Transparenz im Journalismus und das Problem des Nischen-Hypes

Ausgabe #38/2022

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Last Call: Live-Event mit Gregor Peter Schmitz

► Alexandra Borchardt über eine Transparenz-Illusion im Journalismus

► Brian Morrissey über ein großes Problem des Nischen-Hypes im Journalismus

► Simon Pycha über neue TikTok-Trends

► Tanja Laub über Community-Management und mit Tipps für die mentale Gesundheit

Wenn man Richard David Precht und Harald Welzer für eine Sache danken wollte, dann dass sie eine (wichtige) Branchendebatte zumindest etwas aus der Bubble befreit und in die Öffentlichkeit getragen haben: die um das Thema Vertrauen im Journalismus.

Über das aktuelle Buch der Autoren, Die Vierte Gewalt, wird derzeit heftig gestritten. Precht und Welzer rechnen darin mit den Medien und dem Journalismus ab, attestieren Herdentrieb, zu viele einheitliche Meinungen, zu wenige Gegenmeinungen.

Als Beleg für all ihre Diagnosen haben sie in den Debatten der vergangenen Wochen immer wieder eine spezielle Studie der TU Dortmund angeführt. Sie kam auf Basis einer Umfrage zu dem Ergebnis, dass die Glaubwürdigkeit des Journalismus während der Pandemie gelitten habe und auf besorgniserregende Werte gesunken sei.

Ich habe mich gefragt: Wie kann das sein? Aus anderen Studien in den vergangenen Monaten haben wir doch gelernt, dass die Corona-Pandemie Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Berichterstattung doch gestärkt habe?

Alexandra Borchardt bringt etwas Licht ins Dunkle. Während vieles in die Öffentlichkeit dringt, das auf den ersten Blick auf solche Studien auffällt, hat sie einen zweiten gewagt. Sie kommt zum Ergebnis: Hinter offensichtlichen Unterschieden verbergen sich auch Gemeinsamkeiten. In ihrer aktuellen Kolumne zeigt sie auf, dass die Debatte über Vertrauen in „die Medien“ keine Schwarz-Weiß-Debatte ist. Sie hat aber auch nicht so viele Schattierungen, dass man nicht mehr zurechtkommt. Alexandras Kolumne, die sich auch mit Missverständnissen über Vertrauen auseinandersetzt, kannst du als Medieninsider hier lesen.

Die Transparenz-Illusion: Wie Journalisten wirklich Vertrauen schaffen


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MEDIENTAGE MÜNCHEN 2022: Der Countdown läuft!

Das erwartet euch bei den MEDIENTAGEN vom 18.-20. Oktober: 3 Tage Konferenz, Expo, Abendevents und ein Ausbildungs- und Recruitingspecial. Dazu rund 400 Speaker in mehr als 100 Sessions. Mit dabei sind u.a.: Sebastian Pufpaff, Pinar Atalay und Steven GätjenJetzt noch Ticket sichern!


Aus Mathias Döpfners letzter Rede als Präsident der Zeitungsverleger ist mir eine Passage besonders hängen geblieben. Döpfner stand vor größtenteils Regionalverlegern und prophezeite:

„Die besten Zeiten für Journalismus liegen noch vor uns.“

Ermutigende Beispiele für seine These fand er – wenig überraschend – in den USA. Start-ups wie Morning Brew, Semaphore, Puck und Axios stünden für Aufbruch, für eine digitale Gründerzeit im Journalismus. Recht hat er, aber:

Für wen sind diese Medien gemacht?

Ich musste an einen Artikel von Brian Morrissey denken, der einer der meist gelesenen bei The Rebooting ist und Antworten, aber auch Bedenken liefert. Die Zukunft des Journalismus scheint in der Nische zu liegen – und damit im Geldbeutel intellektueller und wirtschaftlicher Eliten.

Wir haben Brians Artikel im Rahmen seiner Kolumne übersetzt. Man sollte ihn immer parat halten für eine gute Diskussion über die Zukunft und Gründergeist im Journalismus. Du kannst den Text als Medieninsider hier lesen.

Das Problem des Journalismus in der Nische


Sind du oder deine Social-Media-Kollegen schon bei TikTok unterwegs? Einige Medienmarken sind derzeit dabei, Reichweite dort aufzubauen oder bereiten den Start eines Accounts vor. Wie sehr würde es helfen, rechtzeitig zu erfahren, welche Trends in den kommenden Tagen entstehen? Und zwar solche Trends, die sich inhaltlich adaptieren lassen?

