anmelden)


Dieser Text ist die Archiv-Fassung des wöchentlichen Lese-Letters. Um zukünftige Ausgaben gratis zu lesen, kannst du ihn per E-Mail abonnieren:

Dem Stern ist nach den Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie in dieser Woche ein Erfolg gelungen. Mit der Entscheidung, das Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel auf die Titelseite zu heben, sorgt das Magazin seit gestern für Gesprächsstoff. Das ist auch ein Gewinn, weil Chefredakteur Gregor Peter Schmitz behaupten kann: Man spricht wieder über den Stern. Das war lange Zeit anders.

Schmitz’ Stern-Mission ist in vollem Gange, was sich auch darin bemerkbar macht, dass dem Chefredakteur Personal-Coups gelingen. In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche, bemerkenswerte Wechsel zum Stern bekannt. Einige davon:

► Spiegel-Korrespondent Veit Medick ist als Ressortleiter zum Politik-Team gestoßen und bildet dort eine Spitze mit Nico Fried.

► Bei T-Online warb Schmitz gleich mehrere in ihren Disziplinen geschätzte Köpfe ab. So wechselt unter anderem Chefreporterin Miriam Hollstein ebenfalls in die Politik-Redaktion des Stern, Sven Böll übernimmt strategische Aufgaben.

► Im Bereich Audience Development und Social Media gibt es gleich eine Generalüberholung. Der Stern holt Expertise aus unterschiedlichen Ecken der Branche.

Schmitz hat derzeit viele gute Gründe, seine Mission nach außen zu tragen. Denn die Personalien zeigen auch: Es gibt Journalisten, die an eine Wiederbelebung des Stern glauben. Dabei scheint auch die Erzählung zu verfangen, durch Synergien unter dem RTL-Dach neue Potenziale zu schöpfen. Oder anders: Die Verbindung zu RTL scheint zumindest nicht abzuschrecken – trotz einiger Stern-Cover mit RTL– oder Bertelsmann-Protagonisten in den vergangenen Monaten.

Dass die Zukunft des Stern von der Verzahnung mit RTL abhängig ist, wird auch mit Skepsis betrachtet – sowohl intern als auch extern, wie das jüngste Interview mit Schmitz in der Süddeutschen Zeitung zeigt. Darin wurde dem Chefredakteur ausführlich auf den Zahn gefühlt. Wie viel RTL(-Einfluss) steckt im Stern? Schmitz:

„Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Leute uns vorhalten, wir machen einfach Cross-Promotion für RTL.“

Und:

„Mir hat noch nie jemand gesagt: Mach im Stern mal was zu RTL.“

Der Grund für diese Aussage liegt möglicherweise darin, dass eine solche Ansage noch gar nicht notwendig war. Möglicherweise eilt der Gehorsam voraus. Damit sind nicht die großen Interviews auf dem Stern-Cover gemeint, sondern die eher unscheinbaren Formate, deren Wirkung nicht zu unterschätzen ist.

Im Zuge der Fusion war klar, dass Stern und andere RTL-Medien (RTL NewsNTV) auch Inhalte tauschen und teilen würden. Beispielsweise einen klugen Kommentar zur geopolitischen Lage, Ergebnisse aufsehenerregender (gemeinsamer) Recherchen, News-Stücke aus Politik und Wirtschaft. Es wäre gelogen, zu behaupten, so etwas finde nicht statt. Das Weidel-Interview des Stern wird auch prominent über die RTL-Kanäle promotet. Allerdings sieht die Medienkonzentration beim Stern auch so aus:

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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