Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:
► So lief der Directors‘ Club mit Katrin Gottschalk von der taz
► Bei den deutschen Presseverlegern geht es weiter hoch her
► Bei Springer freut sich nicht jeder über Mathias Döpfners neueste Idee
► Wie sich die dpa geschlechtsneutraler Sprache annähern will
► Mit welchen Trends sich der neue Digital News Report befasst
Szenario 2022: Erscheint die taz bald ohne Print-Ausgabe?
Die taz macht viele Schlagzeilen, die eine gewisse Aufmerksamkeit erzeugen. 2018 machte sie eine große in eigener Sache: Der damalige Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch stellte das Szenario 2022 in Aussicht – eine Zukunft ohne die täglich gedruckte Zeitung. Seither geht die taz mit dem Wandel offen um.
2022: Das ist in weniger als sechs Monaten. Wird das Szenario real? Das wollte ich von Katrin Gottschalk wissen, die als stellvertretende Chefredakteurin zuständig ist für die digitale Produktentwicklung der taz.
In der zweiten Ausgabe des Directors‘ Club haben wir über die papierlose Zukunft gesprochen und darüber, wie die taz sich darauf vorbereitet und die Pläne umsetzen will. Sowohl eine kleine Zusammenfassung mit einigen Zitaten aus unserem Gespräch als auch das gesamte Video-Interview findest du als Medieninsider hier.
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Nächster Gast im Directors‘ Club: Arist von Harpe
Und hier noch eine Ankündigung: Kommende Woche gibt es bereits die Juli-Ausgabe des Directors‘ Club. Zu Gast sein wird Arist von Harpe. Erst seit vergangenem Jahr ist der ehemalige Xing-Manager Eigentümer der Hamburger Morgenpost.
Am 1. Juli um 17.00 Uhr werde ich mit ihm über seine Beweggründe für den Einstieg ins lokale Mediengeschäft sprechen und darüber, wie er die Mopo positionieren und transformieren will.
Als Medieninsider kannst du live dabei sein, wenn du über eine Director-Mitgliedschaft verfügst. Abschließen kannst du sie direkt hier. Und auf dieser Seite kannst du dir den Termin für den Livestream direkt in den Kalender eintragen.
Upday und Facebook News: Döpfner bereit, von Deal abzurücken
Wer vergangene Woche die BDZV-Zukunftskonferenz #BeBeta aufmerksam verfolgt hat, bekam ein gutes Bild davon, wie verhärtet die Fronten zwischen den Verlegern aktuell sind – besonders zwischen BDZV-Präsident Mathias Döpfner und seinem Vize Thomas Düffert.
Letzterer nutzte seinen Auftritt für zwei Dinge:
► Düffert, der im Hauptberuf CEO der Madsack Mediengruppe (Hannoversche Allgemeine, Leipziger Volkszeitung) ist, hielt eine Rede für die Stärke von Regionalverlagen innerhalb des BDZV. Medien, die Mathias Döpfner vor einigen Jahren bekanntlich verkauft hat.
► Mit Blick auf das Leistungsschutzrecht für Presseverlage plädierte er, das zu verteilende Geld nicht – wie bislang diskutiert – nach reiner Reichweite aufzuteilen, sondern qualitative Maßstäbe anzusetzen. Beispielsweise die Anzahl digitaler Abonnements heranzuziehen. Hier protzte Springer jüngst mit einer Million Abonnements weltweit (inkl. Insider und Politico Europe). Doch auch Regionalverlage mit mehreren Medien können hier mittlerweile signifikante Erfolge vorweisen. Einige von Ihnen bekämen auf diesem Wege wohl mehr.
Und Döpfner? Der war – anders als man es von ihm kennt – vielmehr damit beschäftigt zu reagieren anstatt zu agieren. Zum Vorstoß im Leistungsschutzrecht sagte er:
„Man muss natürlich darauf achten, dass diejenigen, die in den letzten Jahren die Kosten bei der Entstehung und beim Geschäftsbetrieb der Corint getragen haben, (…) sobald es etwas zu verteilen gibt, nicht nach einem anderen Verteilungsschlüssel behandelt werden. Das würde ja auch einen Gesellschafter wie Madsack treffen.“
Zu Düfferts Vorstoß, Digitalabos beziehungsweise Qualität als Maßstab zu nehmen:
„Zu sagen, wir wollen alle nur noch NZZ und FAZ ist eine sehr elitäre Sichtweise.“
„Auf die Position von Massenjournalismus, ob das von RTL beim Fernsehen ist oder ein Kölner Express als Zeitung ist, verächtlich draufzuschauen, brauchen wir nicht. Das ist eine Einschränkung der Vielfalt und im übrigen auch ein sehr geschmäcklerisches Urteil. Wer definiert denn Qualität?“
Und dann war da noch die größte Attacke Düfferts, über die man sich bei Springer besonders geärgert haben dürfte. Denn Düffert in seiner Rede:
„Ich bin Axel Springer sehr dankbar, dass dieses Thema Kuratieren durch Upday bei Facebook News relativ schnell wieder abgeräumt wurde und es jetzt Bestrebungen gibt, da tatsächlich eine neutrale Instanz zu etablieren.“
Richtig gelesen. Springer ist bereit, vom lukrativen Deal zwischen News-Aggregator Upday und Facebook für die Kuratierung des neuen Nachrichtenangebots Facebook News Abstand zu nehmen. Mehr darüber liest du als Medieninsider hier.
