Protocol-Mitarbeiter kündigt wegen Übernahme durch Springer

Der Protocol-Mitarbeiter Shakeel Hashim hat bei Twitter mitgeteilt, das Tech-Medium zu verlassen. Er ist der erste Mitarbeiter, der öffentlich die Übernahme des US-Portals (gehört zu Politico) durch Axel Springer als Grund anführt.

Speziell führt er den Umgang Springers mit der Causa Reichelt und insbesondere die Rolle von CEO Mathias Döpfner an. Shakeel nennt auch dessen Vergleich der Bundesrepublik Deutschland mit der DDR. Den komplexen Skandal hatte Medieninsider im Oktober zusammengetragen

Ein weiterer Grund sei Axel Springers Haltung gegenüber Israel, die der Konzern auch in seinen Essentials festhält. Er schreibt:

„Zu entscheiden, die israelische Flagge zu hissen, während Soldaten Palästinenser massakrieren (und zu entscheiden, die palästinensische Flagge daneben nicht zu hissen), ist mir zutiefst unangenehm.“

Die Ausweitung der Essentials, die bislang vorwiegend für die deutschen Journalisten des Hauses galten, sorgen seit Monaten für Kritik, vor allem in den USA. Medieninsider hatte darüber bereits im Juni berichtet.

Als dritten Grund nennt Shakeel das Verhalten des Politico-Gründers Robert Allbritton, „der als Milliardär geboren wurde“, seine Übernahmeerlöse aus dem Springer-Deal nicht mit den Mitarbeitern teile, „die seine Unternehmen für ihn aufgebaut haben.“ 

„Ich hatte eine wundervolle Zeit bei Protocol“, schreibt Shakeel weiter. „Aber ich habe beschlossen, dass meine Moral und Werte an erster Stelle stehen müssen. Ich twittere darüber, weil ich weiß, dass nicht jeder die finanzielle Freiheit hat, sich zu äußern, daher denke ich, dass es wichtig ist, dass diejenigen von uns, die diese Freiheit haben, diese Freiheit nutzen.“

Axel Springer hat die Übernahme von Politico und seiner Tochter Protocol erst kürzlich abgeschlossen. Der Deal sorgte besonders in den USA für Aufsehen, auch weil die New York Times berichtete, dass Axel-Springer-CEO das Portal mit Axios fusionieren wollte.

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