Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:
► Welche Gender-Regeln Redaktionen aufstellen
► Was Benjamin Fredrich mit seinem neuen Katapult-Regionalmedium vor hat
► Welches US-Medium Axel Springer offenbar kaufen will
► Warum True-Crime-Formate auch nur Boulevard sind
Und hier noch eine wichtige Info:
Wir haben ein neues System zur Mitgliedschaftsverwaltung installiert. Als zahlendes Mitglied musst du (falls noch nicht geschehen) beim Login dein Passwort zurücksetzen und spätestens bis zum 1. Juni erneut ein Mitgliedschaftspaket auswählen und deine Bezahldaten neu hinterlegen, wenn du weiterlesen möchtest. Ich hatte dir dazu bereits gemailt, weitere Infos findest du auch noch einmal hier.
Der Medieninsider Sprachkompass
Kaum eine mediale Debatte ist so aufgeheizt wie die um gendergerechte Sprache.
„Gendern“ sei Ausdruck eines progessiven, gesellschaftlichen Wandels, sagen die einen, ein Zeichen für weniger Diskriminierung. Die anderen schimpfen über Sprachverhunzung und Bevormundung. „Gendern“ sei zudem von der Mehrheit der Gesellschaft nicht gewollt.
Auch in Redaktionen wird sich viel mit dem Gender-Sternchen und dem Binnen-I beschäftigt, vor allem als Objekt der Berichterstattung. Doch welche Regeln gelten im eigenen Blatt?
Medieninsider hat damit begonnen, einzelne Redaktionen nach ihrem Umgang mit geschlechtsbeschreibender Sprache zu fragen. Wir wollen wissen: Welche Regeln gelten – und warum? Gibt es Ausnahmen?
Wir kontrollieren die Anwendung der Regeln nicht, wir dokumentieren sie zunächst. Wir wollen damit den Status-quo abbilden und den Prozess, den ein möglicher Wandel der Sprache durchlaufen wird. Wir wollen schauen: Wann und wie entscheiden Redaktionen, wie sie ihre Sprache verändern wollen?
Aus den Antworten entsteht eine Art Sprachkompass, eine Standortbestimmung, die wir in regelmäßigen Abständen aktualisieren werden. Auch werden wir die Liste der Medien sukzessive erweitern.
Von knapp zwei Dutzend regionalen und überregionalen Medien haben wir bislang Antworten erhalten – von Nordkurier bis Münchner Merkur, von taz bis FAZ. Den Sprachkompass kannst du als Medieninsider hier lesen.
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Explosiv impulsiv
Wenn Benjamin Fredrich auftaucht, bleibt kein Stein auf dem anderen. Das gilt für ein altes Schulgebäude in Greifswald, das er gerade zum neuen Verlagssitz seines Katapult Magazins umbaut. Das gilt aber auch für neue Projekte, die der 33-Jährige Verleger in Angriff nimmt.
Ab kommender Woche will Fredrich mit einem eigenen Regionalmedium die Medienlandschaft in Mecklenburg-Vorpommern aufrütteln. Knapp 3800 Abonnenten hat er in den vergangenen Wochen für Katapult-MV gesammelt.
Im Interview erklärt er:
► Wie er Katapult-MV gegenüber der etablierten Konkurrenz von Ostsee Zeitung, Schweriner Volkszeitung und Nordkurier positionieren will
► Ob Katapult-MV ein digitales Produkt bleiben oder auch gedruckt werden soll.
► Ob das Regionalmedium Mecklenburg-Vorpommern ein Pilotprojekt für den Rest der Republik ist.
► Wie die Regionalisierung zu den bisherigen Plänen einer Internationalisierung des Katapult Magazins passt.
Wir sprechen auch über seine Empörungen aus den vergangenen Wochen, die Angriffe auf den Nordkurier, den Streit mit Übermedien, seinen jüngsten Artikel gegen die taz-Berichterstattung über Katapult. Ich wollte von ihm erfahren:
► Wie viel seiner Empörung echte Emotionen sind und wie viel Mittel zum Zweck für mehr Aufmerksamkeit.
► Wie sehr diese Empörung dem Geschäft hilft und ab wann sie schadet.
► Wie sich impulsive Handlungen mit strategischem Denken vertragen.
Die Antworten findest du im ausführlichen Interview mit dem Medienunternehmer. Du kannst es als Medieninsider hier lesen.
Komm zum Directors‘ Club mit Holger Stark!