Wir bei Medieninsider glauben, es wäre ein guter Service. Und deshalb sind wir froh, dass wir mit Simon Pycha einen Kollegen an der Seite haben, der die Entwicklungen auf der Videoplattform im Blick hat. Nachdem er vergangene Woche die Trends im September bilanziert hat, haben wir den Trendradar nun als Ticker eingerichtet, in dem Simon fortlaufend auf entstehende Viral-Hits hinweist.

So haben du oder dein Team die Möglichkeit, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, ob und wie ihr mit deinem Account oder dem deiner Marke dabei sein könnt.

Wir achten darauf, dass wir Trends herausfiltern, mit denen sich inhaltlich arbeiten lässt. Heißt: Simon schaut nicht nur auf Hashtags oder Sounds, die gerade viel verwendet werden, sondern filtert nach Storytelling und erklärt die inhaltliche Ebene.

Wir werden die neuen Trends wöchentlich im Lese-Letter anteasern. Du findest den Radar aber auch jederzeit auf unserer Website oder bei Twitter unter #TikTokRadar.

Zwei Trends, die Simon im Oktober bereits ausgemacht hat:

► 10. Oktober: Neues Storytelling-Format mit #OneThingAboutMe

► 5. Oktober: Pilzsammel-Hype bei Jugendlichen

Du kannst als Medieninsider hier mehr erfahren.

TikTok-Trendradar: Diese Videos und Themen gehen im Oktober 2022 viral

TikTok-Trend-Radar von Medieninsider
TikTok-Trend-Radar von Medieninsider

Um soziale Medien beziehungsweise Community ging es vor einigen Tagen auch beim Directors’ Club Q&A mit Expertin Tanja Laub. Sie hat über den Wandel vom Leserbrief zum Nutzerkommentar in sozialen Netzwerken oder innerhalb eigener Communitys berichtet sowie die damit einhergehenden Herausforderungen für Medien und Redaktionen.

Du warst nicht dabei? Mein Kollege Fabian hat einige Aussagen aus dem Talk zusammengefasst. Darin hat Tanja Laub auch Tipps gegeben, die Social- und Community-Redakteure zumindest etwas auf ihre mentale Gesundheit achten können. Die Zusammenfassung kannst du als Medieninsider hier lesen.

Community-Management: Tanja Laub gibt Tipps für die mentale Gesundheit


News und Entdeckungen der Woche 

zusammengetragen von Kevin Dusch

Mitglieder der RBB-Geschäftsleitung geraten in Untreue-Verdacht, Juristische Direktorin freigestellt

In der RBB-Affäre geraten weitere Mitglieder der Geschäftsleitung in Bedrängnis. Am Montag wurde die Juristische Direktorin Susann Lange von ihren Aufgaben entbunden. Sie geriet kürzlich ins Visier der ermittelnden Generalstaatsanwaltschaft Berlin, soll in die Einführung der umstrittenen Bonuszahlungen für ehemalige RBB-Mitarbeiter eingeweiht gewesen sein. Ebenfalls im Fokus der Ermittler steht Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter. Er ist derzeit krankgemeldet, wird laut Sender aber voraussichtlich nicht auf seinen Posten zurückkehren. Laut Business Insider Deutschland steht außerdem die Schlesinger-Vertraute und Leiterin der Intendanz Verena Formen-Mohr unter Verdacht, die explodierenden Kosten des geplanten RBB-Neubaus verschleiert zu haben. Eine Meldung der FAZ zur Entlassung von Susann Lange findest du hier, den Text von Business Insider Deutschland zu den übrigen Vorwürfen hier.

Trendstudie von ARD und ZDF: Deutsche lesen wieder mehr Texte, Audio- und Videokonsum rückläufig

Laut der aktuellen Massenkommunikationsstudie von ARD und ZDF nimmt die Nutzungsdauer der Deutschen bei Texterzeugnissen zu. Demnach konsumierten die Befragten täglich 70 Minuten Texte, 2021 waren es 52 Minuten. Bei Bewegtbild sank die Nutzungsdauer dagegen von 230 auf 222 Minuten, bei Audio von 177 auf 170. Bei der Tagesreichweite blieb Bewegtbild auf Vorjahresniveau (88 Prozent), Audio ging um fünf Prozentpunkte auf 80 Prozent zurück, Textinhalte stiegen um 18 Prozentpunkte auf eine Tagesreichweite von 63 Prozent. Die Rückgänge bei Audio und Bewegtbild beziehen sich jedoch vor allem auf die klassischen Konsumformen – die Nutzung von Streamingdiensten und Podcasts wächst weiter. Für die Studie wurden 2007 Personen ab 14 Jahren von Januar bis April 2022 befragt. Alle Ergebnisse findest du hier.

