Wie sich BBC-Angestellte zukünftig in sozialen Netzwerken verhalten sollen

Hallo Medieninsider!

schön, dass du dabei bist! 

Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wieso die geplante Presseförderung laut einem Experten zu kurz greift

► Weshalb Content King ist, Daten aber die heimliche Macht hinter dem Thron

► Warum Medieninsider einen anonymen Briefkasten startet

► Welche beiden Top-Mitarbeiter Bild-Chef Julian Reichelt verliert

► Wie BBC-Mitarbeiter zukünftig in sozialen Medien agieren sollen

► Wie das Ökosystem für Podcasts aus dem Gleichgewicht geraten könnte


Kritik an geplanter Presseförderung

Es ist ein historischer Vorgang, an dem das Bundeswirtschaftsministerium von Peter Altmaier seit einigen Monaten arbeitet. Erstmals will der Staat privatwirtschaftlich organisierte Medien direkt subventionieren. Das Ziel: Die „digitale Transformation des Verlagswesens“ soll beschleunigt werden. 220 Millionen Euro, fast eine Viertelmilliarde, stehen dafür bereit.

Seit vergangener Woche zeichnet sich ab, welche Akteure in welchem Ausmaß profitieren könnten. Laut Entwurf, über den Horizont zuerst berichtet hat und der auch Medieninsider vorliegt, sollen Verlage von Abo-Zeitungen, -Magazinen und Anzeigenblättern den Topf anzapfen dürfen – gemessen an der Auflage der physisch zugestellten Exemplare. Die Kritik an dem Entwurf und dem dahinterstehenden Prozess ist vielschichtig – und Christopher Buschow fasst sie zusammen.

Ich habe den Medienwissenschaftler von der Universität Weimar unmittelbar nach Bekanntwerden des Papiers für ein Interview angerufen. Die Fehlanreize, die er befürchtet, sieht er vor allem in der Förderung von Shops und Rubrikenportalen. Geschäftsmodelle für innovativen und unabhängigen Journalismus erkennt er darin nicht. Seine Forderung:

Zu kurz greifen die Pläne laut Experte auch mit Blick auf die Profiteure. In einem Gutachten für die Landesmedienanstalt NRW machte Buschow selbst gerade erst einen erheblichen Finanzierungsmangel bei Journalismusinnovationen aus. Außerhalb der Verlage, wo Innovationen derzeit ohne große Finanzierung entstünden, werde aber nicht geholfen. Buschow übt Kritik am Entstehungsprozess des Entwurfs, die Politik sei nicht umsichtig genug vorgegangen.

Welche Kritikpunkte Buschow noch sieht und wie er sich eine angemessene Förderung der Digitalisierung im Journalismus vorstellt, kannst du als Medieninsider im Interview nachlesen


Content ist King, aber Daten sind die unterschätzte Macht hinter dem Thron

Der Job des Journalisten beginnt mit der Recherche, endet aber nicht mehr mit der Veröffentlichung seines Werkes – wer seinen Job ins digitale Zeitalter übersetzt, widmet sich auch der Distribution und dem Marketing. „Journalisten werden zu so etwas wie ihrem eigenen Vertriebsleiter“, schreibt unser Kolumnist Dietmar Schantin.

Er plädiert angesichts Zeit- und Ressourcenmangels für mehr Offenheit im Umgang mit Daten. Sie geben Aufschluss über den richtigen Zeitpunkt für eine Geschichte, den richtigen Kanal, die richtige Ansprache. Das gelte nicht nur für den einzelnen, sondern auch für Newsrooms und Organisationen als Ganzes. 

Schantins Kolumne kannst du als Medieninsider hier nachlesen


Hochkarätige Abgänge bei Bild 

Was haben die Bild-Zeitung und Personalmeldungen eigentlich gemeinsam? Offiziell legt niemand wert drauf, man gibt sich immer ein bisschen genervt von ihnen – aber jeder liest sie.

Abseits der damit verbundenen Eitelkeiten sagen Personalien – vor allem Top-Personalien – immer auch etwas über Strategie und die Kultur innerhalb eines Unternehmens aus. Manchmal sind sie auch so etwas wie ein Stimmungsbarometer.

Zwei Top-Personalien haben wir bei Medieninsider in dieser Woche vermeldet. Daniel Böcking, als Stellvertreter des Chefredakteurs einer der wichtigsten Mitarbeiter von Bild-Chef Julian Reichelt, und Social-Stratege Andreas Rickmann sind auf dem Absprung. Kurz nachdem wir am Montagmorgen berichteten, wurden die Abgänge intern verkündet. Am Abend bestätigte Rickmann seinen Wechsel in die Selbstständigkeit via Twitter.

