Welche Aufgabe guter Journalismus hat

Ausgabe #32/21

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Publisher, Plattformen, Verwertungsgesellschaften: Über die neuen Konflikte im Leistungsschutzrecht 

► Darum ist Jan-Eric Peters Medieninsider

► RTL übernimmt Kerngeschäft von Gruner + Jahr 

► New York Times wächst weiter mit Digital-Abos

► Wie man Wahlkampfinterviews mit Politikern führt


Leistungsschutzrecht – und jetzt?

Medieninsider/Stephen Phillips/Hostreviews.co.uk

In dieser Woche präsentiere ich dir im Lese-Letter eine umfangreiche als auch zeitintensive Recherche. Es geht ums Leistungsschutzrecht für Presseverlage und die damit verbundenen, vielen Konflikte auf mittlerweile ebenso vielen Ebenen. 

Seit Anfang Juni ist die via EU-Richtlinie vorgegebene Urheberrechtsreform nun in Kraft, jahrelang hatten Verlage und allen voran ihre Verwertungsgesellschaft Corint dafür gekämpft. Geld fließt deshalb aber noch lange nicht.

Zahlreiche Fragen bleiben vorerst ungeklärt und ebenso zahlreiche unterschiedliche Interessen gestalten die Lage undurchsichtig. Wer zahlt eigentlich wie viel Geld an wen – oder an wen auch nicht? Und wie steht es um den Ärger über Axel Springer? 

Ich habe mich in den vergangenen Wochen in der Medienbranche umgehört, mir ein Bild darüber verschafft, wie sich Publisher, Plattformen und Verwertungsgesellschaften hinter den Kulissen organisieren bzw. über welche Optionen sie nachdenken. 

Ich bin auf viele Streitthemen gestoßen, auf interessante Gedankenspiele, nachvollziehbare und verwunderliche Argumente, auf interessante Rechenmethoden. In meinem Text erfährst du:

► Weshalb manche Verlage Hemmungen haben, sich wieder der Verwertungsgesellschaft Corint anzuschließen

► Welche Alternativen in Betracht gezogen werden – darunter auch eine andere Verwertungsgesellschaft 

► Wie unterschiedlich die Ansichten über Google, Facebook und Microsofts Plattformen sind

► Und weshalb Springers News-Aggregator Upday beim Rest in der Verlagswelt für besondere Emotionen sorgt

Ich habe die Konfliktherde und unterschiedlichen Positionen in einem ausführlichen Artikel strukturiert. Er ist eine Momentaufnahme in einer Phase, in der sich Positionen quasi wöchentlich wieder ändern können. Als Medieninsider kannst du den Text hier lesen.


Advertorial

Kollegin KI: Wie Medien von künstlicher Intelligenz profitieren können

Chatbots, Suchmaschinenoptimierung, automatisierte Wetterberichte — künstliche Intelligenz hat längst den Weg in die Medienbranche gefunden. Doch das Potenzial in Journalismus, Marketing und Kommunikation ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Der KI-Report von XPLR: MEDIA in Bavaria gibt Einblicke in neue Anwendungsfelder von KI im Medienbereich, stellt zukunftsträchtige KI-Unternehmen vor und zeigt, wie innovativ Medienunternehmen die Technologie bereits für sich nutzen.

Mehr erfahren



Medieninsider wird ein Jahr alt

Am 21. August wird es schon ein Jahr her sein, dass wir mit Medieninsider an den Start gegangen sind. Unser Angebot wäre nichts ohne unsere treuen Mitglieder. Deshalb werden wir in den kommenden Wochen einige von ihnen vorstellen – und sie erklären wiederum, weshalb sie eigentlich Medieninsider sind. So wie Jan-Eric Peters:

Jan-Eric Peters

Bist du auch schon Medieninsider? Falls nein, dann ist jetzt eine gute Gelegenheit: In unserem Geburtstagsmonat hast du die Möglichkeit, die Probemitgliedschaft für null Euro abzuschließen! Folge einfach diesem Link.


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

RTL übernimmt Gruner + Jahr

Die Mediengruppe RTL übernimmt formell zum kommenden Jahr das Magazingeschäft von Gruner + Jahr für 230 Millionen Euro und verleibt sich damit einen Großteil des Verlages ein. Einige der bekanntesten deutschen Magazintitel wie SternGeo und Brigitte gehen dann an RTL. Ausgenommen vom Deal sind die DDV Mediengruppe (Sächsische Zeitung), die Kommunikationsagentur Territory, die AppLike Group sowie die Beteiligung am Spiegel. Durch die engere Zusammenarbeit sollen laut Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe Synergien von jährlich 100 Millionen Euro gehoben werden. Da sowohl RTL als auch G+J dem Bertelsmann-Konzern angehören muss das Kartellamt dem Kauf nicht zustimmen. Die komplette Pressemittelung von RTL findest du hier.

