SPD-Politiker Rabanus übt Kritik an Presseförderung

Ausgabe #52/20

Hallo Medieninsider!

schön, dass du dabei bist! Hier eine kurze Übersicht, was dich im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wie 2020 für Business Insider Deutschland lief – und was 2021 geplant ist 

► Funke-Zeitungen erscheinen mit „Notausgabe“

► Kritik aus der SPD an Presseförderung

Axios übernimmt lokaljournalistisches Start-up

Snap legte sein bestes Jahr hin

Matthias im NMA-Podcast von Nico Lumma


Business Insider führt Paid Content ein

Jakob Wais und Romanus Otte, Publisher von Business Insider Deutschland

2020 war für alle Medien ein herausforderndes Jahr. Die Corona-Pandemie zwingt viele Verlage zum Umdenken, sie wirkt wie ein überfälliger Transformationsbeschleuniger. Für Jakob Wais (links) und Romanus Otte, seit Mai 2019 für Business Insider Deutschland verantwortlich, kam in diesem Jahr eine weitere Besonderheit hinzu. Mit der Pandemie verkündete Axel Springer die Integration von Gründerszene in ihr junges Unternehmen.

Das Jahresende ist ein guter Anlass, um bei den BI-Publishern nachzufragen, wie es um ihr Projekt steht. Im Interview erklären sie, wie es ist, zwei Unternehmen und Redaktionen in Pandemie-Zeiten zusammenzuführen und wie sie die Arbeit unter einem gemeinsamen Dach organisieren wollen. Wir sprechen auch über ihr nächstes großes Projekt, das sie für das erste Halbjahr 2021 anpeilen: Die Einführung eines Paid-Content-Modells für Business Insider

Zum Geschäftsmodell sagt Romanus Otte:

Beim Aufbau eines eigenen Paid-Angebots wollen sie auf bisherigen Erfahrungen von Gründerszene aufbauen – gleichzeitig muss das dortige Geschäft ausgebaut werden. Auf einer Plattform sollen die beiden Marken zukünftig gemeinsam wachsen, dennoch eigenständig arbeiten. Jakob Wais:

Im Interview sprechen sie auch, wie die Integration beider Unternehmen und Redaktionen läuft, welche Expertisen und Ressourcen sie in diesem Zuge von Gründerszene übernommen haben und auf welche sie verzichten. 

Es geht auch um die Suche nach einer (gemeinsamen) Unternehmenskultur, Wais und Otte berichten auch, was sie für die Stimmung in der jungen Redaktion tun.

Als Medieninsider kannst du das ganze Interview, in dem sie auch die Zahl der zahlenden Gründerszene-Abonnenten verraten, hier lesen


Lesestoff für die Feiertage

Wenn dich das Thema Paid Content und Subscriptions häufiger umtreibt, du auf der Suche nach einem Status-Update oder Inspiration bist, dann könnte der INSIGHT das Produkt sein, das du suchst! Auf 70 Seiten habe ich dir Wissenswertes rund um das Thema Paid Content zusammengefasst – neben Tor Jacobsen berichten auch Publisher wie Mathias Müller von Blumencron, Clara Vuillemin, Sebastian Matthes oder Stefan Ottlitz von ihren Erfahrungen. Als Medieninsider bekommst du den INSIGHT zum halben Preis. Mehr Infos findest du hinter diesem Link


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

zusammengetragen von Florian Boldt

Nach Hackerangriff: Funke-Zeitungen erscheinen als „Notausgaben“

Ein Cyberangriff auf die IT-Systeme der Funke-Mediengruppe (WAZ, Thüringer Allgemeine, Berliner Morgenpost, Hamburger Abendblatt) führen dazu, dass die Zeitungen des Unternehmens am heutigen Mittwoch nicht wie in gewohntem Umfang erscheinen können. Die Titel erscheinen lediglich in einer „Notausgabe“, wie Carsten Erdmann, Digital-Chefredakteur in der Funke-Zentralredaktion, mitteilte. Wie die Produktion in den kommenden Tagen aussieht ist noch unklar. Die Attacke hatte weitreichende Auswirkungen auf den Bestand der Infrastruktur, die digitalen Auftritte der Funke-Medien waren offenbar nicht betroffen. Das Unternehmen reagierte damit, E-Paper und Premium-Artikel im Netz gratis zugänglich zu machen. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung stünde die Hackergruppe DoppelPaymer hinter der Attacke mit Ransomsoftware. Hier findest du den Tweet von Carsten Erdmann, hier den Bericht der Süddeutschen Zeitung

Schlechte Stimmung bei der Süddeutschen Zeitung

Bei der Süddeutschen Zeitung wächst der Unmut über Redaktionsführung und Management, schreibt die taz. Nachdem Frühjahr verhängte zunächst Kurzarbeit verhängt worden war, obwohl viele Ressorts mehr Arbeitsaufwand hatten, im Herbst ein Freiwilligenprogramm hinzu, mit dem in der Redaktion 50 Stellen abgebaut werden sollen. Obendrein beschreibt die taz Unmut über die Personalpolitik. Wichtige Ressortleiterposten würden vorrangig mit Print-Redakteuren besetzt, auch Frauen gerieten zu kurz. Zuletzt hatte (Medieninsider berichtete) eine Reihe von ihnen die Süddeutsche verlassen. Wie die taz die Situation in der Redaktion noch beschreibt, kannst erfährst du hier.

