Medien im Ukraine-Krieg: Dilemma und Widerspruch

Ausgabe #11/2022

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wie sich deutsche Medien in der Ukraine weiter aufstellen 

► Wie sich Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Krieg konstruktiv gestalten lässt 

► Wohin es die beiden Top-Investigativ-Journalisten der Süddeutschen zieht 

► Wo du demnächst all deine Fragen zum Pricing im Journalismus stellen kannst 

Vor genau zwei Wochen berichteten wir hier im Lese-Letter über die Reporter-Einsätze in der Ukraine und stellten fest: Die finanziell überaus gut aufgestellte ARD war nur „bedingt berichtsbereit“, ihre Journalisten auf dem Rückzug aus dem Land, in dem gerade der Krieg ausgebrochen war.

Das Thema wurde sowohl von Mediendiensten als auch Publikumsmedien wie Spiegel aufgegriffen, die ARD gelobte Besserung und die erneute Entsendung von Berichterstattern. Wir wollen in dieser Woche schauen, wie sich die Situation entwickelt hat – und ein besonderes Dilemma thematisieren.

► Die ARD ist zurück in der Ukraine. Auf Anfrage erklärt ein Sprecher, man habe die Präsenz in der vergangenen Woche wieder verstärkt. „Seitdem sind gleichzeitig drei Korrespondenten im Land – exklusiv für die ARD.“ 

► Der Blick ins Fernsehprogramm bestätigt: Seit einigen Tagen berichten Georg Restle und Robert Kempe aus dem Westen des Landes, zuletzt aus Lwiw und Winnyzja. Letzt genannter Ort liegt etwa viereinhalb Autostunden südwestlich von Kiew. Vergangene Woche wurde dort ein Militärflughafen zerbombt.

► Für die Radiowellen der ARD ist Björn Blaschke, eigentlich als Korrespondent in Kairo stationiert, im Einsatz.

Anders sieht es weiterhin bei der Präsenz in der Hauptstadt Kiew aus. Nach wie vor sind hier vor allem Journalisten der privaten Medien vertreten. Einige Beispiele:

► Für Bild ist weiterhin Paul Ronzheimer vor Ort, seit mehr als drei Wochen berichtet er nun ohne Pause und sichtlich mitgenommen aus der Hauptstadt. Sein Kollege Peter Hell ist vor einiger Zeit bereits abgereist. 

► Welt-Reporter Steffen Schwarzkopf hat Kiew – wie angekündigt – ebenfalls verlassen. Bei Twitter erklärte er, Helm und Weste habe er „erst mal abgelegt für ein paar Tage“.

► Auch der Spiegel berichtet weiter aus Kiew. Moskau-Korrespondent Christian Esch, ist zwar abgereist, Auslandsredakteur Alexander Sarovic hat dafür übernommen. 

► Neben den deutschen Journalisten berichten auch internationale Medien weiterhin aus Kiew. BBCCNNNew York TimesVice und viele mehr sind weiter in der Hauptstadt unterwegs. 

Die Berichterstattung aus der ukrainischen Hauptstadt stellt Medien vor ein Dilemma: 

► Einerseits ist es der politisch und strategisch wichtigste Ort des Landes mit größter Symbolkraft. Steht Kiew, steht die Ukraine. Andererseits ist die Stadt deshalb mit besonderem Risiko verbunden. Sollte Kiew von russischen Truppen eingekesselt werden, wird die Flucht für die Reporter vor Ort schwieriger.

► Hinzu kommt: Die Lage wird auch für Journalisten immer gefährlicher. Vermehrt kommt es zu Konflikten oder Angriffen, in die auch Berichterstatter geraten – teils tödlich. Andererseits ist die Gefahr auch an anderen Orten im Land nicht zu vernachlässigen. ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf berichtet derzeit aus Odessa – eine ebenfalls bereits umkämpfte Stadt, die erneut vor der Eroberung steht. 