RTL Group hebt Jahresprognose

Mit der Verkündung der Geschäftszahlen des ersten Halbjahres hebt die RTL Group die Prognose für die Jahresbilanz 2021. Bisher rechnete der Konzern mit 6,2 Milliarden Euro Umsatz, der neue Ausblick liegt bei 6,5 Milliarden Euro. Das Adjusted EBITA steigt von bisher erwarteten 975 Millionen Euro auf knapp über eine Milliarde Euro. Grund für die Anhebung ist vor allem das Wachstum im Werbe- und Streaminggeschäft. Allein der TV-Werbeumsatz stieg im zweiten Quartal um 65 Prozent. Bei zahlenden Abonnenten der RTL-Streamingplattformen verzeichnete der Konzern einen Zuwachs von 72 Prozent. Das spiegelt sich auch in der Gesamtbetrachtung wider: Der Gesamtumsatz wuchs um 21,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die ganze Pressemitteliung von RTL findest du hier.

Bundesverfassungsgericht billigt Erhöhung des Rundfunkbeitrags

Vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamts wird der Mittelbayerische-Das Bundesverfassungsgericht hat beschlossen, dass ARDZDF und Deutschlandradio die angekündigte Erhöhung des Rundfunkbeitrags auf 18,36 Euro bekommen. Das Gericht urteilte, dass Sachsen-Anhalts Veto eine Verletzung der Rundfunkfreiheit gewesen sei. Der um 86 Cent erhöhte Rundfunkbeitrag gilt rückwirkend ab 20. Juli 2021. Die Pressemitteilung der Verfassungsrichter findest du hier.


Advertorial

Journalism Innovators Program
– jetzt bis zum 15. August bewerben

Foto: Jacobia Dahm
Foto: Jacobia Dahm

Im Journalism Innovators Program (JIP) trifft Journalismus auf Innovation und Gründergeist. Die sechsmonatige, vorrangig digitale Weiterbildung ist für Teilnehmende kostenlos. Bewerben können sich festangestellte und freie Journalist*innen und Medienschaffende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Vordergrund steht die Entwicklung eigener Projekt- oder Geschäftsideen – entweder als Intrapreneur im Unternehmen oder als Entrepreneur mit eigenem Start-up. 

Jetzt bewerben


New York Times meldet moderates Wachstum

Der Spiegel musste Community-Mitgliedern neue Nutzernamen für das eigene Forum vergeben. Grund ist eine Sicherheitslücke bei der Community-Software Talk. Wie der Spiegel in eigener Sache berichtet, Die New York Times verkündet im zweiten Quartal 2021 eine Erholung des Werbegeschäfts. Aufgrund der zurückhaltenden Erlöse von 2020 hat sich der Quartalsgewinn im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – auf 73,3 Millionen US-Dollar. 142.000 Abonnenten kamen allein bei den Digitalangeboten hinzu, davon 77.000 bei Nachrichtenprodukten und 65.000 bei Koch- und Spieleprodukten. Insgesamt stieg die Abonnentenzahl über alle Kanäle im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent. In Summe hatte die New York Times damit Ende Juni 7,9 Millionen zahlende Abonnenten, davon 7,1 Millionen aus digitalen Produkten. Bis Ende 2021 soll die Gesamtzahl der Paid-Kunden über alle Digital- und Printkanäle auf 8,5 Millionen steigen. Die Meldung der New York Times und weitere aktuelle Zahlen findest du hier.

MZV holt dritten Gesellschafter

Vorbehaltlich der Zustimmung durch das Kartellamt erhält der MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb mit der Mediengruppe Klambt einen dritten Gesellschafter. Dafür wollen die bisherigen Partner Burda und Funke paritätisch Anteile abgeben. Ab dem 1. Januar 2022 sollen Klambt, Burda und Funke je 31,67 Prozent der Vertriebstochter halten. Weitere Infos zum Thema findest du bei Meedia.