Axios kauft lokaljournalistisches Start-up Charlotte Agenda 

Axios übernimmt das digitale Journalismus-Startup Charlotte Agenda für fünf Millionen US-Dollar. Charlotte Agenda konzentriert sich in North Carolinas größter Stadt auf Servicejournalismus fürs Lokale und wurde 2015 von Ted Williams gegründet. Bis dahin war Williams Head of Digital Strategy beim Charlotte Observer. Laut Recherchen der New York Times machte das Unternehmen, das auf Werbevermarktung und Leser-Unterstützung setzt, 2017 einen Umsatz von 1,3 Millionen Dollar, 2020 sollen es zwei Millionen Dollar sein. Derzeit arbeiten elf Mitarbeiter für Charlotte Agenda.


Für Axios handelt es sich um ein strategisches Investment. Das US-Unternehmen, dessen Erfolg es sich mit Nischen-Newslettern aufgebaut hat, will auch in den Lokaljournalismus vordringen und so von der dortigen Krise profitieren. Axios plant Standorte in vier weiteren Städten: in Tampa, Denver, Minneapolis und Des Moines. Mehr zu dem Thema findest du hier.


Deine Adresse für Vertraulichkeit

Über unseren SSL-verschlüsselten Briefkasten kannst du uns vertraulich Informationen und Dokumente zuspielen. Du findest ihn unter medieninsider.com/briefkasten. Du kannst dich auch via Threema an mich wenden. 


Nordkurier startet Newsletter für Weggezogene

Der Nordkurier will Leser außerhalb seines Verbreitungsgebiets erreichen und setzt dabei auf Heimatverbundenheit. Mit dem Newsletter Heimweh werden Weggezogeneaddressiert, die weiterhin ein Interesse an Mecklenburg-Vorpommern haben. Das Produkt sei aus einem Idea Sprint entstanden. Durch den Lockdown und eingeschränkte Reisemöglichkeiten erhofft sich die Regionalzeitung einen entsprechenden Start-Effekt. Weitere Details dazu findest du hier.

Taboola überweist Publishern nachträglich 16 Millionen US-Dollar 

Während der Corona-Pandemie hatte Taboola 16 Millionen Dollar einbehalten, die als Vergütung für Verlage bestimmt waren. Jetzt schüttet das Werbenetzwerk das Geld aus, berichtet Business Insider. CEO Adam Singolda sagte, dass sich die Einnahmen der Werbetreibenden in der zweiten Jahreshälfte erholt hätten, weshalb Taboola nun den Betrag auszahlen könne, den die Publisher ihren Garantieverträgen zufolge erhalten hätten. Das Unternehmen hatte das Geschäftsmodell vorübergehend von garantierten Umsätzen auf Umsatzbeteiligungen umgestellt. Auch eine geplante Fusion mit dem Konkurrenten Outbrain scheiterte. Die ganze Story kannst du hier nachlesen.

Süddeutsche Zeitung startet redaktionell begleitetes VoD-Portal

Die Süddeutsche Zeitung bringt die SZ Cinemathek an den Start. Jede Woche rezensiert die Redaktion fünf Filme, die direkt auf der Seite ausgeliehen werden können. Bereitgestellt werden die Filme vom Streamingdienst Pantaflix. Die Preise liegen zwischen 1,99 Euro und 5,99 Euro, die SZ erhält eine Umsatzbeteiligung. Zum Start gibt’s unter anderem den siebenfachen Oscar-Gewinner Gravity zu sehen. Hier geht es zur SZ-Cinemathek.

Preisgekrönte Caliphate-Recherche: New York Times fällt auf Betrüger rein 

Die New York Times ist auf einen angeblichen Kämpfer des Islamischen Staats hereingefallen. 2018 erzählte die Zeitung die Geschichte des Mannes, der behauptet hatte, in Syrien für die Terrormiliz gekämpft zu haben. Ihre Recherche produzierte die New York Times als Podcast-Serie Caliphate, wurde dafür sogar ausgezeichnet. Im September nahm die kanadische Polizei den Mann fest, weil er seine Story erfunden haben soll. Eine daraufhin eingeleitete interne Untersuchung der New York Times deckte schließlich auf, dass das renommierte US-Medium tatsächlich auf einen Hochstapler hereingefallen war. Mehr darüber erfährst du hier.

