Facebook und YouTube arbeiten an Audio-Features

Ausgabe #41/2021

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wie die Staats- und Medienaffäre in Österreich abläuft und wo in der Medienpolitik nachgesteuert werden muss

► Weshalb Politik-Journalismus im Wahlkampf gut war, wo er aber besser sein kann 

► Wo YouTube im Audio-Bereich neue Features anbietet

► Warum Medien im Abogeschäft mehr aufs Laufpublikum achten sollten


Medien-Korruption in Österreich: „Es braucht einen Kulturwandel“

Als folgendes Stück bei Medieninsider erschien, war Sebastian Kurz noch Bundeskanzler von Österreich. Am Wochenende ist er zwar zurückgetreten, an Aktualität hat das Gespräch mit Florian Klenk deshalb aber nicht verloren, denn:

Das Problem im System bleibt. 

Klenk ist Mitgesellschafter und Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung Falter und allen voran eines: ein echter Polit-Insider in Wien. Alle drei Eigenschaften machen ihn zu einem geeigneten Partner für ein Interview über die Staatsaffäre in Österreich, die genauso eine Medien-Affäre ist.

Denn wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zeigen, sind Verantwortliche von Medienhäusern gemeinsam mit Parteifunktionären und Regierungspolitikern nicht nur durch moralische Feuchtgebiete geschlichen. Manche sind förmlich durch den Sumpf gestapft. Allen voran, so die bislang bekannten Infos aus den Ermittlungsakten, die Gebrüder Fellner.

Die Männer hinter der Boulevardzeitung Österreich sollen Gelder in Millionenhöhe erhalten haben – nicht nur für geschaltete Anzeigen in der Zeitung, sondern für positive Berichterstattung über den damaligen Außenminister Kurz. Gezahlt wurde nicht aus der Partei-, sondern der Steuerkasse.

Klenk berichtet im Interview mit Marvin, wie die Vorfälle von 2016 abgelaufen sein sollen und beschreibt ein korruptes Mediensystem, das nicht erst seit heute besteht und fordert:

„Es braucht es ein klares Bekenntnis aus der Politik und einen echten Kulturwandel.“


Der Staat fördere ein Ungleichgewicht unter den Verlagen, vor allem der Boulevard werde weiter „aufgebläht“. Das gelte nicht nur für der Subventionierung durch Anzeigen, sondern auch für der staatlichen Presseförderung. Er sagt:

„Die österreichische Medienpolitik gehört völlig neu aufgesetzt.“

Das Gespräch über die Vorgänge in Österreich und die Vorstellungen des Chefredakteurs und Medienunternehmers für eine unabhängige und faire Presseförderung, kannst du als Medieninsider hier nachlesen


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MEDIENTAGE MÜNCHEN 2021: Premiere für hybrid!

2021 finden die MEDIENTAGE vom 25.-29. Oktober vor Ort und im Stream statt. Und das in neuer Location mitten in München im Isarforum / Deutsches Museum. Freut euch auf 5 Tage Konferenzprogramm mit mehr als 400 Speakern. Freut euch u.a. auf Ingo Zamperoni (Moderator ARD), Dr. Mai Thi Nguyen-Kim (Wissenschaftsjournalistin & Autorin), Dr. Gunnar Wiedenfels (CFO Discovery) und Thilo Mischke (Journalist, Reporter, TV-Produzent).


Politik-Journalismus: Runter vom Schlachtfeld, rein ins Labor

Wie zufrieden warst du mit der Politikberichterstattung zur diesjährigen Bundestagswahl? Ich sage: Der Politikjournalismus hat seine Sache gut gemacht, doch der ständige Kampfmodus nervt.

In meiner Kolumne zeige ich auf, wo Journalismus verpasst hat, sich zu erneuern, und Politikjournalismus wieder und wieder die alten Rezepte aus dem journalistischen Standard-Kochbuch nachgekocht hat. Dessen populärstes besagt:

Wettkampf ist das Salz des politischen Journalismus. 

