Eine große News in eigener Sache

Ausgabe #09/21

Hallo Medieninsider!

Ich freue mich, dass du dabei bist! In der heutigen Ausgabe dreht sich vieles um die neuesten Entwicklungen in sozialen Netzwerken. In den vergangenen Tagen und Wochen ist einiges passiert, das die Beziehungen zu Publishern verändert und zugleich noch einmal auf die Probe stellt. Was dich im Lese-Letter erwartet:

► Wie der Kampf der Plattformen um die Creator Economy neue Konflikte mit Medien provoziert 

► Clubhouse und Journalismus: ein ziemlich gestörtes Verhältnis

► Facebook News in Deutschland: Weshalb Springer nicht mitzieht

Im Lese-Letter gibt es heute aber auch eine erfreuliche und große Nachricht in eigener Sache: Ein halbes Jahr nach unserem Start gehen wir den nächsten Schritt, um Medieninsider weiterzuentwickeln! Dafür haben wir einen Partner gefunden, der sich mit dem Auf- und Ausbau von Start-ups bestens auskennt: Nico Lumma und Christoph Hüning mit ihrem Team vom next media accelerator werden in Medieninsider investieren. Weiter unten im Newsletter gehe ich noch einmal näher darauf ein. 


Das neue Konfliktpotenzial

Foto: Jason Strull/unsplash Montage: Medieninsider
Foto: Jason Strull/unsplash Montage: Medieninsider

Für Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer und Präsident der deutschen Zeitungsverleger, ist das Geschäftsmodell des Journalismus für die kommenden Jahre klar. Beim Digitalkongress des BDZV im vergangenen Sommer sagte er:

„Vorbei ist advertising only. Die große Zukunft liegt in paid content und digital subscriptions.“

Was vor etwa einem Dreivierteljahr noch nicht so ganz klar war: Nicht nur Döpfner sieht das so. Sondern auch die großen sozialen Netzwerke und Plattformen – und das, obwohl deren Werbegeschäft brummt.

Das Silicon Valley hat den Kampf um die Creator Community ausgerufen, wie am Fließband werden neue Features gelauncht, neue Plattformen und Produkte tauchen auf. Die Geschäftsmodelle dahinter zielen längst nicht mehr (nur) auf Monetarisierung durch Werbung ab, sondern auf direkte Nutzerumsätze. 

► Plattformen wie Substack bieten Autoren die Möglichkeit, Newsletter über ein Abo-Modell direkt zu monetarisieren.Um sie zu überzeugen und die Hürden für den Einstieg zu senken, leisten sie sogar Anschubfianzierungen. 

YouTube hat sich bereits von Twitch inspirieren lassen und setzt noch einen drauf. Noch in diesem Jahr will es die Applaus-Funktion weiter ausrollen. Darüber können Nutzer den Produzenten zwischen zwei und 50 Dollar schicken. Bislang war das nur bei Live-Videos möglich, die Applaus-Funktion wird auch on demand verfügbar sein. Zuvor führte YouTube bereits Memberships ein. 

► Zwar hat sich Spotify noch nicht in die Karten schauen lassen, Podcast-Plattformen wie Podimo sind aber auf einzelne Podcast-Produzenten aus. Auch Soundcloud arbeitet an einem eigenen System, um Soundcloud-Produzenten und Künstler direkt zu bezahlen. 

► Clubhouse, die gehypte Social-Audio-App, will sich nach bisherigen Plänen ausschließlich über Nutzer-Umsätze finanzieren und denkt über Trinkgeld-Optionen wie auch Abo- und Ticketing-Varianten nach. 

► Und dann sind da die neuesten Entwicklungen bei Twitter: Mit der Übernahme des Newsletter-Anbieters Revue, der Einführung von Spaces und die Ankündigung von Super Follows (quasi einem Abo-System) arbeitet der Kurznachrichtendienst an einem ganzen Ökosystem für Creators.

Es sind nur einige Beispiele aus den vergangenen Wochen und Monaten – und sie haben Potenzial. Konfliktpotenzial. Die Entwicklung birgt eine neue Bedrohung für Verlage und andere Medienunternehmen – auch mit Blick auf journalistische Talente. Meine Analyse dazu kannst du als Medieninsider hier nachlesen.


Werben im Lese-Letter?
Mail an werben@medieninsider.com und Mediadaten anfordern!


Ein ziemlich gestörtes Verhältnis

Die App Clubhouse. Grafik: Medieninsider / Zlatko Plamenov
Die App Clubhouse. Grafik: Medieninsider / Zlatko Plamenov

Apropos Konflikt: Clubhhouse ist ein beliebter Ort für Menschen, die sich gerne von anderen inspirieren lassen – und für Menschen, die sich selbst gerne reden hören. Auch deshalb tummeln sich viele Journalisten auf der Social-Audio-Plattform. Zumindest, sofern man sie lässt.

