Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:
► Daniel Böcking auf dem Rückweg Bild
► Die medienpolitischen Positionen der Parteien zur Bundestagswahl
► Was bei der Auswahl von Führungskräften zu beachten ist
► Medieninsider wird ein Jahr alt
► Wie der Empfehlungsalgorithmus von TikTok funktioniert
Nach sieben Monaten bei Storymachine: Weshalb Daniel Böcking auf dem Weg zurück zu Bild ist
Er war Volontär, Redakteur, Lokalchef, Online-Chef, schließlich Stellvertreter des Chefredakteurs. Daniel Böcking hat bei Bild quasi jede Karrierestufe mitgenommen. Nur Chefredakteur wurde er nicht. Den Titel holte er sich zu Beginn des Jahres. Nicht bei Bild, sondern bei der Social-Media-Agentur Storymachine (Medieninsider berichtete). Nach nur sieben Monaten wird bekannt: Er will die Position wieder abgeben und ist nach Medieninsider-Infos auf dem Weg zurück zu Bild. Über die Gründe und die Aufgaben, die er bei Bild übernehmen soll, kannst du als Medieninsider hier mehr lesen.
Medienpolitische Positionen in der Bundestagswahl
In weniger als zwei Monaten wird ein neuer Bundestag gewählt. Ob Debatten über öffentlich-rechtlichen Rundfunk oder die Frage, inwiefern die öffentliche Hand zur Presseförderung beitragen kann: Medienpolitik spielt längst auch auf Bundesebene eine Rolle.
Welche medienpolitischen Positionen vertreten also die Parteien? Und ebenso wichtig: Wer äußert sich zu bestimmten Themen nicht? Sophie Conrad hat die Wahlprogramme der derzeit im Bundestag vertretenen Parteien durchgelesen, damit du es nicht mehr musst. Sie hat darauf geachtet, wie sich die Parteien über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (Ländersache) äußern, über die zuletzt gekippte Presseförderung auf Bundesebene und über die großen Plattformen. Ihre Zusammenfassung mit weiteren Linktipps kannst du als Medieninsider hier lesen.
Advertorial
Medienpolitische Positionen in der Bundestagswahl
Das Superwahljahr 2021 mit einer Bundestagswahl und sechs Landtagswahlen stellt viele Redaktionen vor Herausforderungen. Zeit für eine interaktive Innovation! Mit der digitalen Wahlhilfe WahlSwiper bieten Medien ihren Nutzern eine echte Orientierung im Parteiendschungel. Und das Beste: Er kann auf News-Websites kostenlos als Tool eingebaut werden. Im Advertorial erfährst du mehr über die Möglichkeiten mit dem WahlSwiper.
Aus der Medieninsider-Mediathek
► Arist von Harpe über seine Motive für den Kauf der Hamburger Morgenpost, Paid-Content-Pläne und neue Ideen für die Vermarktung. Zum Video und zur Zusammenfassung.
► Katrin Gottschalk, Produktchefin und Vize-Chefredakteurin der taz, über Transformation und eine papierlose Zukunft. Zum Video und zur Zusammenfassung.
► Holger Stark, Investigativchef und stv. Chefredakteur der Zeit, über Pressefreiheit und investigativen Journalismus. Zum Video.
Vier Kompetenzbereiche für eine gute Führungskraft
Jahrelang lief die Besetzung von Führungspositionen im Journalismus oft so: Befördert wird, wer guter Journalist ist. Viele andere Fähigkeiten, die eine gute Führungskraft ausmachen, waren irrelevant. Generationenwechsel, aber auch die digitale Transformation erfordern neue Maßstäbe. Unser Kolumnist Dietmar Schantin hat Einblicke in viele Redaktionen und Newsrooms. Er nennt vier Bereiche, in denen Führungskräfte heute Kompetenzen mitbringen sollten – und appelliert daran, nicht in alte Denkmuster zu verfallen, nur weil es mal schwierig wird. Seinen Artikel kannst du als Medieninsider hier lesen.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt
Manager Magazin: ProSiebenSat.1 wickelt Digital-Geschäft ab
ProSiebenSat.1-Chef Rainer Beaujean denkt laut Manager Magazin an eine Zerschlagung des Konzerns. Die Tochter Nucom, die das digitale Geschäft des Medienkonzerns bündelt, solle abgewickelt werden. Bis 2022 sollen die wichtigsten Töchter an die Börse gehen – der Rest werde verkauft oder gehe in ProSiebenSat.1 auf. Wachstumspotenzial sehe Beaujean nur bei der Datingsparte ParshipMeet und der Online-Parfümerie Flaconi. Auch das Vergleichsportal Verivox gehöre zu den Verkaufskandidaten – entsprechende Gedanken dementierte der Unterföhringer Konzern jedoch gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung. Den Artikel des Manager Magazins findest du hier.