TikTok zensiert bestimmte Schlagwörter

Laut Recherchen von NDRWDR und Tagesschau blockiert TikTok in Deutschland Kommentare mit bestimmten Schlagwörtern, darunter „LGBTQ“, „Cannabis“ und „Sklaven“. Kommentare, die diese Begriffe enthalten, sollen demnach von automatisierten Filtern erkannt und unter den Beiträgen nicht angezeigt werden. Die Nutzer würden davon nichts erfahren. Insgesamt gäbe es darüber hinaus viele Schlagwörter, die teilweise von der Blockade betroffen seien, vor allem solche aus den Bereichen Drogen, Sexualität und dem Ukraine-Krieg. Auf Anfrage des Rechercheteams räumte TikTok Fehler ein. Den Artikel der Tagesschau zum Thema findest du hier.

Facebook stellt Newsletter-Dienst Bulletin ein

Facebook hat Newsletter-Autoren informiert, dass der Abo-Dienst Bulletin Anfang 2023 eingestellt wird. Der Dienst war erst im Juni 2021 gestartet und setzt am Erfolgsmodell von Wettbewerbern wie Substack an. Die Verträge der Autoren sollen laut New York Times voll ausgezahlt werden – auch wenn sie erst nach dem Bulletin-Ende auslaufen. Gewinne dürfte Facebook mit dem Newsletter-Dienst nicht gemacht haben. Die Plattform hatte angekündigt, bis „mindestens 2023“ keine Anteile an den Abo-Einnahmen einfahren zu wollen. Einen Artikel der New York Times zum Thema findest du hier.


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Neues von den MEDIENTAGEN MÜNCHEN

📰 Mit Künstlicher Intelligenz gegen Netzkriminalität

Internetnutzende sind im Netz zunehmend Hass, diskriminierenden oder rassistischen Inhalten, sexuellem Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt. Ein Gastbeitrag von Frank Ambos vom Britischen Generalkonsulat in München.

📰 „Leuchtturm im Nebel unseriöser Informationen“

Andreas Arntzen weiß als Gründer mehrerer Digitalfirmen, Verlagsmanager und Leistungssportler, was es bedeutet, unternehmerische und journalistische Verantwortung zu übernehmen. Zum Blogbeitrag

🎧 Folge 87: „Ohne die Medien wäre er nicht der Herrscher, der er ist“ – Putin und seine Propaganda

Ein Gespräch mit der Journalistin Julia Smilga über die Gesellschaft in Russland, die Darstellung des Westens im russischen Staatsfernsehen und darüber, wie Wladimir Putin das Mediensystem für seine Zwecke umgebaut hat. Zum Podcast


Neue Stellenanzeigen aus dem Medieninsider Transformationsmarkt

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Aus dem Personalticker

Miriam Steimer übernimmt Leitung des ZDF-Studio Ostasien

Sebastian Holzapfel wird Digital Lead der Thüringer Funke-Titel

T-OnlineBernd Veltmann und Sebastian Kunze werden Regional-CvD, neue Chefs für die Regionen

Vithunan Lingeswaran wird CIO bei DPA-Tochter News Aktuell

Mehr Personalien findest du hier und bei Twitter unter @medienjobboerse


Last Call: Komm zum Club-Event in Berlin!

Am morgigen Donnerstag, 13. Oktober 2022, ist es endlich wieder so weit! Unser Directors’ Club findet zum zweiten Mal als Live-Event statt – und du bist herzlich eingeladen, dabei zu sein!

Komm vorbei, lerne andere Medieninsider kennen und stell, wenn du magst, auch deine Fragen an unseren Interview-Partner: Gregor Peter Schmitz, der im April die Chefredaktion des Stern übernommen hat.

Ich freue mich, wenn wir uns morgen in der Berliner Gin-Manufaktur Mampe sehen! Alle weiteren Infos zum Event findest du mit einem Klick auf den Button.


Termine für Directors’ Club Q&As

Teil unseres Directors‘ Clubs sind auch die digitalen Q&As, in denen wir dich mit Experten aus der Branche zusammenbringen. Mein Kollege Fabian organisiert regelmäßig neue Termine. Als Medieninsider kannst du dich jederzeit anmelden:


Viele Grüße sendet dir
Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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