Paul Ronzheimer lässt man nicht. Seit über einem Monat ist der stellvertretende Chefredakteur von Bild„suspendiert“. Andere Nutzer, die etwa zeitgleich oder deutlich später sanktioniert wurden, sind längst wieder zurück. 

Wie kann das sein? Antworten darauf zu finden, ist schwierig. Ronzheimer bekommt sie nicht und auch offizielle Presseanfragen bleiben unbeantwortet. Kontakt zur PR-Agentur des Unternehmens zu bekommen, gleicht einem Glücksspiel.  

Die Clubhouse-Macher spielen nach ihren eigenen Regeln der Kommunikation, Berichterstatter bleiben außen vor. Das könnte auch am Einfluss des Lead-Investors Andreessen Horowitz liegen. Clubhouse und Journalismus: Ich habe alles Wissenswerte dazu zusammengetragen und beschreibe ein von Beginn an verstörtes Verhältnis. Den Artikel kannst du als Medieninsider hier lesen.


Darum ist Springer bei Facebook News nicht dabei

Die App Clubhouse. Grafik: Medieninsider / Zlatko Plamenov

Die Ankündigung von Facebook News in Deutschland war ein voller Erfolg für den US-Konzern. Bereits jetzt sind zum Start im Mai 100 Medienmarken aus 30 Unternehmen gesetzt. Sie liefern ihre Inhalte zukünftig in einem eigenen News-Tab aus, losgelöst vom Newsfeed. Für die Bereitstellung ihrer Inhalte werden die Verlage vergütet. Mit jedem einzelnen von ihnen hat Facebook in den vergangenen Wochen Lizenzdeals für die Verwendung und Verbreitung ihrer Inhalte abgeschlossen.

Der Erfolg ist auch ein politischer. Facebook einigt sich auf Vergütungen abseits des umstrittenen Leistungsschutzrechts, bietet Verlagen eine unbürokratische Lösung. Damit umgehen die Vertragsparteien auch eine Eskalation, wie sie zuletzt in Australien zu beobachten war. 

Die Deals gefallen nicht jedem. Unter anderem der Axel-Springer-Konzern ist zum Start von Facebook News nicht dabei. Welche Gründe der Konzern hat und mit welch drastischen Worten die Verwertungsgesellschaft Corint Media (zuvor VG Media) noch im Dezember Rechteinhaber vor einem Deal mit Facebook gewarnt hatte, kannst du in unserem Artikel nachlesen. Als Medieninsider findest du ihn hier


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

zusammengetragen von Florian Boldt & Zoë Brunner

Neues Deutschland steht vor Existenzfrage

Der linken Tageszeitung Neues Deutschland (ND) droht das Aus. Nach Medienberichten planen die Gesellschafter, ND-Geschäftsführer Matthias Schindler und die Linkspartei, die GmbH hinter der früheren Parteizeitung der SED aufzulösen. Gelingt es nicht, die Redaktion in ein von ihr selbst getragenes Genossenschaftsmodell zu überführen, werde die Zeitung abgewickelt, heißt es weiter. Einen Beschluss der Linken, die 50 Prozent an der ND hält, gebe es noch nicht. Aus der Belegschaft gibt es bereits deutliche Kritik: Die Ankündigung sei ohne Vorwarnung gekommen, außerdem würden die Gesellschafter das wirtschaftliche Risiko bei der Umwandlung in eine Genossenschaft auf die Mitarbeiter übertragen. Mehr Hintergründe liest du bei Zapp und bei der taz.

Watson.ch meldet erstmals schwarze Zahlen und expandiert

Sieben Jahre nach dem Start meldet Watson.ch zum ersten Mal schwarze Zahlen. Gegenüber der NZZ sagt CEO Michael Wanner, man habe 2020 „einen kleinen Gewinn“ gemacht. Zahlen nennt er nicht. Das Ergebnis sei auf eine neue Strategie in der Vermarktung zurückzuführen. Trotz Kritik aus der Branche lässt Watson.ch seineJournalisten nun auch Anzeigentexte schreiben. Im nächsten Schritt will Watson.ch in einen französischsprachigen Ableger investieren. 20 Journalistinnen und Journalisten produzierten seit Anfang Februar in Lausanne eigene Texte und Übersetzungen der deutschen Watson-Artikel. In dieser Woche ging das Portal online. Mehr dazu findest du in der NZZ.