Im Umgang mit dem Dilemma von Kiew zeichnet sich bei den Öffentlich-rechtlichen eine Methode ab, die man bislang nur beschreiben und leider nicht erklären kann – Antworten auf Nachfragen bleiben nämlich sowohl beim für Osteuropa  zuständigen WDR als auch dem ZDF eher kryptisch.

► Die Anstalten setzen auf die Zusammenarbeit mit Freien. So schaltet die ARD regelmäßig (ukrainische) Journalisten ins Programm, zuletzt unter anderem im Morgenmagazin die Journalistin Anastasia Magazowa, die nach eigenen Angaben auch für die taz berichtet.

► Auch das ZDF schaltete diese Woche aus Kiew. Vor der Kamera stand der freie Journalist Arndt Ginzel, der bereits seit einiger Zeit im Land unterwegs ist, und auch für das ZDF-Format Frontal arbeitet. Gestern Abend lief eine seiner Dokus im Programm. Er soll Kiew aber schon wieder verlassen haben.

Aus dem Dilemma wird ein Widerspruch. Spricht man die Sender auf die Abwesenheit eigener Reporter in den großen Konfliktzonen an, werden Sicherheitsbedenken geäußert. Die Zusammenarbeit mit freien Journalisten behindert dies aber offenbar nicht. Auf die Beobachtungen angesprochen reagieren die Anstalten ausweichend. Ein Sprecher des ZDF:


„Das ZDF steht in ständigem Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Ukraine oder im Grenzgebiet unterwegs sind. Ihre Sicherheit hat oberste Priorität. Bei der Gefahrenbeurteilung steht die Einschätzung der Beschäftigten vor Ort an oberster Stelle – zusätzlich werden die ZDF-Sicherheitsbeauftragten in alle Entscheidungen einbezogen.“


Und der WDR erklärt:


„Wir berichten mit verschiedenen Korrespondenten und von verschiedenen Standorten aus der Ukraine. Ergänzt wird die Berichterstattung durch Schalten zu anderen Gesprächspartner:innen im Land. Darunter sind auch Journalist:innen.“
 

Auf die Frage, ob für freie Journalisten keine Sicherheitsgründe gelten, heißt es weiter:

„Die Sicherheitsstandards gelten für unsere festen und freien Mitarbeiter:innen.“ 


Ist das Vorgehen der öffentlich-rechtlichen Sender verantwortungsbewusst oder geprägt von Doppelmoral? Und setzen private Medien ihre Reporter zu großen Risiken aus oder gehört dies zum Job des Krisenreporters einfach dazu? Mich interessieren deine Gedanken dazu. Schreib mir doch gerne eine Mail oder beteilige dich in den Diskussionen in unseren Gruppen – beispielsweise hier bei Facebook oder bei LinkedIn.

Wenn du mehr über die Arbeit der Reporter im Krieg erfahren willst und unsere Diskussion von Twitter-Space noch nicht kennst, lege ich sie dir noch einmal ans Herz. Eine Zusammenfassung des zweistündigen Talks mit Korrespondenten wie Katrin Eigendorf oder Paul Ronzheimer kannst du als Medieninsider hier nachlesen


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Anschub für Euer Audio-Projekt

Mit dem Programm Audio Innovation unterstützt das Journalismus Lab Teams und Menschen aus bestehenden Medienunternehmen finanziell bei Start und Weiterentwicklung von innovativen Projekten im Audio-Bereich. Bis zum 8. April bewerben.


Am 24. Februar 2022 hat Russlands Präsident Wladimir Putin die Ukraine angegriffen. Zumindest für diejenigen, die freien Zugang zu Informationen haben, ist dieser Sachverhalt so klar wie ungeheuerlich. Quasi über Nacht hat sich damit die sonst so verwobene Welt wieder aufgeteilt: in Aggressoren und Verteidiger, Täter und Opfer, Demokraten und ihre Feinde.