Schwäbischer Verlag übernimmt Nordkurier
Der Nordkurier gehört in Zukunft vollständig zum Schwäbischen Verlag. Das Medienhaus aus Ravensburg übernimmt die Anteile der Mitgesellschafter Kieler Nachrichten und Mediengruppe Pressedruck, die bisher allesamt zu einem Drittel an der Nordkurier Mediengruppe beteiligt waren. Die Übernahme soll rückwirkend zum 1. Januar 2021 erfolgen, die kartellrechtliche Genehmigung steht noch aus. Geschäftsführer des Schwäbischen Verlags ist der ehemalige Nordkurier-Chef Lutz Schumacher. Die Mitteilung des Nordkuriers in eigener Sache findest du hier.
Nürnberger Presse baut 80 Stellen ab
Verlag Nürnberger Presse will nach Verdi-Angaben bis März 2022 80 Vollzeitstellen streichen. Betroffen sind laut Gewerkschaft Arbeitsplätze, die der Verlag in der neuen Struktur als überflüssig erachte. Die Mitarbeiter sollen unter Zahlung einer Abfindung freiwillig gehen – finden sich nicht ausreichend Freiwillige, seien betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Mehr zum Thema kannst du beim Verdi-Magazin Menschen machen Medien nachlesen.
Twitter testet Funktion für Up- und Downvotes
Twitter experimentiert mit den „Gefällt mir“-Angaben: Einige Nutzer der iOS-App bekamen zuletzt Optionen angezeigt, mit denen sich Tweets mit einem Up- oder einem Downvote anstelle eines einfachen Likes versehen ließen. Insgesamt drei verschiedene Designs hat Twitter getestet. Die Funktion erinnert an Reddit, dort können Nutzer mit Up- und Downvotes über die Relevanz eines Beitrags entscheiden. Twitter zufolge wirken sich die Tests aktuell nicht auf den Algorithmus aus. Weitere Informationen dazu bekommst du von TechCrunch.
Verwirrung um angeblichen Clubhouse-Hack
Am Wochenende sorgte ein vermeintlicher Hacker-Angriff auf Clubhouse für Aufregung. Im Darknet bot jemand einen angeblichen Datensatz mit 3,8 Milliarden Telefonnummern (von Clubhouse-Nutzern und deren Kontakten) an. IT-Spezialisten werten die aus dem Datensatz veröffentlichten Beispiele aber als wertlos und zweifeln an der Ernsthaftigkeit. Clubhouse dementierte das Datenleck, bei den Beispieldaten handele es sich um zufällige Treffer. Ausführliche Informationen findest du bei Heise Online.
Jahresberichte: Zeitungen verlieren Werbegelder, Pay-TV steigert Umsatz
Die Folgen der Corona-Pandemie macht den deutschen Zeitungen zu schaffen. 2020 gingen die Werbeerlöse um 16,9 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro (2019: 2,19 Milliarden Euro) zurück, wie aus der Jahresbilanz des BDZV hervorgeht. Der Gesamtumsatz fiel insgesamt um 2,3 Prozent auf 6,99 Milliarden Euro (2019: 7,16 Milliarden Euro). Einen Teil des Rückgangs konnten die Verlage durch einen Anstieg der Vertriebsumsätze um 4,1 Prozent auf 5,17 Milliarden Euro (2019: 4,96 Milliarden Euro) ausgleichen. Rund zehn Prozent der Umsätze stammten aus Digitalangeboten. Digitale Erlöse erreichten 2020 ein Volumen von 785 Millionen Euro, ein Drittel davon (248 Millionen Euro) entfiel auf die verkaufte E-Paper-Auflage.
Die Anbieter kostenpflichtiger TV- und Videoangebote sind dagegen stabil durch das vergangene Jahr gekommen. Der Verband Vaunet vermeldete für den deutschsprachigen Raum eine Umsatzsteigerung von elf Prozent auf fünf Milliarden Euro (2019: 4,5 Milliarden Euro). Die Umsätze im Pay-TV gingen leicht auf 2,1 Milliarden Euro zurück (2019: 2,3 Milliarden Euro). Den Jahresbericht des BDZV findest du hier, den Bericht des Vaunet kannst du hier lesen.