Aus dem Personalticker:

 Falk Dobermann ist neuer Head of Publishing Technology bei DuMont.next

► Annika Rinsche steigt in Chefredaktion der Westfalenpost auf

► Ludwig Zeumer wird Leiter digitale Geschäfte bei DDV

► Steady: Tina Dingel wird Geschäftsführerin, Hilary Laing ist COO- und CFO


Medieninsider stellt ein

Wo wir gerade über Personalien sprachen – hier gibt es noch eine Meldung in eigener Sache: Medieninsider ist längst kein Projekt mehr für nur zwei Leute. Und deshalb stellen wir ein! Und zwar suchen wir einen:

Community-Redakteur (m/w/d) 
in Teil-/Vollzeit (fest oder frei)

Für die Position haben wir ein besonderes Profil entwickelt, denn wenn wir von Community sprechen, dann meinen wir auch Community:

► Du arbeitest mit denen, die Medieninsider erfolgreich machen: mit unseren Mitgliedern. 

► Du baust engen Kontakt zu ihnen auf, vernetzt sie aber auch untereinander. Du erkennst ihre Bedürfnisse und überlegst gemeinsam mit uns, wie Medieninsider ihnen gerecht werden kann. 

 Du planst Postings zu Medieninsider-Artikeln auf unseren Kanälen, evaluierst den Erfolg, monitorst und beantwortest User-Kommentare. Und du entwickelst Strategien.

► Du pflegst die Community nicht nur, du schreibst auch darüber. Du bringst dein Wissen und deine Expertise regelmäßig in die Berichterstattung von Medieninsider ein und erweiterst damit unser redaktionelles Angebot. 

Wie die Position noch aussiehst, welche Fähigkeiten wir erwarten und was wir dir bieten, erfährst du in unserer ausführlichen Stellenausschreibung. Wir freuen uns auf deine Bewerbung!


Aus der Medieninsider-Mediathek

► Arist von Harpe über seine Motive für den Kauf der Hamburger Morgenpost, Paid-Content-Pläne und neue Ideen für die Vermarktung. Zum Video und zur Zusammenfassung

► Katrin Gottschalk, Produktchefin und Vize-Chefredakteurin der taz, über Transformation und eine papierlose Zukunft. Zum Video und zur Zusammenfassung.

► Holger Stark, Investigativchef und stv. Chefredakteur der Zeit, über Pressefreiheit und investigativen Journalismus. Zum Video


Lesetipp

Den öffentlich-rechtlichen Medien wird oft, wenn auch von der immer gleichen Seite, eine gewisse Parteilichkeit vorgeworfen. Zu zaghaft sei man im Umgang mit den Grünen, zu sehr feiere man ihre Protagonisten. Shakuntala Banerjee hat in dieser Woche das Gegenteil getan.

Im Sommer-Interview mit Robert Habeck ließ sie sich die Gesprächsführung nicht aus der Hand nehmen, nahm den Parteichef immer wieder in die Verantwortung für innerparteiliche Probleme und die Frage nach den Fähigkeiten der Grünen, ab September ein ganzes Land zu regieren. 

Auch dieses Mal löste das ZDF Kritik aus – dieses Mal lautete sie nur anders. Banerjee habe Habeck nicht aussprechen, ihn nicht seine Punkte machen lassen. Es sei zu viel um die internen Querelen gegangen, zu wenig um inhaltliche Themen – zu wenig um den Klimawandel. 

Banerjee hat nach der Kritik via Twitter Stellung bezogen. Manche würden sagen sie habe sich gerechtfertigt. Man könnte auch sagen: Sie hat erklärt, was manchmal in Vergessenheit gerät – welche Aufgabe guter Journalismus hat. Eine ihrer Kernaussagen:


 „Wollten wir PolitikerInnen nur Raum geben, Botschaften loszuwerden und Unbequemes auszusparen, müssten wir ihnen keine Journalistin gegenübersetzen.“


Banerjees Thread ist ein gutes Beispiel dafür, wie Journalisten ihr Handwerk erklären und damit auch für Transparenz sorgen können. Der Journalistin ist nicht vorzuwerfen, sie habe eine Agenda befolgt. Sie hat kritisch nachgebohrt. Sie hat Verantwortliche sich nicht aus der Verantwortung stehlen lassen. Sie hat ihren Job gemacht. 

Den Thread von Banerjee kannst du hier nachlesen. Das gesamte Sommerinterview mit Robert Habeck findest du hier

Ich wünsche dir noch eine schöne Woche! 

Viele Grüße sendet dir

Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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