Was noch ausbaufähig ist und wie sich vor besonders Wahlvorberichterstattung konstruktiver gestalten lässt, habe ich in meinem Artikel zusammengetragen. Als Medieninsider kannst du ihn hier lesen


Donnerstag: Directors‘ Club mit Sebastian Turner

Die Live-Interviews von Medieninsider gehen in die nächste Runde:

► Morgen, dem 14. Oktober um 14:30 Uhr wird Sebastian Turner zu Gast sein. Er ist ehemaliger Gesellschafter und Herausgeber des Tagesspiegel und wird mit Marvin über Gründertum im Journalismus sprechen sowie über seine Ideen für die Transformation von Fachmedien. Und du kannst live dabei sein! Alles, was du benötigst, ist eine Director-Mitgliedschaft. Eine Extra-Anmeldung ist nicht nötig, allerdings kannst du dich hier via Eventbrite registrieren, um den Termin nicht zu verpassen. 

Die Termine für die nächsten beiden Ausgaben stehen auch schon:

► Am 2. November um 15:30 Uhr kommt Janina Mütze in den Directors‘ Club. Sie ist Co-Gründerin des Meinungsforschungsinstituts Civey, das ausschließlich auf Online-Umfragen setzt. Mit ihr wird Marvin über die Transformation der Demoskopie sprechen – und sicher auch noch einmal auf Umfragen und Prognosen zur Bundestagswahl zurückblicken.

► Und schon am 12. Novemberum 12 Uhr ist Andrea Wasmuth im Medieninsider-Studio. Sie ist seit 2020 in der Geschäftsführung der Handelsblatt Media Group und seit diesem Jahr die Vorsitzende Geschäftsführerin. Mit ihr werde ich über ihre Karriere als Medienmanagerin sprechen und ihren Plan für die Mediengruppe.

Weitere Infos findest du hier.


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

zusammengetragen von Kevin Dusch

Katapult will Regionalableger weiter ausbauen

Katapult MV startet mit der Umsetzung seiner zweiten Phase und baut eine Redaktion in Rostock auf. Auch die Hauptredaktion in Greifswald soll personell aufgestockt werden. Außerdem hat Katapult MV angekündigt, ab sofort monatlich eine gedruckte Ausgabe an Abonnenten zu schicken. Der Plan ist, die Print-Frequenz sukzessive zu erhöhen. Die gedruckte Ausgabe von Katapult MV soll auch im Handel zur Verfügung stehen. Die offizielle Mitteilung von Katapult MV findest du hier.

Facebook launcht Live-Audio-Format in Deutschland

Facebook rollt Audio Rooms auch in Deutschland aus. Das Format erinnert an die App Clubhouse, deren Alleinstellungsmerkmal von Live-Audio-Gesprächen bereits unter anderem von Twitter kopiert wurde. Nun stellt Facebook das Feature international für „Personen des öffentlichen Lebens“ und in Gruppen zur Verfügung. Die Pressemitteilung von Facebook findest du hier.

YouTube arbeitet an Podcast-Offensive

YouTube führt neue Audio-Funktionen ein, um Videos leichter zugänglich zu machen. So haben nun alle Produzenten die Möglichkeit, ihren englischsprachigen Streams Live-Untertitel hinzuzufügen. Die Funktion soll auf 13 Sprachen ausgeweitet werden. Außerdem testet YouTube die Möglichkeit, Audiospuren in unterschiedlichen Sprachen unter bereits produzierte Videos zu legen. Überhaupt gewinnt Audio auch für Youtube an Bedeutung, der die Plattform laut Bloomberg nun mit einer eigenen Führungskraft gerecht werden will. Die neue Position soll dazu beitragen, das Engagement rund um Audio-Inhalte und -Funktionen zu erhöhen und Podcasts auf der Plattform neu zu organisieren und zu verwalten. Einen aktuellen Text zur geplanten Personalie von Bloomberg findest du hier, einen Text von TechCrunch über die technischen Neuerungen hier.

PressGazette berichtet über Showcase-Deals von Google

Der britische Branchendienst versucht Licht ins Dunkel rund um die Deals zwischen Verlagen und Google für das News-Produkt Showcase zu bringen. So schätzt PressGazette die Deals mit australischen Publishern auf 3,6 bis 22 Millionen US-Dollar. Darunter befindet sich auch die News Corp von Rupert Murdoch, die dem Bericht zufolge für all ihre Medien (also auch in den USA) jährlich 50 Millionen US-Dollar bekommen soll. Mit anderen Verlagen in den USA scheinen Gespräche über adäquate Konditionen schwieriger. Wie der Dienst berichtet, soll der Launch dort deswegen auf das nächste Jahr verschoben werden. Die ganze Recherche von PressGazette findest du hier.

