Hallo Medieninsider!
schön, dass du dabei bist! Was dich im Lese-Letter unter anderem erwartet:
► Watson: Die Fluktuation ist hoch, die Stimmung im Keller
► Abschied von der Ericusspitze: Spiegel TV soll umziehen
► ProQuote: taz mit bestem Frauenmachtanteil, Focus weiterhin Schlusslicht
► Twitter will unabhängiger von Werbung werden
► Unternehmen können jetzt Newsletter im Axios-Stil versenden
► TikTok zieht deutsche Redaktionen auf seine Plattform
► Marty Baron gibt dem New Yorker sein Abschiedsinterview
Watson: Das zerströerte Portal
Nachdem ich im Dezember an dieser Stelle über die Arbeitsbelastung und -atmosphäre bei T-Online berichtete, konnte sich die Resonanz sehen lassen. Während die Redaktionsspitze intern mit der Ansage reagierte, Indiskretionen (die ja nicht irgendwoher kommen, wie man der Geschichte vielleicht anmerken konnte) nicht tolerieren zu wollen, erreichten mich mehrere Nachrichten. In manchen wurde gedankt, genauestens hinter die Kulissen geblickt zu haben. In anderen wurde ich auf Watson hingewiesen, dem Ströer-Portal für junge Erwachsene. Die Verhältnisse dort seien „noch viel schlimmer“. Das hat mich neugierig gemacht, also habe ich losgelegt.
Jetzt muss man erst einmal festhalten: Bald drei Jahre nach dem Start ist Watson im Vergleich zu so manchem Konkurrenten noch da. Das liegt auch an der Reichweitenstrategie, die das Ströer-Portal unter der seit bald zwei Jahren amtierenden Chefredakteurin Kinga Rustler fährt. Und die ist rigoros – die Strategie als auch die Chefin.
Der Traffic-Erfolg kostet – vor allem Mitarbeiter. Die Fluktuation bei Watson ist hoch, die Stimmung im Keller. Ich habe in den vergangenen Wochen mit über einem Dutzend ausgeschiedener und aktiver Watson-Mitarbeiter gesprochen, um mir ein umfassendes Bild zu machen. Die Recherche-Ergebnisse möchte ich heute mit dir teilen. Du kannst sie als Medieninsider hier nachlesen.
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Reuters Studie 2021: Medienmanager und Journalisten weltweit zuversichtlich
Ungeachtet der anhaltenden Pandemie gehen Führungskräfte im digitalen Journalismus weltweit mit Zuversicht ans Werk. 73 Prozent sehen im laufenden Jahr gute Chancen für ihr Unternehmen. Das geht aus der jüngsten Umfrage des Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford hervor. Hier kannst du mehr lesen.
Sorge vor Outsourcing bei Spiegel TV
Es gibt Medienkonzerne, die bauen neue Gebäude, um Print-/Online-Redaktion und TV-Sender zusammenzubringen. Und es gibt den Spiegel Verlag.
Dort arbeiten die Spiegel-Leute mit ihren Kollegen von Spiegel TV bereits unter einem Dach. Bislang jedenfalls. Jetzt sollen die TV-Kollegen wieder ausziehen. Spiegel TV muss – wie der gesamte Verlag – sparen. Am einfachsten geht das erst einmal über die Miete. Der Verlagsgeschäftsführung passt das in den Kram, will sie dem Vernehmen nach ohnehin ein paar Stockwerke an Dritte untervermieten. Die TV-Kollegen sitzen da womöglich im Weg.
Innerhalb der Belegschaft ist man alarmiert, dem Ärger über die Entscheidung wird intern bereits Luft gemacht. Das Bemerkenswerte an der ganzen Sache aber ist. Die Mitarbeiter von Spiegel TV stören sich gar nicht so sehr am Fakt, dass sie umziehen müssen. Die meisten sind sogar dafür. Sorge gibt es nur mit Blick auf den Standort, an dem sie zukünftig arbeiten sollen. Denn dort ergeben sich weitere Sparpotenziale. Die Hintergründe dazu kannst du als Medieninsider hier nachlesen.
Advertorial
WahlSwiper: Super-Tool zum Superwahljahr
Das Superwahljahr 2021 mit einer Bundestagswahl und sechs Landtagswahlen stellt viele Redaktionen vor Herausforderungen. Zeit für eine interaktive Innovation! Mit der digitalen Wahlhilfe WahlSwiper bieten Medien ihren Nutzern eine echte Orientierung im Parteiendschungel. Und das Beste: Er kann auf News-Websites kostenlos als Tool eingebaut werden.
