Hallo Medieninsider!
Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:
► Wie Mopo-Verleger Arist von Harpe Anzeigenkunden zurückgewinnen will
► Was Mathias Döpfner zur Orbán-Anzeige in Bild sagt – und weiter über die Springer-Essentials debattiert
► Nach Medieninsider-Bericht: Bild entschuldigt sich für BamS-Berichterstattung mit falschem Täter von Würzburg
► Wie aus dem beliebten Moderator Ken Jebsen einer der größten Verschwörungstheoretiker des Landes wurde
Wie Mopo-Verleger Arist von Harpe Anzeigenkunden zurückerobern will
Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde Arist von Harpe Eigentümer, Verleger und Geschäftsführer der Hamburger Morgenpost. Nun war er Gast im Directors‘ Club von Medieninsider.
Im Live-Interview hat er berichtet, was seit der Übernahme geschehen ist, er hat Einblicke in die aktuellen Pläne für das digitale Bezahlangebot Mopo+ gegeben und über den Ausbau des digitalen Vermarktungsgeschäfts gesprochen. Hier einige Aussagen aus dem Interview:
Über seine neue Rolle als Verleger sagt er:
„Ich sehe mich eher als Geschäftsführer, der auch Eigentümer ist, was eine gute Position ist. Ich muss keine Eigentümer bespaßen.“
Als von Harpe die Mopo übernahm, galt sie als defizitär. Gelegen hat das auch an teuren Dienstleistungsverträgen, die das Blatt mit anderen DuMont-Töchtern hatte. Von Harpe hat zunächst aufgeräumt, die Kosten (Personal herausgerechnet) nach eigenen Angaben um die Hälfte reduziert teure Dienstleistungsverträge gekündigt, Bürofläche verkleinert. Er sagt:
„Wir hatten damals eine Garage mit 30 Tiefgaragenplätzen. Das ist im Jahr 2021 für eine Firma, die mitten in der Stadt ist, eigentlich nicht mehr das mega Thema.“
Seit 2017 hat sich die harte Auflage (Abo + Einzelverkauf) der Mopo halbiert, allein im vergangenen Jahr verlor sie ein Drittel ihrer Auflage.
Noch verkauft die Mopo täglich 25.000 Exemplare, allerdings drängt sich die Frage auf: Denkt von Harpe, ähnlich wie die taz, über Szenarien für eine – zumindest werktags – papierlose Zukunft nach? Er sagt:
„Wir denken darüber nach, wie wir das, was wir erfolgreich am Wochenende gemacht haben, auch unter der Woche machen können.“
Im Interview spricht von Harpe über die aktuellen Pläne im Paid-Content-Segment, aber auch über den Ausbau der digitalen Vermarktung. Der Verleger will die Mopo auch für kleinere Kunden (beispielsweise den Bäcker, Gastronomie) aus der Stadt wieder attraktiver machen und hat dafür eine Lösung entwickelt, die er noch in diesem Sommer launchen will.
Arist von Harpe und ich haben über die angerissenen Themen ausführlich gesprochen. Darüber hinaus hat er auch mehr über sein erstes Jahr bei der Mopo und darüber erzählt, wie er die Boulevardzeitung vorgefunden hatte. Das alles erfährst du, wenn du dir die ausführliche Inhaltsangabe des Directors‘ Club durchliest oder dir die Aufzeichnung einfach direkt anschaust. Als Medieninsider hast du auf beides Zugriff – und zwar direkt hier.
Aus der Medieninsider-Mediathek:
► Katrin Gottschalk, Produktchefin und Vize-Chefredakteurin der taz, über Transformation und eine papierlose Zukunft. Zum Video und zur Zusammenfassung.
► Holger Stark, Investigativchef und Vize-Chefredakteur der Zeit über Pressefreiheit, investigative Recherche und die Rolle der Medien zur Bundestagswahl. Zum Video.
Werben im Lese-Letter?
Mail an werben@medieninsider.com und Mediadaten anfordern!
Orbán-Anzeige in der Bild-Zeitung: Das sagt Mathias Döpfner dazu
Mathias Döpfner will die Springer-Essentials, die im Wesentlichen für die Journalisten des Hauses geltenden Unternehmensgrundwerte, konzernweit ausrollen und sucht dafür den Dialog mit der Belegschaft. Bereits ein drittes Mal hat er zur Debatte eingeladen, um Meinungen auszutauschen und Fragen zu beantworten.