Medieninsider wird ein Jahr alt
Der August steht vor der Tür und das bedeutet: Medieninsider wird ein Jahr alt! Das wollen wir in den kommenden Wochen mit ein paar Aktionen feiern. Die erste:
► Bis Ende August werden wir wöchentlich einen Medieninsider-Artikel aus dem Archiv vor die Paywall heben.
► Das gibt dir als zahlenden Nutzer die Gelegenheit, unsere Artikel weiterzuempfehlen, ohne dass deine Kollegen oder Freunde gleich eine Mitgliedschaft abschließen müssen.
Lokaljournalismus VierNull
Wir beginnen mit unserem Interview mit Hans Onkelbach. Der ehemalige Lokalchef der Rheinischen Post hat im Frühling gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Herrendorf (ehem. Westdeutsche Zeitung) das Lokalportal VierNull gestartet. Es ist ein weiterer ambitionierter Versuch, den Lokaljournalismus neu zu beleben.
Von der Aktion erhoffen wir uns natürlich auch, Medieninsider etwas bekannter zu machen. Wir sind stolz auf das, was wir im ersten Jahr geleistet haben und froh darüber, dass wir tolle und engagierter Mitglieder gefunden haben, die unseren Journalismus ermöglichen. Damit wir das ausbauen können, wollen wir den Kreis der Medieninsider-Mitglieder erweitern. Also teile unsere freien Inhalte gerne weiter!
Komm zum Medieninsider-Meetup!
Nächste Woche Donnerstag, 5. August um 16.00 Uhr, wollen Matthias und ich uns wieder mit unserer Medieninsider-Community zusammenschalten, uns kennenlernen, über aktuelle Themen und deine Sicht auf Medieninsider sprechen – vorausgesetzt natürlich, du bist dabei!
Als Medieninsider kannst du dich hier zum Meetup anmelden und dir den Termin in den Kalender eintragen. Dort hinterlegt sind dann auch die Zugangsdaten zum Treffen bei Google Meet!
Kleine Gesten reichen schon aus – wie ein Retweet bei Twitter oder das Teilen unserer Artikel in anderen Netzwerken! Damit zeigst du deiner Community, dass Medieninsider relevante Informationen verbreitet und hilfst deiner Community dabei, uns zu entdecken!
Videotipp
ch bin seit dieser Woche bei TikTok angemeldet. Konsumiert habe ich bereits länger, allerdings will ich die (Creator-) Community dahinter, die App an sich und ihre Funktionsweisen etwas genauer verstehen. Ich war überrascht darüber, wie gut die künstliche Intelligenz der App funktioniert.
Sofort hat TikTok erkannt, welche Motive ich gefilmt habe (meine Balkonpflanzen) und dass es im Hintergrund geregnet hat – entsprechend bekam ich Vorschläge für die musikalische Untermalung meines Videos (Regen-Songs oder Tropenklänge).
Für meine TikTok-Entdeckungsreise habe ich mir auch einiges durchgelesen und angeschaut – unter anderem diesen knapp 15-minütigen Videoreport vom Wall Street Journal. Ihre Reporter haben sich den Empfehlungsalgorithmus der App vorgenommen und ein Experiment mit zugespitztem Nutzerverhalten aufgesetzt:
► Das WSJ hat 100 Bot-Accounts mit unterschiedlichen demografischen Daten programmiert.
► Jeder Bot verfolgte spezielle thematische Interessen, ohne sie vorher im TikTok-Profil hinterlegt zu haben. Der Bot Kentucky beispielsweise konzentrierte sich auf Videos über Depression.
► Innerhalb von drei Minuten erschien das erste Video im Feed, der Bot schaut es zwei Mal an, nach vier Minuten Watchtime kam bereits das nächste. Der Bot schien offenbar Interesse für Traurigkeit und Liebeskummer zu erkennen.
► Nach 36 Minuten hatte der Bot die Interessen für Depression und „Mental Health Struggle“ erkannt – von 278 Videos spielte TikTok letztlich 93 Prozent zu diesen Themen aus.
Die WSJ-Autoren haben Indikatoren ausgemacht, nach denen TikTok vermeintlich schneller lernt als andere Algorithmen. Mehr über die genaue Vorgehensweise und Visualisierungen findest du im Video-Report Insight TikTok’s Highly Secretive Algorithm des Wall Street Journal.Klick dafür einfach hier.
Ich wünsche dir noch eine schöne Woche!
Viele Grüße sendet dir
Marvin