Die offizielle Bestätigung für Daniel Böcking steht noch genauso aus wie eine Bestätigung über seinen neuen Arbeitgeber. Als Medieninsider kannst du hier nachlesen, wohin die Reise für ihn gehen soll. Im Artikel findest du auch noch einmal eine Zusammenfassung weiterer hochrangiger Bild-Personalien der vergangenen Monate.


Medieninsider stellt anonymen Briefkasten auf

Medieninsider ist angetreten, um über den wirtschaftlichen, inhaltlichen und kulturellen Wandel unserer Branche zu berichten. Über die Medien von morgen zu schreiben funktioniert aber nicht, ohne den Status quo im Blick zu haben. Dabei geht es um das, was hinter den Kulissen geschieht und nicht in Pressemitteilungen oder Jubel-Meldungen steht. 

Als Journalisten sind wir angewiesen auf vertrauliche Informationen und Hinweisgeber. Manche wollen anonym bleiben. Dafür haben wir ein SSL-verschlüsseltes Kontaktformular eingerichtet über das du oder Hinweisgeber mir schreiben können. Auch Anhänge können hochgeladen werden. Du kannst Kontaktdaten hinterlassen, musst es aber nicht. 

Ich freue mich über jeden Hinweis, der in jedem Fall vertraulich behandelt wird. Klar ist aber auch: Jede Information kann nur der Anfang einer Recherche sein. Den Briefkasten erreichst du unter medieninsider.com/briefkasten.
Vertraulich kannst du dich auch via Threema an mich wenden. 


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

Google-Geld fließt auch in regime- und staatsnahe Medien

Das Geld aus der Google News Initiative fließt nicht nur in Medien in Staaten, in denen Google Lobby-Ziele verfolgt, sondern auch in umstrittene Publikationen in Regimen. So hat Netzpolitik recherchiert, dass die Initiative die New Times in Ruanda fördert, das in „ehrerbietigem Tonfall“ über Präsident Paul Kagame berichtet, der das Land in Ostafrika „seit 20 Jahren mit harter Hand regiert“ und Kritiker (wie Human Rights Watch) hart angeht. Bis zu 150.000 US-Dollar könnte die New Times erhalten haben, so Netzpolitik. Auf der Förderliste steht auch die englischsprachige Zeitung The National aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Land liegt in der ROG-Liste der Pressefreiheit Platz 131 von 180.

Neue Regeln: BBC untersagt Mitarbeitern Meinungsäußerungen via Social Media

Die BBC erlässt neue Regeln für Mitarbeiter im Umgang mit sozialen Netzwerken. Demnach werden die Angestellten angehalten, zukünftig „keine persönliche Meinung zu Fragen der öffentlichen Ordnung, Politik oder kontroversen Themen“ mehr zu äußern. Auch sollten sie darauf verzichten, die BBC selbst in Verruf zu bringen oder Kollegen öffentlich zu kritisieren. Selbst bei der Verwendung von Emojis sei Vorsicht geboten, so die neuen Richtlinien, die BBC selbst veröffentlicht hat. 


Mit der Frage, wie Medien ihre digitalen Geschäftsmodelle aufbauen und optimieren, befasst sich der Medieninsider INSIGHT#1. Er führt ein in die wichtigsten Grundlagen für digitale Bezahlmodelle, beleuchtet den internationalen Markt und gibt Einblick in die Strategien etablierter Publisher und Start-ups. Hier kannst du mehr über unseren INSIGHT erfahren


Jeff Bezos ist angeblich auf CNN aus

Der Branchendienst Broadband TV News (aus Großbritannien) heizt seit vergangener Woche Spekulationen über einen prominenten Kaufinteressenten für den US-Sender CNN ein. Handeln soll es sich laut Bericht um Amazon-Gründer und Washington Post-Besitzer Jeff Bezos. Was an den Gerüchten dran ist, bleibt unklar. Denn Broadband beruft sich selbst auf nicht mehr als Gerüchte. Von weiteren, für gewöhnlich besser informierten Medien, hat noch keines die Berichterstattung aufgegriffen oder weiter gedreht. CNN ging 2018 erst für stolze 85 Milliarden US-Dollar von Time Warner an AT&T. 