Morgen ist es so weit! Wir laden zum ersten Directors‘ Club und damit zum ersten Live-Interview von Medieninsider ein. Am Donnerstag um 17.00 Uhr begrüße ich Holger Stark, den Investigativchef und stellvertretenden Chefredakteur der Zeit. Wir werden sowohl über die Herausforderung des Investigativ-Journalismus als auch die zunehmend gefährdete Pressefreiheit. Außerdem werde ich mit Holger Stark über die Rolle und das Verhalten der Medien im Bundestagswahlkampf sprechen – und auch du wirst die Möglichkeit haben, live Fragen zu stellen!
Wenn du beim Livestream dabei sein möchtest, werde Director-Mitglied! Mehr Informationen dazu findest du hier.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt
Axel Springer will offenbar Axios übernehmen
Axel Springer befindet sich offenbar in Gesprächen zur Übernahme des US-Mediums Axios. Das berichten The Information und das Wall Street Journal unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertrauten Personen. Dem WSJ zufolge strebt Axios einen Preis von bis zu 450 Millionen US-Dollar an. Axios wurde 2016 von Jim VandeHei, Mike Allen und Roy Schwartz als reines Newsletter-Medium gegründet. Das Unternehmen setzt konsequent auf themenspezifische Newsletter mit ebenso spezialisierten Autoren. Mittlerweile erreicht Axios laut Wall Street Journal monatlich bis zu 20 Millionen Nutzer, 2020 lag der Umsatz bei 60 Millionen US-Dollar. Springer hatte vergangenes Jahr angekündigt, in den USA hinzuzukaufen. 2015 übernahm Springer Business Insider (heute Insider), das vergangenes Jahr eine Mehrheit am Newsletter-Start-up Morning Brew übernahm. Außerdem ist Springer in den USA gemeinsam mit Discovery in die Holdinggesellschaft Group Nine Media investiert. Mehr dazu findest du bei The Information und dem WSJ.
Belarus hält regimekritischen Journalisten Roman Protassewitsch gefangen
Der regimekritische belarussische Journalist Roman Protassewitsch hat im Staatsfernsehen eine Art Geständnis abgelegt, Protesten gegen Diktator Lukaschenko angestiftet zu haben. Sein Vater und weitere Teile der belarussischen Opposition vermuten jedoch, dass das Video unter Anwendung von Folter entstanden sei. Protassewitsch war am Sonntag bei einer erzwungenen Flugzeuglandung in Minsk festgenommen worden. Nach eigenen Angaben drohe dem 26-Jährigen in Belarus die Todesstrafe. Er gehört zu den Gründern des oppositionellen TV-Senders Nexta, den die Behörden als extremistisch bezeichnen. Die EU-Staaten einigten sich nach der Gefangennahme von Prostassewitsch auf Sanktionen gegen Machthaber Lukaschenko und Unterstützer. Weitere Hintergründe findest du bei der Tagesschau oder der Süddeutschen Zeitung.
Bundeskartellamt leitet zwei Verfahren gegen Google ein
Das Bundeskartellamt widmet sich in zwei Verfahren Google und der Konzernmutter Alphabet. Die Wettbewerbshüter wollen im ersten Verfahren feststellen, ob eine „marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb“ vorliegt. Im zweiten Verfahren geht es um die Verarbeitung der gesammelten Nutzerdaten. Hintergrund ist das seit Januar gültige Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen für Digitalkonzerne. Das Bundeskartellamt kann dadurch unter gewissen Umständen wettbewerbsgefährdende Praktiken untersagen. Zuvor hatte die Behörde bereits ähnliche Verfahren gegen Facebook und Amazon eingeleitet. Die Pressemitteilung des Bundeskartellamts findest du hier.
Spotify transkribiert Podcasts künftig automatisch
Spotify hat neue Funktionen angekündigt, die für mehr Barrierefreiheit sorgen sollen. Künftig werden die Exklusiv- und Original-Podcasts des Streaming-Anbieters automatisch verschriftlicht. Die Transkripte lassen sich nach bestimmten Stellen durchsuchen, zudem kann von ausgewählten Punkten direkt in die Ton-Aufnahme gewechselt werden. Die Beta-Version soll in den kommenden Wochen für iOS- und Android-Nutzer ausgerollt werden. Ziel sei es, die Auto-Transkription in Zukunft für alle über Spotify hörbaren Podcasts anzubieten. Für Menschen mit Sehbehinderung arbeitet Spotify an Möglichkeiten, das Erscheinungsbild der App speziell anzupassen. Hier stellt Spotify die neuen Funktionen selbst vor.