Ärger um die Essentials: Axel Springer und die Identitätsfrage
Nach seinem Termin beim BDZV hatte Döpfner seinen nächsten Auftritt, dieses Mal aber vor seinen Mitarbeitern. Er lud zum Video-Call ein, um eine Debatte fortzusetzen, die er wenige Tage zuvor angestoßen hatte. Wobei Debatte dabei ein großes Wort ist. Es wird viel diskutiert und erklärt, die Entscheidung aber dürfte stehen:
Der CEO will die Grundwerte, die Unternehmensgründer Axel Springer 1967 für die Journalisten des Hauses festgelegt hat, auf alle 16.500 Springer-Beschäftigte anwenden – also auch auf Verlagsseite, bei internationalen Töchtern, im Classifieds-Geschäft.
Das gefällt nicht jedem.
Innerhalb des Unternehmens regt sich Widerstand, besonders der zweite Grundsatz scheint zu polarisieren. Darin heißt es:
„Wir unterstützen das jüdische Volk und das Existenzrecht des Staates Israel.“
Wie Springer-Chef Döpfner versucht, die Belegschaft von den Grundwerten zu überzeugen, und was er jenen zu sagen hatte, die sich an einer wehenden Israel-Flagge vor dem Verlagsgebäude stören, kannst du als Medieninsider hier lesen. In dem Text erfährst du auch, wie viele der Mitarbeiter sich überhaupt mit Axel Springer identifizieren.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt
ARD und ZDF verknüpfen ihre Mediatheken
ARD und ZDF starten ein gemeinsames „Streaming-Netzwerk“. Die Plattformen bekommen eine übergreifende Suchfunktion, die auch das jeweils andere Angebot einschließt. Zudem bekommen Nutzer übergreifende Empfehlungen. Wer beim ZDF nach Jan Böhmermann oder Oliver Welke sucht, dem wird künftig auch die ARD-Kollegin Caroline Kebekus vorgeschlagen. Ein kompletter Umzug der Mediatheken unter ein einziges, gemeinsames Dach ist nicht geplant. Das Pressegespräch von ARD und ZDF findest du hier.
Nachrichtenagenturen überarbeiten ihre Genderregeln
AFP, APA, dpa, epd, Keystone-sda, KNA, Reuters und SID setzen künftig auf eine „diskriminierungssensible“ Sprache. Damit solle das generische Maskulinum „schrittweise zurückgedrängt werden“. Stattdessen wolle man Formulierungen wie die Paarform (Schülerinnen und Schüler) oder geschlechtsneutrale Formen (die Feuerwehrleute) benutzen. Auf Sonderzeichen wie Gendersterne oder Doppelpunkte verzichten die Agenturen vorerst. Die gemeinsame Erklärung der acht Agenturen findest du hier.
Facebook startet Clubhouse-Klon und Podcast-Angebot
Facebook folgt dem Trend eigener Audio-Angebote. Am Montag startete der Clubhouse-Konkurrent Live Audio Rooms, der zunächst nur in den USA verfügbar ist. Dort können ausgewählte Personen des öffentlichen Lebens und Facebook-Gruppen einen Diskussionsraum eröffnen. Bis zu 50 Sprecher erlaubt Facebook, die Zahl der Zuhörer ist nicht begrenzt. Zum Start können Räume nur über iOS-Geräte eröffnet werden, die Teilnahme ist auch über Android-Geräte möglich. Zudem startete Facebook ein eigenes Angebot für Podcasts. Zum Start fällt die Auswahl mit insgesamt vier Shows allerdings noch klein aus. Mehr dazu erfährst du hier.
Condé Nast plant offenbar Abbau von 50 Stellen
Condé Nast Germany will offenbar 50 Arbeitsplätze streichen, berichtet Meedia. Vom Abbau seien die Redaktionen und der Verlag betroffen. Auch GQ-Redaktionsleiter Johannes Patzig soll Condé Nast verlassen. In den vergangenen beiden Jahren hatte das Verlagshaus bereits 33 Stellen gestrichen. Weitere Infos bekommst du bei hier.
Bundeskartellamt geht auch gegen Apple vor
Nach Verfahren gegen Facebook, Amazon und Google hat das Bundeskartellamt nun auch ein Verfahren gegen Apple eröffnet. Nach den neuen Vorschriften für Digitalkonzerne prüft die Bonner Behörde nun Apples „marktübergreifende Bedeutung für den Wettbewerb“. Die Wettbewerbshüter kündigten zudem an, sich in einem möglichen weiteren Verfahren mit „konkreten Verhaltensweisen“ genauer zu beschäftigen. Es lägen „verschiedene Beschwerden gegen potenziell wettbewerbsgefährdende Praktiken vor“. Die vollständige Mitteilung des Bundeskartellamts findest du hier
► Sarah Majorczyk wird Mitglied der Bild-Chefredaktion
► SZ: Marie-Louise Timcke wird Leiterin Datenjournalismus
► Aline Abboud wechselt zu den Tagesthemen
►DB Mobil-Chefredakteur Stephan Seiler wechselt zum Stern
Lesetipp
Heute Morgen ist der neue Digital News Report des Reuters Institutes erschienen, eine Pflichtlektüre für alle, die sich für Medientrends und Nutzerpräferenzen interessieren.
Für die neueste Ausgabe haben die Forscher im Frühjahr 92.000 Menschen aus 46 Ländern befragt, erstmals auch aus Indien, Indonesien, Nigeria, Thailand, Kolumbien und Peru.
In diesem Jahr ist der Bericht besonders spannend. Denn anders als im Vorjahr gibt es zu den Auswirkungen der Coronapandemie auf den Journalismus nicht nur ein Update, sondern eine ausführliche Analyse. Ein Schwerpunkt wird ebenfalls auf neue soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram liegen, aber auch auf Paid Content und die Vertrauenswürdigkeit von Medien.
Den neuen Digital News Report findest du hier. Und keine Sorge: Eine ordentliche Zusammenfassung liefere ich dir in Kürze natürlich auch hier bei Medieninsider.
Viele Grüße sendet dir
Marvin