Springer baut um: Niddal Salah-Eldin und Ulrike Handel ziehen in Vorstand

Alle Details zum Umbau des Top-Managements

Der Axel-Springer-Konzern plant einen umfassenden Umbau seines Top-Managements. Nach Informationen von Medieninsider soll der Vorstand um zwei Mitglieder wachsen – zunächst. Ein Posten steht zur Disposition. Neu zur Führungsriege hinzustoßen werden zwei Frauen – eine von intern, eine von extern. Eine dieser Personalien birgt eine gewisse Brisanz.

Die Nachricht von Ende März war nur ein leiser Vorbote: Als Axel Springer intern verkündete, dass News-Vorstand Jan Bayer in die USA gehen wird, machte es den Anschein, als würde CEO Mathias Döpfner die hiesigen Tätigkeiten des verdienten Managers zusätzlich übernehmen – Aufgaben, die sich nicht im Nebenjob erledigen lassen. Jetzt wird klar: Die Veränderungen im Vorstand sind von größerem Ausmaß. 

Axel Springer arbeitet an einem umfassenden Umbau des Top-Managements. Damit gehen nicht nur neue Verantwortlichkeiten einher, sondern auch personelle Veränderungen. Ebenfalls ein Ziel: Die Führung soll moderner und diverser werden. Zwei Frauen sollen dafür nachrücken. Medieninsider kennt die Details aus mehreren Quellen.

Insider-Infos: So sehen die Pläne für den Springer-Vorstand aus

Niddal Salah-Eldin

► Von intern soll den Plänen von Mathias Döpfner zufolge Niddal Salah-Eldin in den Vorstand berufen werden. Sie leitet seit vergangenem Jahr die FreeTech Academy, in der Springer die Ausbildung in Journalismus und Technologie zusammenbringt. Salah-Eldin machte bereits bei der Welt Karriere, leitete dort das Social-Team, wurde anschließend als Director Digital Innovation in die Chefredaktion berufen. Im Mai 2019 wechselte sie als Produkt- und Innovationschefin in die Chefredaktion der Nachrichtenagentur dpa. Bei ihrer Rückkehr zu Springer erklärte CEO Döpfner: „Niddal Salah-Eldin steht wie kaum eine zweite in der deutschen Medienbranche für die Verbindung von Technologie und Journalismus.“

Salah-Eldin soll aber nicht nur für Innovation in Frage kommen, sondern Transformation: Mit ihr könnte auch das Thema People & Culture eine größere Rolle in der Vorstandsarbeit einnehmen. Die Unternehmenskultur hat nicht nur wegen der Krise bei Bild an Bedeutung gewonnen, sondern auch angesichts der Internationalisierung. Deutlich wurde das bei den Diskussionen um die Unternehmenswerte, unter anderem mit einem klaren Bekenntnis zum Existenzrecht des Staats Israel.

Ulrike Handel

► Von extern soll nach Medieninsider-Infos Ulrike Handel zum Vorstand hinzustoßen. Sie war bis vergangenes Jahr CEO der Werbeagentur Dentsu Aegis. Gleichzeitig ist der Wechsel zu Springer eine Rückkehr. Die Managerin arbeitete bereits von 2000 bis 2011 für Axel Springer, war unter anderem Teil der Geschäftsführung von Welt. Die Managerin gilt als Kandidatin für das nationale Mediengeschäft (vor allem Bild, Welt), das zuletzt von Jan Bayer betreut wurde. Bemerkenswert an der Personalie Handel:

Das verbindet die Managerin mit Ex-Bild-Chef Julian Reichelt

Seit Sommer 2020 ist sie Mitglied im Aufsichtsrat der CompuGroup Medical von Frank Gotthardt. Im Januar machten Medieninsider und T-Online bekannt, dass sich der Unternehmer beim neuen Vorhaben von Ex-Bild-Chef Julian Reichelt wirtschaftlich engagiert. Springer und Reichelt trennten sich, nachdem ein Compliance-Verfahren wegen des Verdachts auf Machtmissbrauch durch den damaligen Bild-Chef den Springer-Konzern in eine unternehmenskulturelle Krise stürzte.

Dieser Posten steht mittelfristig zur Disposition

Dass der Springer-Vorstand langfristig aus sechs statt wie bisher vier Köpfen besteht, darf angezweifelt werden. Innerhalb des Konzerns wird über die Ausrichtung des Classified-Geschäfts diskutiert. In Vergangenheit wurde immer wieder darüber berichtet, dass der Springer-Konzern einen Börsengang für seine Stellenmärkte Stepstone oder Aviv Group plant. Die Umsetzung ist angesichts anhaltender Krisen (Pandemie, Ukraine-Krieg) nur eine Frage der Zeit.

Spätestens dann dürfte über die Rolle von Stephanie Caspar und die Bedeutung ihrer Tätigkeit im Vorstand entschieden werden. Nach Medieninsider-Infos ist nicht auszuschließen, dass sie das Management des Konzerns verlässt. Sollte dies sogar früher geschehen, stünde mit Ulrike Handel bereits eine Alternative parat – nach ihrer Tätigkeit für Welt arbeitete sie als Head of Classifieds für Springer.

Bayer und Deutz bleiben Vorstand

Unangefochten bleiben die Vorstandsposten von CFO Julian Deutz und vor allem auch Jan Bayer. Bei ihm hatte es Spekulationen gegeben, er könne den Vorstand verlassen, mit seinem Einsatz in den USA einen anderen Posten übernehmen. Nach Medieninsider-Infos gilt das als ausgeschlossen. Mit der Entsendung eines Vorstandsmitglieds in die USA wolle man die Bedeutung und Ernsthaftigkeit der Expansion unterstreichen, so Insider.

In den USA gibt es allerhand zu tun. Bislang war davon auszugehen, dass Bayer dorthin geht, um die Expansion des Konzerns aus nächster Nähe zu begleiten. Wie Medieninsider bereits berichtete, ist eine der drängendsten Aufgaben, das US-Geschäft neu zu strukturieren und zu organisieren. Unter anderem stellt der Konzern Überlegungen an, das Portfolio (Insider, Insider Intelligence, Politico) in einer Holdinggesellschaft zu bündeln. Auch schließt Springer nicht aus, in den USA weiter zu investieren.

Update: 11. April 2022, 08.00 Uhr:

Nach Berichterstattung von Medieninsider hat Axel Springer den Bericht per Pressemitteilung am späten Samstagabend bestätigt. Demnach werden Niddal Salah-Eldin und Ulrike Handel in den Vorstand einziehen, Stephanie Caspsar wird ihn verlassen. Jan Bayer wird zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden berufen.

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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