Für den konstruktiven Journalismus, der für Nuancen und Perspektiven plädiert und stetig mahnt, die Welt nicht in Schwarz und Weiß abzubilden, scheinen harte Zeiten anzubrechen. Oder gibt es im Angesicht des Krieges noch Platz für eine Berichterstattung, die Menschen in der Fülle ihrer Bedürfnisse begreift, Raum für Zweifel lässt, womöglich sogar Hoffnung macht? Den gibt es, und er sollte von den Medien auch gefüllt werden. Denn besonders in solchen Zeiten ist Journalismus wichtig, der die Bedürfnisse des Publikums im Blick hat.

Alexandra geht in ihrer Kolumne näher darauf ein und zeige sieben Wege auf, wie sich konstruktiven Ansätze auch in der Berichterstattung über Krieg unterbekommen lassen. Den Artikel kannst du als Medieninsider hier lesen

Sieben Wege für konstruktiven Journalismus im Krieg



Für viele Investigativ-Ressorts war der gespitzte Bleistift in den vergangenen Jahren oft rot, bei vielen Medien wurden eher Aufhebungsverträge und Kündigungen geschrieben als große, aufsehenerregende Geschichten. Ein Trend, der sich derzeit wieder dreht. Jedes Haus, das etwas auf sich hält, sucht investigative Journalisten, um ihre Ressorts wieder aufzustocken oder zu revitalisieren. Der Wettbewerb ist groß, die abwerbenden Konkurrenten aggressiv, was die Süddeutsche Zeitung derzeit mehrfach zu spüren bekommt.

Während sie sich mit ihren Kooperationspartnern WDR und NDR offenbar nicht auf eine geeignete Nachfolge für Georg Mascolo als Leiter des Rechercheverbunds eignen kann, verliert sie nun auch noch zwei der renommiertesten Investigativ-Journalisten des Landes. Bastian Obermayer und Frederik Obermaier kehren der Redaktion, für die sie große Recherchen wie die Panama Papers realisiert haben, den Rücken – und stellen ihre Fähigkeiten zukünftig dem Spiegel zur Verfügung. 

Wir berichteten vergangene Woche exklusiv darüber, bis der Spiegel Verlag die Meldung am späten Abend per Pressemitteilung bestätigte. Den Artikel dazu inklusive ein paar Hintergründe kannst du als Medieninsider hier lesen

Bastian Obermayer und Frederik Obermaier verlassen die Süddeutsche Zeitung

Bastian Obermayer und Frederik Obermaier. Foto: Stephanie Füssenich

News und Entdeckungen der Woche 

zusammengetragen von Kevin Dusch

Medien kehren nach Russland zurück

ARD und ZDF berichten nach einer Woche Pause wieder aus Moskau, schränken die Tätigkeiten der Korrespondenten aber ein. Vorerst wolle man die Berichterstattung aus der russischen Hauptstadt über den Krieg in der Ukraine nicht fortsetzen. Hintergrund der Unsicherheit ist ein neues russisches Mediengesetz, das die freie Berichterstattung über den Ukraine-Krieg unter Geld- und Haftstrafen stellt. Neben ARD und ZDF nimmt auch die BBC die Berichterstattung aus Russland wieder auf. Die FAZ teilte auf Anfrage mit, ihre abgezogenen Journalisten derzeit noch nicht wieder nach Moskau zu schicken. Einige Medien, darunter RTLBild und der Spiegel, hatten ihre Reporter gar nicht erst abgezogen. Die Mitteilung zur Rückkehr von ARD und ZDF findest du hier, die Meldung der BBC hier.

Russland sperrt Instagram, Youtube blockiert russische Kanäle

Die russische Medienaufsicht Roskomnadsor hat nach Facebook und Twitter nun auch Instagram sperren lassen. Die Behörde hatte diesen Schritt bereits Freitag angekündigt. Begründung: Auf der Plattform würden Gewaltaufrufe gegen Russen verbreitet werden. Tatsächlich hatte der Meta, der Konzern hinter Instagram, zuletzt erklärt, Aufrufe zur Gewalt gegen russische Truppen entgegen der eigenen Richtlinien teilweise zuzulassen. Während der Staat die Plattformen in Russland sanktioniert, schränken die Plattformen russische Inhalte weltweit weiter ein. So hat YouTube alle staatlich finanzierten, russischen Kanäle gesperrt, um Propaganda zu verhindern, aber auch die finanzielle Unterstützung des Kreml durch Werbeeinnahmen. Eine Meldung zur Instagram-Sperrung durch Roskomnadsor von der Berliner Morgenpost findest du hier, einen Beitrag zu den neuen Maßnahmen bei Youtube von Axios hier.