MDR erforscht gendersensible Sprache in Radio-Nachrichten
Gemeinsam mit der Universität Halle-Wittenberg erforscht MDR Aktuell, welche Auswirkungen gendersensible Sprache auf das Verständnis von Nachrichten hat. Drei Varianten von Testsendungen werden für das Projekt untersucht: Nachrichten im generischen Maskulinum (z.B. Lehrer), mit gendersensibler Variante der Paarform (Lehrerinnen und Lehrer) und mit Gender-Gap (Lehrer:innen). Begleitet werde das Projekt durch Master- und Bachelorarbeiten. Erste Ergebnisse erwartet der MDR für 2022. Die MDR-Ankündigung findest du hier.
Apple startet Partner-Programm für Bezahl-Podcasts
Zum Start der Premium-Inhalte in Apple Podcasts führt Apple ein neues Partnerprogramm ein. Teilnehmer erhalten eine Provision über 50 Prozent für jedes durch sie generierte Podcast-Abonnement. Das Apple Services Performance Partner Program for Apple Podcasts richtet sich vor allem an Kreative, die über entsprechende Werbekanäle verfügen, soll aber auch gezielt von Podcast-Erstellern genutzt werden. Die Bezahl-Podcasts sollen noch im Mai starten. Weitere Hintergründe findest du bei TechCrunch.
Medieninsider sucht freie Mitarbeiter
Wir bauen Medieninsider weiter aus und können dafür Unterstützung gebrauchen. Deshalb suchen wir freie Autoren! Wenn du dich in den folgenden Punkten wieder entdeckst, dann schreib mir doch eine Mail mit ein paar Worten über dich und deinen thematischen Schwerpunkten. Meine Adresse marvin@medieninsider.com.
😀 Du trauerst der Vergangenheit nicht hinterher, sondern freust dich auf die mediale Zukunft.
🤔 Vor lauter Freude vergisst du eine Sache aber nicht: den kritischen Gedanken bei allem, was sich in den Medien tut.
💡 Du interessierst dich nicht nur für publizistische Medienkritik, sondern auch für Geschäftsmodelle, medienpolitische Rahmenbedingungen und/oder Technologien.
👂 Du verfügst über ein eigenes Netzwerk in der Medienszene und benutzt es auch gerne.
💪 Du nimmst nicht nur Aufträge entgegen, sondern bringst selbst Ideen ein. Dabei achtest du auf eigene Ansätze oder exklusive Informationen.
🤓 Du bist flexibel und versuchst, Themen zügig umzusetzen
Wenn du direkt an jemanden denken musstest, der hier passen könnte, dann leite die Mail direkt weiter!
Wie du helfen kannst, Medieninsider bekannter zu machen
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Lesetipp
Bist du ein Fan von True Crime? Viele Menschen fasziniert das Genre so sehr, dass es nicht mehr nur Behörden und Ermittler beschäftigt, sondern auch ganze Redaktionen. Zeitungs- und Zeitschriftenverlage haben in den vergangenen Jahren eigene Magazine entwickelt und auch Betreiber von Podcast-Plattformen spitzen die Ohren, wenn sie von neue True-Crime-Formate hören. Straftaten sind in Mode.
Gedanken wie diese klangen offenbar auch für Margarate Stokowski eigenartig. Für ihre Kolumne bei Spiegel Online hat sie sich Zeitschriften und Audio-Formate mal genauer angesehen. Sie schreibt:
„Die seit zwei Jahren verschwundene, damals 15-jährige Rebecca wird weiterhin vermisst, bei Podimo findet man ihren Fall zwischen anderen Shows wie Fetisch für Anfänger und Dark Room 1.“
„Zeit Verbrechen will Qualitätsjournalismus sein, ist aber auch nur Boulevard für Besserverdienende.“
„Der Medienwissenschaftler Neil Postman schrieb 1985 ein Buch mit dem Titel Wir amüsieren uns zu Tode. Inzwischen sind wir bei: Wir amüsieren uns über Tode.“
Stokowskis Abrechnung mit dem Genre True Crime regt als Konsument dazu an, mal wieder über sein eigenes, voyeuristisches Verhalten nachzudenken. Und regt auch den Medienschaffenden zum Nachdenken an: Darüber, wo die kommerziellen Grauzonen des Journalismus beginnen – und wo er überhaupt endet. Darüber, wo sich Angebot und Nachfrage vielleicht nicht immer treffen müssen.
Deshalb ist Stokowskis Text der Lesetipp der Woche. Du findest ihn hier.
Viele Grüße sendet dir
Marvin