Aus dem Personalticker:

► Sebastian Romanus wechselt von Studio71 zu Podimo Deutschland

► Georg Mascolo gibt Leitung des Rechercheverbunds von SZNDRWDR ab

► Jan Rasmus geht zu ProSiebenSat.1


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Offene Stellen

► Digital Content Creator (m/w/d) mit Schwerpunkt Grafik und Motion Design bei MOVACT

► Digital Content Creator (w/d/m) mit Schwerpunkt Video & Livestream bei MOVACT

► Community-Redakteur (m/w/d) bei Medieninsider


Aus der Medieninsider-Mediathek

► Arist von Harpe über seine Motive für den Kauf der Hamburger Morgenpost, Paid-Content-Pläne und neue Ideen für die Vermarktung. Zum Video und zur Zusammenfassung

► Katrin Gottschalk, Produktchefin und Vize-Chefredakteurin der taz, über Transformation und eine papierlose Zukunft. Zum Video und zur Zusammenfassung.

► Holger Stark, Investigativchef und stv. Chefredakteur der Zeit, über Pressefreiheit und investigativen Journalismus. Zum Video


Lesetipp

Wer bereits seit einiger Zeit mit einem eigenen Paid-Content-Angebot unterwegs ist, dürfte derzeit folgende Erfahrung machen: Die „low hanging fruits“ sind weitgehend eingesammelt, weitere Neu-Abonnenten zu finden, wird immer schwieriger. Gemeint sind damit vor allem Nutzer, die noch keine Bindung zur Marke aufgebaut haben – unter unter Umständen ohne weiteres auch nicht werden. 

Die klassische Laufkundschaft, die über Suchmaschinen oder andere externe Kanäle auf das eigene Angebot kommt, ist schwer zu halten, für langfristigen Erfolg aber unbedingt zu gebrauchen. Die bislang überzeugten Kunden reichen nämlich vielerorts kaum aus. 

Bei der International News Media Association (INMA) hat man sich deshalb Gedanken darüber gemacht, wie man Gelegenheits- beziehungsweise „Wenigleser“ zu Abonnenten machen kann. Sarah Scire hat bei NiemanLab darüber geschrieben. Einige ihrer Punkte:

► Fokus auf „light readers“. Geschichten, die „light readers“ ansprechen (beispielsweise in einfacher Sprache), werden auch von einer anspruchsvolleren Zielgruppe konsumiert. Andersrum, so Scire, funktioniere das aber nicht.

► Lange Probezeiten. Sie geben Publishern mehr Zeit, Neu-Abonnenten vom Produkt zu überzeugen und die eigene Marke zur Gewohnheit werden zu lassen.  

► Nicht nur an der Oberfläche fischen. Zeitungen sollten sich nicht allein auf Konvertierung beschränken, sondern die so genannnte Customer Journey mitdenken.

Die komplette Zusammenfassung von Sarah Scire in NiemanLab findest du hier.

Übrigens: Wertvolle Tipps und Strategien für den Aufbau und die Optimierung von Paid Content findest du auch im Medieninsider INSIGHT, den wir im vergangenen Jahr publiziert haben. Dort findest du auf über 70 Seiten Nutzwert und Erfahrungen aus der Praxis. Mehr Infos bekommst du hier.

Ich wünsche dir noch eine schöne Woche! 

Viele Grüße sendet dir

Alexandra

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Sie arbeitete rund acht Jahre für Google News Lab.
Alexandra Borchardt
Alexandra Borchardthttps://alexandraborchardt.com/
Dr. Alexandra Borchardt ist Journalistin mit mehr als 25 Jahren Berufspraxis, 15 davon in Führungspositionen (Süddeutsche Zeitung, Plan W). Sie ist Buchautorin, Beraterin und Medienforscherin mit besonderem Blick für Leadership und Digitalisierung.

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