Strive kommt als Manager Magazin aus Frauenperspektive

Im Januar soll die Presselandschaft um ein neues Wirtschaftsmagazin wachsen. Dabei positioniert sich Strive als „Manager Magazin aus Frauenperspektive“. Hinter dem Projekt steht die ehemalige Politikerin (für die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft) und Unternehmerhin Katharina Wolff. Den Verlag, dessen Leiterin sie ist, gründet sie gemeinsam weiteren digitalen Unternehmern und Managern, mit dabei: About You-Gründer Tarek Müller, Flaconi-Gründer Paul SchwarzenholzAlexander Djordjevic von Foodist und Donata Hopfen, ehemalige Bild-Geschäftsführerin und heute Managing Director und Partner bei BCG Digital Ventures. Zur Anlehnung ans Manager Magazin gehört auch investigative Recherche, die Wolff ebenfalls ankündigt


Medieninsider sucht Lese-Letter-Sponsor

Und noch eine kleine, aber feine Sache in eigener Sache: Wir sind erst seit zwei Monaten am Markt und kürzlich unseren ersten Anzeigenkunden im Newsletter platzieren können. Uns zeigt das: Nicht nur Leser haben Lust auf ein junges und innovatives Medienmagazin, sondern auch der Werbemarkt!
Für uns ist das wichtig, weil wir so den aufwendigen Lese-Letter, den wir jede Woche mit Freude für dich aufbereiten, realisieren können.
Nun suchen wir einen Sponsor, der den Newsletter über einen längeren Zeitraum präsentiert. Er vermittelt damit: Guter Medienjournalismus ist wichtig und unterstützenswert. Unser Sponsoring-Partner sollte ebenso Lust auf Innovationen und Nutzwert haben wie wir.

Du hast Interesse oder kennst jemanden, der Lust auf diese spannende Reise hat? Dann melde dich gerne für mehr Details! Am besten bei Matthias unter matthias@medieninsider.com.


Lesetipp

Podcasts boomen, im Hörermarkt als auch unter jenen, die Werbung treiben. Ähnlich wie Newsletter (ich schrieb vergangene Woche darüber) ermöglichen Podcasts einzelnen Medienschaffenden schnelle Umsätze, für Medienorganisationen entstehen teilweise komplett neue Erlössäulen. Entsprechend ist die Branche dabei, sich zu professionalisieren. Wie das gelingt, wer dabei die treibenden Kräfte sind und welche Gefahr von ihrer Dominanz ausgeht, beschreibt der heutige Lesetipp.

Washington Monthly hat in einem interessanten Longread die Entstehung der Podcasts sowie die Marktentwicklung beschrieben. Darin geht das Magazin auch auf die großen Player Apple, Amazon und Spotify ein und veranschaulicht, weshalb besonders letzter dafür sorgen könnte, dass dieses vielseitige und an vielen Stellen unabhängige Ökosystem in Zukunft aus dem Gleichgewicht geraten könnte – der Streamingdienst ist nämlich dabei, den Markt erheblich zu dominieren und damit die Regeln zu bestimmen. Denn Spotify ist längst keine reine Plattform mehr. 

► Es ist auch riesiger Produzent mit exklusiven Podcastern wie Joe Rogan oder exklusiven Vereinbarungen wie mit Vice News, Kim Kardashian oder der Produktionsfirma der Obamas. Mit Gimlet Media hat Spotify selbst einen der größten Produzenten von Podcasts gekauft, mit Anchor eine Software, die Podcastern bei der Produktion hilft.

► Es ist Vermarktungsnetzwerk, das immense Reichweite bündelt und mit neuer Technologie gezielter monetarisiert. 
So hat sich Omnicom verpflichtet, Anzeigenplätze im Wert von 20 Millionen US-Dollar bei Spotify einzukaufen. Zwar haben Podcaster und dritte Vermarkter die Gelegenheit, Podcasts selbst zu vermarkten. Spotify verfügt aber über allerhand Daten (weiß sogar, ob das Handy beim Streaming in der Hand liegt oder in der Tasche) und nutzt sie für gezieltere Vermarktung. Über die noch nicht ganz ausgerollte „Streaming Ad Insertion“ soll Werbung ganz individuell eingespielt werden können. 

Washington Monthly zieht bewusst Parallelen zu Facebook, aber auch zum Hollywood der 40er-Jahre, geht aber auch darauf ein, welchen erheblichen Nachteil Spotify im Gegensatz zum Wettbewerb hat. 

Den gesamten Beitrag von Washington Monthly kannst du hier nachlesen

Wie die Medien bei der US-Wahl abgeschnitten haben

Ich hätte in dieser Ausgabe einiges zur Medien-Performance zur US-Wahl schreiben können. Muss ich aber gar nicht, denn die Kollegen von Dwdl haben sich gestern Abend durchs TV-Programm zu zappen und einen unterhaltsamen Ticker zur Wahl im Fernsehen und zahlreichen Livestreams aufgelegt, du kannst ihn hier nachlesen

Hab noch eine schöne Woche! 
Viele Grüße sendet dir 

Marvin

 

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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