Was darf sich ein Herausgeber herausnehmen?

Ausgabe #20/2022

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Es braucht eine neue Diskussion über die Rolle von Herausgebern und Verlegern

► Der Auftritt von Holger Friedrich im Directors’ Club 

► Claudia Michalski fasst zusammen, was die vollständige Rückkehr an den Arbeitsplatz für Folgen haben könnte

► Zeit-Herausgeber Josef Joffe gibt seinen Posten ab

► Bild-Reporter Maximilian Kiewel macht einen Abflug zur Lufthansa, Carline Mohr kehrt zu Springer zurück und Julius Böhm folgt seinem Ex-Chef Julian Reichelt

– Kommentar –

Es ist die richtige Entscheidung, dass sich Josef Joffe zukünftig nicht mehr Herausgeber der Zeit nennen darf. „Herausgeberschaft“ kommt nicht von „Herausgabe redaktioneller Interna“. Genau das hat Joffe für seinen Freund Max Warburg aber getan, als Journalisten des Hauses dem Banker in Sachen CumEx hinterher recherchierten. Er hat seinen Freund gewarnt und seine Mitarbeiter in ihrer Arbeit behindert, indem er Zeit geschindet hat.

Es ist allerdings nicht die richtige Entscheidung, dass Joffe nicht sofort von seiner Aufgabe zurücktreten muss oder gar gefeuert wird. Er darf sich weiter bis zum Auslaufen seines Vertrages im März 2023 Herausgeber nennen. Bis dahin lasse er seine Tätigkeit „ruhen“, wie es heißt. Darauf hätten sich er und die beiden Verleger Dieter und Stefan von Holtzbrinck geeinigt. Das ist schwach. „Verleger“ kommt nicht von „Verlegenheit“.

Verleger und Herausgeber dürfen sich einmischen, sie dürfen streiten, ihre Meinung zur Arbeit ihrer Chefredakteure und Reporter äußern. Verleger und Herausgeber dürfen sogar Freunde haben. In erster Linie stehen sie aber im Dienste ihrer Redaktion. Es ist ihre Aufgabe, die Arbeit der freien Presse zu gewährleisten. Auch wenn es um Freunde geht. Das ist unangenehm. Das ist aber die besondere Aufgabe, die sie auch im Dienste der Öffentlichkeit und der Demokratie nicht nur angenommen, sondern sich auch ausgesucht haben. Das beste, was sie in diesem Fall machen können: Journalisten ihren Job machen lassen.

Der Fall Joffe sollte erneut Anlass sein, über redaktionelle Standards nachzudenken, über die Aufgabe und Rollenbilder von Verlegern, Herausgebern, Geschäftsführern und Chefredakteuren. An einigen Stellen scheint die Nadel des moralischen Kompass’ durchgedreht, an anderen Stellen sind die Grenzen (teils bewusst) mittlerweile verschwommen oder sogar aufgelöst worden. In der Creator Economy, die zunehmend auch den Journalismus erfasst, gibt es sie und die dazugehörigen alten Werte gar nicht mehr. Der „Publisher“ ist oft Vertriebler, Marketing-Chef, Geschäftsführer, Herausgeber, Verleger und Praktikant in einer Person. 

Es ist die richtige Entscheidung, sich mit der Zeit zu verändern, alte Rollenbilder weiterzuentwickeln. Die Digitalisierung fördert das. Nicht alles davon ist schlecht. 

Es wäre allerdings falsch, diese Veränderungen nicht zu diskutieren. Dafür ist es höchste Zeit.


Holger Friedrich hat zum Interview die Tea Time eingeläutet: Schwarzer Tee und Champagner. Ein Statement. Es sollte nicht das letzte des Abends bleiben, die restlichen erfolgten nur nicht symbolisch, sondern per gesprochenem Wort. 

Holger Friedrich, seit 2019 Eigentümer der Berliner Zeitung und des Berliner Kurier, war vergangene Woche Gast in unserem Directors’ Club, den wir erstmals mit Publikum und anschließendem Netzwerken veranstaltet haben. 