Russische Nachrichtenseite Meduza kämpft ums Überleben

Meduza, eine der letzten unabhängigen Nachrichtenseiten Russlands, kämpft ums Überleben. Nach der Sperrung der Website durch die russische Regierung bleiben dem im Exil gegründeten Medium nun auch die Einnahmen der rund 30.000 Abonnenten verwehrt. Internationale Medien springen der kremlkritischen Redaktion zur Seite und rufen zum Crowdfunding auf, das von den deutschen Krautreportern auf die Beine gestellt wurde. Den Angaben zufolge werden für den Weiterbetrieb 10.000 Unterstützer benötigt. Unterstützung erfährt Meduza auch durch Reporter ohne Grenzen. Mithilfe der Organisation wird die Kopie der Seite auf Cloud-Servern internationaler Anbieter betrieben und bleibt so verfügbar. Eine Abschaltung durch Russland könnte nur über die ganzen Server hinweg erfolgen, wodurch auch viele andere Unternehmen ihre Onlinepräsenz verlieren würden. Mehr Infos zum Crowdfunding für Meduza findest du hier.

ZDF-Intendant Norbert Himmler zeigt sich irritiert über Tagesschau24-Vorstoß

Der seit dieser Woche amtierende ZDF-Intendant Norbert Himmler reagiert auf die ARD-Ankündigung, Tagesschau24 auszubauen. Bei seinem Amtsantritt sagte Himmler mit Blick auf den gemeinsam mit der ARD betriebenen Sender Phoenix: „Der Auftrag des gemeinsamen Ereignis- und Dokumentationskanals darf nicht einseitig eingeschränkt werden.“ Die ARD hatte ihre Pläne unter anderem so dargestellt, dass Phoenix für planbare Ereignisse und Tagesschau24 künftig für Breaking-News-Lagen zuständig sein könnte. Himmler entgegnete nun, Phoenix sei der „geborene, gelernte und qualitativ hochwertige Ereigniskanal“, sowohl in Aktualität, als auch in hintergründiger Berichterstattung. Die Meldung zum Thema vom Spiegel findest du hier.

Silvio Berlusconi baut ProSiebenSat.1-Anteile auf mehr als 25 Prozent aus

Der italienische Ex-Regierungschef und Medienunternehmer Silvio Berlusconi hat seine Anteile an ProSiebenSat.1 von rund 23 Prozent auf mehr als 25 Prozent ausgebaut. Seine Holding-Gesellschaft MediaForEurope, zu der auch das Flaggschiff Mediaset gehört, ist damit mit Abstand der größte Aktionär des TV-Unternehmens. Das ausgewiesene Ziel Berlusconis ist der Aufbau eines europaweiten Fernsehgeschäfts. Dem steht allerdings Senderchef Rainer Beaujean skeptisch gegenüber. Bereits 2021 wurden immer wieder Berichte über Machtkämpfe zwischen Berlusconi und Beaujean laut. Letzterer hatte zuletzt einen Machtausbau Berlusconis im Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 verhindert.

Die Mitteilung über die Erhöhung der Anteile fällt zeitlich mit einem neuen Mediengesetz in Bayern zusammen, das vergangene Woche verabschiedet wurde. Die bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) soll damit leichter eingreifen können, wenn die Behörde die Informationsvielfalt durch Gesellschafter gefährdet sieht, etwa durch Erhöhung der Anteile auf mehr als ein Viertel. Allerdings soll das neue Gesetz erst zum 1. April in Kraft treten. Einen aktuellen Bericht von Zeit Online zur Anteilserweiterung von MediaForEurope findest du hier.