Diese Form der Transparenzoffensive legt auch die Komplikationen offen, die Döpfners unternehmenskulturelles Vorhaben mitbringt. Denn nicht jeder ist mit den Grundsätzen einverstanden, auch weil Mitarbeiter Widersprüche entdecken. Beispielsweise mit Blick auf die Vermarktung. Denn in der „Springer-Verfassung“ heißt es unter anderem:
„Wir treten ein für Freiheit, Rechtsstaat, Demokratie und ein vereinigtes Europa.“
Mit diesem Satz lässt sich gut argumentieren, eine umstrittene Anzeige, wie sie am Montag auf Seite 9 von Bild erschien, nicht mehr zu veröffentlichen:
Absender dieser als anti-europäisch und rechts kritisierten „Vorschläge“ zur „Zukunft der Europäischen Union“ ist Viktor Orbán. Jener Viktor Orbán, der am selben Montag dieser Woche Tag von Reporter ohne Grenzen auf die Liste der Feinde der Pressefreiheit gesetzt wurde.
Der gelebte Widerspruch während der Debatte ist weder an Bild-Redaktion noch anderen Mitarbeitern des Hauses vorbeigegangen. Und so wollten sie von Mathias Döpfner Aufklärung statt Verwirrung und fragten: Wie passen Grundsätze und tatsächliches Handeln zusammen?
Wie überzeugend Döpfners Antworten waren und wie er auf weitere, kritische Fragen zum Israel-Bekenntnis des Konzerns sowie das – intern ebenfalls umstrittene – Vorgehen von Bild reagiert hat, davon kannst du dich am besten selbst überzeugen. Ich habe Döpfners Aussagen zusammengetragen. Als Medieninsider kannst du sie hier lesen.
Nach Medieninsider-Bericht: BamS entschuldigt sich für falsch abgebildeten Würzburg-Täter – so reagiert Reichelt intern
Wir bleiben bei Bild: Es kommt nicht so häufig vor, dass sich die Bild-Medien für Fehler entschuldigen. Ohnehin muss man sie dabei zunächst erwischen. So war es auch im Fall der BamS-Titelseite vom 27. Juni, auf der die Redaktion einen Unbeteiligten als Täter des Messer-Angriffs in Würzburg zeigte. Der Mann tötete drei Menschen, Bild am Sonntag zeigte den Unschuldigen unverpixelt.
Nach Infos von Medieninsider hat die Redaktion von ihrem Fehler relativ zügig erfahren. Ihn zu überprüfen dauerte wenige Minuten. Es genügte ein Anruf bei der Polizei in Unterfranken, um herauszufinden, dass es sich auf der Titelseite um eine falsche Person handelte. Der fälschlicherweise Abgebildete hatte sich in einer Dienststelle gemeldet, seine Personalien wurden überprüft.
Bild behielt die Zweifel zunächst für sich, brauchte für die Entschuldigung drei Tage und reagierte auch erst nach dem Medieninsider-Bericht.
Statt sich in demselben Rahmen zu entschuldigen wie man zuvor berichtet hatte – nämlich sehr prominent –, versteckte die Redaktion ihren Korrekturtext online im unteren Drittel von Bild.de, in der Print-Ausgabe des nächsten Tages (Donnerstag) war nichts zu lesen. Der Grund: Obwohl die Redaktionen längst miteinander verschmolzen sind, legte man hier wieder Wert auf Trennung: Bild und BamS, das ist halt nicht dasselbe.
Und so kam es, dass der Fall am Wochenende noch einmal Aufmerksamkeit erregte. Die BamS zog mit einer Entschuldigung in ihrer gedruckten Ausgabe nach. Immerhin: Sie räumte Platz auf der Titelseite frei, wenn auch ganz unten.
Unterzeichnet wurde die Entschuldigung von Alexandra Würzbach und dem „BamS-Team“. Würzbach, Co-Chefredakteurin neben Julian Reichelt, ist für die BamS formal verantwortlich. Der Fehler wird also ihr angelastet.