Der WahlSwiper bietet weitere Kooperationsmöglichkeiten für Redaktionen, beispielsweise auch auf inhaltlicher Ebene bei der Fragenerstellung. Der WahlSwiper kann so auch als eigenes Produkt herausgebracht und sogar der Verlags-CI angepasst werden.
Vorteile der Zusammenarbeit von Redaktionen mit dem WahlSwiper:
► Einfache Integration durch Code-Snippet
► Kein eigenes Hosting notwendig
► AMP-Support
► datenschutzkonform
► Page-View-Tracking möglich (mindestens 35 Page-Views pro Nutzung)
► eigenes Branding möglich
Im Advertorial erfährst du mehr über die Möglichkeiten mit dem WahlSwiper und findest dort auch die Kontaktdaten.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt & Zoë Brunner
Frauen-Machtanteil: Focus weiterhin Schlusslicht, taz steigt auf Platz 1 ein
Die taz hat in ihrer Redaktion das ausgewogenste Verhältnis zwischen Männern und Frauen, der Focus das schlechteste. Das ergibt die aktuelle Erhebung von Pro Quote zum Machtanteil in Leitmedien (Print-/Online). Demnach kommt die taz auf einen Frauenmachtanteil von 56,4 Prozent und ist damit Spitzenreiter. Die Zeitung wurde das erste Mal in der Erhebung von Pro Quote berücksichtigt. Der stern liegt mit einem Anteil von 51,1 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Spiegel (40 Prozent), Zeit (38 Prozent), SZ (34,3 Prozent), Bild (22,1 Prozent), FAZ (22,0 Prozent) und Welt (21,3 Prozent). Am schlechtesten schnitt erneut der Focus ab. Dort legte der Frauenmachtanteil zwar um 2,2 Prozent zu, lag jedoch bei nur 17,3 Prozent.
TikTok holt Funke, Rheinische Post und RTL auf seine Plattform
Die Funke Zentralredaktion, die Rheinische Post und RTL sind jetzt mit eigenen Kanälen bei TikTok aktiv. Auf die Plattform gelockt hat sie TikTok mit insgesamt 4,5 Millionen Euro, die innerhalb des Programms #LernenMitTiktok an Medien ausgeschüttet werden. RTL befasst sich auf seinem Kanal mit Alltagsrassismus, während die Rheinische Postihre Volontäre über Verschwörungstheorien aufklären lässt. Funke erklärt grundsätzliche Fragen rund um die Wahl.
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Milliardär Mark Cuban will Clubhouse-Konkurrent Fireside an den Start bringen
Noch in diesem Jahr soll die Live-Podcast-App Fireside in die App Stores an den Start gehen. Dahinter stecken Investor Mark Cuban und Mitgründer Falon Fatemi. Fireside zielt auf moderierte Live-Gespräche im Sportbereich ab. Anders als bei Clubhouse plant Fireside eine Funktion, mit der die Talks nativ aufgezeichnet werden können. Später sollen diese dann als Podcast zur Verfügung stehen. Moderatoren sollen die Gespräche außerdem direkt monetarisieren können. Mehr über Fireside erfährst du bei The Verge.
Twitter will finanziell unabhängiger von Werbung werden
Twitter prüft verschiedene Möglichkeiten für Bezahloptionen. Der Kurznachrichtendienst will sich damit breiter aufstellen und die Abhängigkeit von Werbeerlösen verringern. So könnten Nutzer zum Beispiel gegen Zahlung ihr Konto verifizieren lassen, Videos in höherer Qualität ansehen oder den Twitter-Feed werbefrei nutzen. Auch die Dashboard-App Tweetdeck könnte hinter der Bezahlschranke landen. Weitere Hintergründe über die Twitter-Pläne liefert dir Bloomberg.
Axios bietet Unternehmen sein Newsletter-Tool als Software-as-a-Service an
Axios hat seine Newsletter-Software für Unternehmenskunden gestartet. Axios HQ stellt einen Baukasten zur Verfügung, mit dem Corporates Newsletter im Axios-Format anlegen und versenden. Das Journalismus-Startup aus den USA setzt nicht nur wirtschaftlich auf Newsletter, sondern hat auch einen eigenen, übersichtlichen Stil geprägt. An der Beta-Phase hätten bereits große Unternehmen wie AT&T teilgenommen, berichtete Digiday bereits im Dezember. Axios habe in dieser Zeit bereits einen Umsatz von knapp einer Million US-Dollar mit Axios HQ generiert.