Holtzbrinck einigt sich mit Gewerkschaften auf Tarifvertrag für Zeit Online

Im Laufe der nächsten fünf Jahre sollen die Gehälter der Redakteure und Angestellten von Zeit Online denen der Printredaktion angeglichen werden. Die Anpassung soll ab dem 1. April 2022 in jährlichen Schritten erfolgen. Darauf einigte sich die Holtzbrinck Gruppe in einem neuen Tarifvertrag mit dem Deutschen Journalistenverband (DJV), der Deutschen Journalistenunion (dju) und der Gewerkschaft ver.di. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit von Zeit-Online-Redakteuren von 40 auf 36 Stunden abgesenkt werden. Die Mitteilung des DJV findest du hier.

Medienhäuser gründen Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog

Mit der Gründung der Netzwerkorganisation Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog will ein Zusammenschluss mehrerer Medien Zukunftskonzepte für den Journalismus entwickeln. Der Fokus der Arbeit soll darauf liegen, die Berichterstattung näher an die Menschen zu bringen, stärker in den Dialog zu treten und vielfältigere Perspektiven abzubilden. Gegründet haben die Initiative die Rheinische Post Mediengruppe, RTL Deutschland, die Deutsche Welle und das dänische Constructive Institute an der Universität Aarhus. Eine Anschubfinanzierung liefert die Staatskanzlei NRW. Geschäftsführerin ist die bisherige Head of Trends & Knowledge der Deutschen Welle, Ellen Heinrichs. Nähere Informationen zu der Organisation findest du hier.

Spiegel integriert Audio-Abo in sein Plus-Angebot

Der Spiegel wird Audio+, das im vergangenen Jahr eingeführte Audio-Abo zum Magazin, doch nicht als eigenes Produkt anbieten, sondern es in das Angebot von Spiegel+ integrieren. Das bedeutet auch, dass Abonnenten keinen Aufpreis für Audiofeatures, wie die vertonte Ausgabe des Magazins oder weitere Podcasts, zahlen müssen. Das war nach Ablauf einer Probezeit, die bis Sommer dieses Jahres läuft, eigentlich geplant. Mit dem Schritt versucht der Spiegel wohl den Nutzererwartungen gerecht zu werden, nach denen Audio bereits als fester Bestandteil eines Angebots erachtet wird. Trotzdem werden die Features zukünftig auch einzeln angeboten – beispielsweise in Paketen auf Drittplattformen wie Apple Podcast, wo es mittlerweile ebenfalls Bezahlmodelle gibt. 

EU und Großbritannien ermitteln gegen Meta und Google

Die Europäische Kommission und die britische Wettbewerbsaufsicht haben Ermittlungen gegen Meta und Google aufgenommen. Die Behörden prüfen, ob die Konzerne mit ihrer Zusammenarbeit bei Online-Display-Werbediensten gegen Wettbewerbsrecht verstoßen haben. Dabei steht die Frage im Raum, ob bei Werbeplatz-Auktionen durch die Partnerschaft von Metas Facebook Audience Network mit Google Konkurrenten ausgeschlossen wurden. Google betreibt selbst eine entsprechende Auktionsplattform, ein sogenanntes Open-Bidding-Programm. Sollte sich der Vorwurf bewahrheiten, könnte das Meta und Google jeweils eine Geldbuße in Höhe von zehn Prozent des Unternehmensumsatzes kosten. Meta und Google streiten die Vorwürfe ab. Einen Bericht von Press Gazette zu den Ermittlungen findest du hier.