Entwurf aus Bundeswirtschaftsministerium erhärtet Pläne für Presseförderung


Die von der Bundesregierung angekündigt Presseförderung soll ab Mai oder Juni beantragt werden können. Das berichtet Horizont unter Berufung auf ein neues Konzept aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Daraus gingen auch konkretere, Beispiele für förderfähige Projekte hervor. Wie erwartet sollen Verlage Subventionen auch für den Auf- und Ausbau von Online-Shops beantragen können genauso für (gestalterische) Anpassungen ihrer Print-Produkte. Für die Presseförderung sollen in den kommenden Jahren insgesamt 220 Millionen Euro ausgegeben werden. Die Bundesregierung wolle damit die digitale Transformation von Print-Medien vorantreiben. In den vergangenen Wochen kritisierten rein digitale Medienanbieter, bei der Förderung von Medienunternehmen nicht beachtet zu werden. Mehr über das Konzept aus dem Ministerium findest du bei Horizont

Mediengesetz: Facebook schließt erste Verträge mit australischen Medien

Facebook hat erste Vereinbarungen mit Medienhäusern in Australien über die Verbreitung journalistischer Inhalte geschlossen. Künftig sei eine „Vielzahl von Premium-Inhalten, einschließlich einiger zuvor kostenpflichtiger Inhalte“ auf Facebook zu finden, heißt es. Die Plattform reagiert damit auf das neue Mediengesetz, das die australische Regierung in der vergangenen Woche verabschiedet hatte. Facebook wehrte sich lange gegen das Gesetz, blockierte Medienhinalte für Nutzer in Australien sogar für einige Tage. Mehr erfährst du bei Reuters.

Springer und Bauer ziehen sich aus Grosso-Geschäft zurück


Springer und Bauer schließen zum Jahresende ihre jeweiligen Hamburger Pressevertriebs-Töchter. Beide Verlage geben die Vertriebsrechte an die 2019 gegründete Verlagsgrosso Nord ab. Wegen struktureller Probleme auf dem Markt lohne sich das Geschäft für beide Medienhäuser nicht mehr. Bei Bauer seien 71 Mitarbeiter betroffen, bei Springer 57, berichtet New Business. Die Bauer Media Group wolle einen großen Teil der Stellen erhalten und intern neu einsetzen. Der Axel Springer Verlag strebe sozialverträgliche Lösungen an. Weitere Informationen findest du bei New Business.


Medieninsider wächst mit next media accelerator weiter

An dieser Stelle gibt es dieses Mal keinen Lestipp. Ich hatte schlicht keine Zeit, meine lange Lese-Liste abzuarbeiten. Der Grund ist einfach wie zugleich erfreulich: Hinter den Kulissen von Medieninsider passiert gerade einiges. 

Als Matthias und ich vor einem halben Jahr mit Medieninsider an den Start gegangen sind, waren wir selbstbewusst: Wir können der Medienbranche mit einem eigenen Angebot einen Mehrwert bieten. Unser Anspruch war, nicht nur ein exklusives und recherche-intensives Medienmagazin zu bieten, sondern eines mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Wir waren überzeugt von unserer Idee und mittlerweile wissen wir: Medieninsider funktioniert. Jetzt setzen wir einen drauf. 

Wir freuen uns, dass wir mit Nico LummaChristoph Hüning und ihrem Team vom next media accelerator (NMA) einen Partner gefunden haben, der im Auf- und Ausbau von Medien-Start-ups erfahren ist. Gemeinsam mit ihnen werden wir unser diversifiziertes Geschäftsmodell aus Werbevermarktung, Einzelverkäufen für unsere INSIGHTS und Mitgliedschaften, die Basis für unser Schaffen sind, weiterentwickeln. NMA wird uns dabei unterstützen, unsere Prozesse zu optimieren. Dafür wird er zu 10 Prozent an INSIDER PUBLISHINC, dem Unternehmen hinter Medieninsider, einsteigen. Das strategische Investment dafür beträgt 50.000 Euro. Was wir mit dem Geld anfangen werden:

► Wir investieren in den Ausbau unserer Produkte, werden Aufträge für exklusive Recherchen vergeben.

► Wir werden unser INSIGHT-Portfolio ausbauen, das – so ehrlich müssen wir sein – in der Aufbau-Phase etwas vernachlässigt wurde. 

► Wir rüsten unsere digitale Infrastruktur auf, werden unsere Abonnement-Verwaltung aktualisieren und in Nutzerfreundlichkeit investieren.

Gemeinsam mit NMA werden wir uns mit noch mehr Start-ups und Medienunternehmen vernetzen, um die Medienbranche aktiv bei der digitalen Transformation zu begleiten. Das wichtigste aber ist: Medieninsider bleibt unabhängig, bleibt kritisch. Matthias und ich werden gemeinsam weiterhin 90 Prozent am Unternehmen halten. 

Falls du weitere Fragen hast, stelle sie mir gerne als Antwort auf diese Mail oder schreib uns an wirsind@medieninsider.com. Manche Antworten findest du vielleicht auch in unserer Pressemitteilung, die ich dir hier verlinke. Wir haben auch ein kurzes Q&A vorbereitet. 


Viele Grüße sendet dir 

Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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