New York Times zählt jetzt 6,7 Millionen Digital-Abos
Die New York Times legte 2020 um 2,3 Millionen Digital-Abonnenten zu und zählt nun 6,7 Millionen rein digitale Abonnenten. Mehr als fünf Millionen davon entfallen auf das reine News-Produkt (+48 Prozent zum Vorjahr), 1,6 Millionen auf Koch- und Game-Anwendungen der NYT (+66 Prozent). Allein im vierten Quartal setzte die New York Times mit ihren digitalen Abos 167 Millionen US-Dollar um (+37 Prozent), aufs ganze Jahr gerechnet waren es 598 Millionen Dollar. Inklusive der über 833.000 Print-Abos lag der Umsatz bei rund 1,2 Milliarden Dollar (+10 Prozent).
Im Werbegeschäft verzeichnete die New York Times 2020 einen Rückgang der Werbeerlöse auf 392,4 Millionen US-Dollar (minus 26 Prozent). Allein die Print-Anzeigen brachen um 39 Prozent ein, Digitalwerbung sackte um zwei Prozent ab. Einen kräftigen Anstieg verzeichnete das Podcast-Geschäft. 36 Millionen Dollar spielten die NYT-Formate ein (+25 Prozent). Einen Artikel dazu findest du bei der New York Times. Hier kommst du direkt zur Finanzmeldung.
Wir recherchieren und berichten
Die Corona-Pandemie sorgt an vielen Stellen in Medienunternehmen für Umbruch. Wir wollen auch dorthin schauen, wo die Entwicklungen kritisch sind – beispielsweise bei Arbeitsschutz oder Kurzarbeit. Über unseren SSL-verschlüsselten Briefkasten kannst du uns vertraulich Informationen und Dokumente zuspielen. Du findest ihn unter medieninsider.com/briefkasten. Du kannst dich auch via Threema an mich wenden.
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Mehr News aus dem Personalticker:
► Bild: Willi Haentjes ist jetzt Newsdesk-Chef
► Miriam Scharlibbe wechselt von stern zu sh:z
► Funke: Ruth Betz wird Geschäftsleiterin Digital News in Hamburg
► stern und Capital: Stefan Schmitz wird Vize in der neuen Hauptstadtredaktion
► Luca Caracciolo wechselt von t3n zur Heise-Gruppe
Lesetipp
In Washington geht eine journalistische Ära zu Ende. Nachdem er noch die Präsidentschaftswahlen begleiten wollte, beendet Martin „Marty“ Baron nun seine Karriere als Chefredakteur der Washington Post. Dem New Yorker hat er ein Abschiedsinterview gegeben, in dem er über die vergangenen neun Jahre an der Spitze der Zeitung, die kurz nach seinem Antritt von Amazon-Gründer Jeff Bezos gekauft wurde, spricht. Es geht um die Transformation der WaPo, aber auch um die des Journalismus und seine Rolle im Allgemeinen. Baron spricht auch über sein Verständnis von Führungskompetenz. Das Interview ist mein Lesetipp der Woche für dich. Hier nur ein paar Aussagen:
Baron spricht über das Verhältnis zu Jeff Bezos und die Zusammenarbeit unter dem neuen Eigentümer. Darüber, was er vom Unternehmer für das eigene Produkt gelernt hat, sagt er:
„Eines der Dinge, die er damals sagte war, dass wir uns wirklich auf den Kunden konzentrieren müssen, nicht auf den Konkurrenten.“
Darüber, worum es bei gutem Management geht, sagt er:
„Es schafft die Voraussetzungen, unter denen Menschen ihre beste Arbeit leisten können.“
„Ich denke, es gibt viele Manager oder designierte Manager, die ihren Job mit der Intention machen, gemocht zu werden. Ich habe die Intention, respektiert zu werden.“
Über die Aufgabe des Journalismus und das Verständnis von Objektivität sagt er:
„Objektivität ist nicht Neutralität, es ist nicht, beide Seiten anzuhören, es ist nicht die sogenannte Ausgewogenheit. Das ist es nie gewesen.“
„Es ist wichtig, dass wir bei unserer Berichterstattung versuchen, Vorurteile beiseite zu schieben und unsere Arbeit so wissenschaftlich wie möglich anzugehen. Offen zu sein, ehrlich zu sein, fair zu sein, den Menschen zuzuhören und sie ernsthaft zu berücksichtigen.“
Ich hatte mal einen Chef, der in solchen Fällen zu schreiben pflegt: Man muss die Ansichten von Marty Baron nicht teilen. Aber man sollte sie gelesen haben.
Das ganze Interview mit Marty Baron findest du hier.
Hab noch eine schöne Woche!
Viele Grüße sendet dir
Marvin