Aus dem Personalticker:

► RTL Deutschland: Henning Tewes übernimmt Gesamtbereich TV & Entertainment, Sascha Schwingel wird Stellvertreter

► Mark Siegmann wird Director Marketing beim Tagesspiegel

► Gina Chua wird Executive Editor beim News-Start-up von Ben Smith und Justin Smith


Directors‘ Club: Q&A zum Pricing im Journalismus

Wir probieren bei Medieninsider gerne etwas Neues und erweitern unseren Directors‘ Club um weitere Formate! Zum Beispiel um dieses hier: 

In Formaten wie dem Q&A wollen wir dich und andere Community-Mitglieder zukünftig mit unterschiedlichen Experten zusammenbringen. Sie vermitteln dir nutzwertiges Wissen und du hast die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die dich zum Thema des Experten bewegen.

Erster Gast wird Florian Bauer sein, mit dem Alexandra kürzlich ein Interview zum Thema Pricing im Journalismus geführt hat. Bauer berät Unternehmen in Preisstrategien und lehrt als Honorarprofessor an der Technischen Universität in Münster „Behavioral Pricing“.

Was das ist und was du als Medien-Profi daraus lernen kannst? Komm doch vorbei und frag Florian Bauer direkt!

Der Video-Call findet am Freitag, 8. April 2022, von 15.00 bis 16.00 Uhr statt. Alle notwendigen Infos erhältst du nach deiner Anmeldung


Apropos Directors‘ Club: Über den Wert von Journalismus, vor allem von Live-Journalismus, habe ich auch mit Andrea Wasmuth gesprochen. Sie ist die Geschäftsführerin der Handelsblatt Media Group und war vor einiger Zeit im Directors‘ Club zu Gast. Wir haben einen Teil unseres Gesprächs herausgelöst und zusammengefasst. Wir sprechen über die Live-Formate und ihre Bedeutung, aber auch über das allgemeine Geschäft der Verlagsgruppe. Artikel und Video aus dem Directors‘ Club kannst du auch als Medieninsider mit Senior- oder Junior-Mitgliedschaft hier sehen

„Was nichts kostet, ist nichts wert“


Lesetipp

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit, lautet ein Sprichwort. Und tatsächlich: Verlässliche Informationen über den Krieg in der Ukraine sind rar, Falschinformationen verbreiten sich schnell. Social-Media-Plattformen sind dafür sehr anfällig und eine ganz besonders: TikTok.

„Falschinformationen auf TikTok sind eine ganz andere Sache als auf Twitter“, sagt beispielsweise Christiaan Triebert, Faktenchecker bei der New York TimesDer Grund: Der Algorithmus des chinesischen Konzerns läuft nicht aktualitätsgetrieben. News gehen unter, Inhalte, die besonders viele Reaktionen erhalten, werden hingegen bevorzugt – beispielsweise emotionale Inhalte oder eben (Fake-)Videos von Angriffen. Auch sind bei TikTok Gegenreaktionen schwieriger, da Kommentare Nebensache sind und dort die Möglichkeit fehlt, beispielsweise Videomaterial als Gegenbeweis anzuführen. 

Triebert und Kollegen anderer Publisher erklären daher bei Digiday, wie sie mit Videomaterial bei TikTok umgehen und versuchen, Videos mit Falschinformationen etwas entgegenzusetzen. Ihre Tipps:

► Keine viralen Videos teilen. Es ist zwar verlockend, (virale) Videos von Menschen aus der Ukraine zu teilen. Oft ist aber unklar, woher das Material tatsächlich stammt und wer dahinter steht. Also: im Zweifel lieber Finger weg.

► Falschinformationen kreativ aufdecken. Publisher sollten Aufklärungs-Formate entwickeln, in denen sie die Nutzer mit einbeziehen – beispielsweise, indem sie deren Fragen zu vermeintlich seriösen Bildern und Informationen zum Krieg aufgreifen.

► Überprüfungsstandards hochhalten. Schneller Nachrichtenwert und langwieriger Faktencheck sind manchmal keine leichte Abwägung. Allerdings sollte die Priorität im Zweifel immer die Überprüfung sein.

Der Digiday-Artikel von Kayleigh Barber liefert konkrete Beispiele der New York Times, der Washington Post und von Vice World News für einen verantwortungsvollen Umgang mit TikTok-Inhalten. Den Artikel findest du hier.

Viele Grüße sendet dir
Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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