Snap legte bestes Jahr seit Gründung hin

Snap, das Unternehmen hinter Snapchat, schaut 2020 auf sein erfolgreichstes Jahr zurück, analysiert Axios. Die App registriere pro Tag 31 Millionen aktive Nutzer, seit Januar hat sich der Aktienkurs mehr als verdreifacht. Die Pandemie habe auch das Werbegeschäft des digitalen Angebots befeuert. Der Umsatz legte im dritten Quartal um 52 Prozent gegenüber Vorjahr  auf 679 Millionen US-Dollar zu. Mehr findest du hier bei Axios.

Presseförderung: SPD-Politiker Rabanus sieht in Verteilungsschlüssel „ein echtes Problem“

Martin Rabanus, medienpolitischer Sprecher der SPD, übt im Interview Kritik an der Ausarbeitung der geplanten Presseförderung des Bundes. Dabei sei unter anderem der angedachte Verteilungsschlüssel der bis zu 220 Millionen Euro „ein echtes Problem“, wie er im Interview mit White Lab sagt. „Ich habe es meinerseits kritisch hinterfragt, weil das Gesamtsystem darauf angelegt ist, dass die großen Verlage das Geld abgreifen können, die kleineren eher weniger“, sagt er. Das Konzept der Presseförderung stammt aus dem vom Koalitionspartner CDU geführten Bundeswirtschaftsministerium. Das Interview kannst du hier nachlesen

Aus dem Personalticker:

► Katja Hofem verlässt Joyn nach zwei Jahren

► Springer-Vorstand: Jan Bayer übernimmt Publishing-Geschäft von Stephanie Caspar

► Tagesspiegel: Robert Julius Rau ist neuer CFO

► Bild: Timo Lokoschat übernimmt die Aufgaben von Daniel Böcking

► Sascha Pallenberg verlässt Daimler

► Zeit Magazin: Emilia Smechowski ist Vize-Chefredakteurin

► Nach 65 Jahren: Regina Quast verlässt Axel Springer

► Thomas Tuma verlässt das Handelsblatt


Nicht betrachten, was war – schauen, was kommt

Ein aufreibendes Jahr geht zuende, die wohlverdienten Feiertage stehen an. Weil es zwischen Weihnachten und Silvester etwas ruhiger werden könnte als in den Vorjahren, Stichwort Lockdown, versorgen wir dich weiter mit etwas Lesestoff. Wir wollen die letzten Tage des Jahres nicht nutzen, um zu betrachten, was war. Wir werden auf das schauen, was kommt.

Dazu haben wir eine Vielzahl von Branchenexperten danach gefragt, welche Trends sie 2021 in der Branche allgemein und in ihren Disziplinen speziell erwarten. Unsere Serie Medientrends 2021 startet am 28. Dezember, danach wird täglich ein weiterer Beitrag auf unserer Website erscheinen. Mittwochs werden wir dir eine kleine Übersicht der bislang erschienen Artikel schicken. Die täglichen Beitrage gibt es bis in die zweite Januarwoche hinein.

Übrigens steht auch noch unsere Einladung am 29. Dezember zum ersten Medieninsider-Meet-up! Ab 16.00 Uhr wollen wir gemeinsam mit anderen Medieninsidern eine kleine Zwischenbilanz ziehen, uns austauschen und herausfinden, wo und wie wir für dich besser werden können. Dabei sein kannst du als Medieninsider-Mitglied. Wenn du Lust hast, melde dich hier an


Hörtipp

Natürlich entlasse ich dich nicht ohne einen Lesetipp in die Feiertage. Diese Woche ist es ein Hörtipp – sogar in eigener Sache. Medieninsider-Co-Gründer Matthias war bei Nico Lumma im Podcast des Next Media Accelerator zu Gast.

Darin haben sie ein bisschen darüber gesprochen, was wir mit Medieninsider vor haben, sie haben aber auch aktuelle Trends und Themen der Medienbranche umrundet. Dabei geht es unter anderem um die Transformation der Branche im Allgemeinen oder die Zukunft des Lokaljournalismus.

Eine kleine Zusammenfassung des Podcasts wie auch die Aufnahme selbst findest du hinter diesem Link.


Den Medieninsider Lese-Letter kannst du auch weiterempfehlen – an Kollegen, Bekannte und Freunde, die sich ebenfalls für Medien und Transformation interessieren. Leite ihn gerne weiter! Wenn du ihn geschickt bekommen hast, kannst du ihn hier kostenlos abonnieren.

Anregungen und Feedback kannst du jederzeit mir direkt schicken. Schreib wann immer du willst an marvin@medieninsider.com.

Hab noch eine schöne Woche! 
Viele Grüße sendet dir 

Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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