Ihr schwacher Trost: Julian Reichelt hätte nicht anders gehandelt als sie. Das teilte er in seiner wöchentlichen Mail „Das Beste bei Bild“ an die Belegschaft mit. Was genau er schrieb und weshalb er seine formulierten Ansprüche noch einmal mit der Realität abgleichen sollte, kannst du als Medieninsider hier lesen.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt
ProSiebenSat.1 macht Schluss mit FYEO-App
ProSiebenSat.1 stellt seine Audio-App FYEO nach etwas über einem Jahr schon wieder ein. Die Plattform wird bis zum Herbst abgewickelt, stattdessen soll der Name als Dachmarke weiterleben. Die Inhalte will der Konzern künftig auf anderen Podcast-Plattformen bereitstellen. Seven.One Audio rückt künftig die Vermarktung der kostenfreien Audio-Angebote in den Vordergrund. Zuletzt hatte bereits die Mediengruppe RTL angekündigt, ihr Podcast-Angebot AudioNow in das neue Angebot RTL+ zu integrieren. Weitere Hintergründe findest du hier bei Horizont, hier hat sich Podcast-Experte Marc Krueger Gedanken zum Umbruch der Audio-Strategien gemacht. |
Trotz Corona: dpa steigert 2020 Umsatz und Gewinn
Im abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte die Nachrichtenagentur ihren Umsatz leicht von 93,0 auf 93,9 Millionen Euro. Auch der Gewinn stieg von 1,3 auf 1,6 Millionen Euro. Mit Blick auf die gesamte Unternehmensgruppe vermeldete die dpa eine Umsatzsteigerung von 142,5 auf 143,9 Millionen Euro. Beigetragen haben dazu unter anderem positive Entwicklungen der Tochterunternehmen news aktuell und dpa-infocom. Den vollständigen Geschäftsbericht kannst du hier nachlesen. Hier hat Chefredakteur Sven Gösmann im Medieninsider-Interview verraten, wie die dpa die vergangenen Monate erlebt hat.
Madsack verkauft Digitaldienstleister heinekingmedia
Madsack hat sich von seinen Anteilen am Digitaldienstleister heinekingmedia getrennt. Das Frankfurter Beteiligungsunternehmen Premium Equity Partners erwarb die 50,1 Prozent für einen nicht genannten Preis. Seit 2014 war Madsack an heinikingmedia beteiligt. Die 2006 von Johannes Harries und Andreas Noack gegründete Firma ist spezialisiert auf die Digitalisierung des Bildungsbereichs. Die Pressemitteilung dazu findest du hier. |
Aus dem Personalticker:
► Buzzfeed Deutschland: Sabrina Hoffmann wird Chefredakteurin
►Explosiv-Moderatorin Sandra Kuhn wechselt von RTL zu Bild
► Zeit Hamburg-Ressort bekommt dreiköpfige Leitung
► T-Online: Valentin Pletzer wird Director Audience Development and SEO
Wie du helfen kannst, Medieninsider bekannter zu machen
Wir wollen Medieninsider innerhalb der Branche noch bekannter machen – und es wäre toll, wenn du uns dabei hilfst! So wie der Kollege Daniel Bouhs: |
Kleine Gesten reichen schon aus – wie ein Retweet bei Twitter oder das Teilen unserer Artikel in anderen Netzwerken! Damit zeigst du deiner Community, dass Medieninsider relevante Informationen verbreitet und hilfst deiner Community dabei, uns zu entdecken! Danke für deine Unterstützung und danke, dass du Medieninsider bist!
Hörtipp
Möglicherweise hast du von diesem Podcast schon gehört, denn er ist derzeit in aller Munde – beziehungsweise in aller Ohren. Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen zeichnet den Aufstieg des einst beliebten Radio- und unglücklichen Fernsehmoderators nach sowie seinen Werdegang zu einem der erfolgreichsten Verschwörungstheoretiker Deutschlands. In dieser Woche ist die fünfte Ausgabe der sechsteiligen Serie erschienen, weshalb ein guter Zeitpunkt zur Empfehlung erreicht ist. Für WTF happened to Ken Jebsen lassen die Produzenten alte Weggefährten des ehemaligen Radio Fritz-Moderators zu Wort kommen, spätere Mitarbeiter und mögliche Vorbilder. Er versucht Missverständnisse über Ken Jebsen aufzuzeigen, ohne ihn zu verharmlosen. Und auch die produktionstechnische Umsetzung ist bemerkenswert: Immer wieder bedienen sich die Macher Elementen, die Jebsen in seiner Radiozeit selbst ausgezeichnet haben und schaffen damit eine besondere Akustik. Du findest den Podcast selbstverständlich bei Spotify, aber auch in der ARD-Audiothek, bei Apple Podcasts und allen anderen gängigen Plattformen. |
Ich wünsche dir noch eine schöne Woche! Viele Grüße sendet dir Marvin |