Ich wollte von Friedrich erfahren, wie er die vergangenen zweieinhalb Jahre als Verleger erlebt hat, was sich nach seiner Auffassung nach der Übernahme des Berliners Verlags ändern musste und wie er den Verlag losgelöst von Synergien langfristig erhalten will. Es ging um ihn als Verleger und seine Sicht auf die Branche.

Friedrich war kein einfacher Gesprächspartner. Er war launisch, in seinen Antworten teils sehr technisch und detailliert, in anderen wiederum blieb er allgemein. Auch wenn es nicht immer ganz einfach war, zu überprüfen, ob er das von ihm Gesagte auch persönlich umsetzt, hat der Unternehmer im Gespräch viele Punkte gemacht. Ob Geschäftsmodell, staatliche Subventionen oder das Streitthema Unabhängigkeit. Es lohnt sich, zumindest über seine Aussagen nachzudenken. 

Das Gespräch mit Holger Friedrich hat Spaß gemacht. Ob das auch für die Rolle des Zuschauers gilt, kannst am besten du selbst beantworten. Die Videoaufzeichnung inklusive Zusammenfassung von meinem Kollegen Kevin ist jetzt online. Du hast innerhalb deiner Mitgliedschaft als Director Zugriff darauf.

„Wir kümmern uns nicht um Print“

Holger Friedrich im Gespräch mit Marvin Schade beim Directors' Club von Medieninsider

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So kommst du gut durchs Auswahlverfahren der FreeTech Academy

In gut zwei Wochen endet das Auswahlverfahren an der Journalistenschule der FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism & Technology. Um dort angenommen zu werden, muss man ein dreistufiges Auswahlverfahren durchlaufen. Das klingt nach viel Aufwand, ist es aber nicht. Die besten Tipps und Tricks für die erste Stufe haben wir hier für Euch zusammengetragen.


Die Pandemie ist nicht weg, die Diskussion um den Arbeitsplatz im Büro aber wieder zurück. 

Gelingt die Identifikation mit dem Medienunternehmen auch, wenn man sich nicht mehr täglich im Büro trifft? Wie viel Home-Office ist möglich und wie viel Anwesenheit nötig, um sich zugehörig zu fühlen?

Unsere Kolumnistin Claudia Michalski hat sich mit der Frage, was von der sogenannten neuen Arbeitswelt nach der Pandemie bleibt befasst. Sie hat sich die Bedürfnisse angesehen und einige Stichproben gemacht, wie Medienunternehmen damit umgehen. So viel vorweg: Chefs, die ihre Schäfchen um sich herum und gut bewacht wissen wollen, dürften es zukünftig nicht so einfach haben, gutes Personal zu finden und zu halten.

Claudias neue Kolumne kannst du als Medieninsider hier lesen.

So riskieren (Medien-)Unternehmen eine Kündigungswelle


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re:publica Berlin 2022

Die re:publica Berlin findet vom 8.-10. Juni 2022 in der Arena Berlin und dem Festsaal Kreuzberg statt und steht in diesem Jahr unter dem Motto “Any Way the Wind Blows”. Informationen zum Programm gibt es unter www.re-publica.com


Schon in der kommenden Woche geht es weiter mit Programm im Directors’ Club! Dieses Mal organisiert mein Kollege Fabian ein Q&A mit Lennart Schneider. Er hat bis vor Kurzem das Club-Modell „Freunde der Zeit“ verantwortet und teilt sein Wissen über Aufbau und Pflege einer Community nun mit anderen.

Dieser Event am Mittwoch, den 25. Mai um 10 Uhr, ist der passende für dich, wenn…:

► … du dich nicht nur fragst, wie man neue Abonnenten gewinnt, sondern Bestandskunden möglichst lange hält.

►… du dich fragst, was ein Medium braucht, um aus Lesern Mitglieder zu machen.

► … du dich fragst, welche Angebote ein Medium über den klassischen Inhalt hinaus machen kann oder sollte.

► … du dich fragst, wie Newsletter, Podcasts oder andere Produkte dazu beitragen können, Nutzer länger an sich zu binden.

Der Event ist exklusiv für Mitglieder mit Director-Mitgliedschaft. Er findet digital per Video-Call statt. Es wird keine Video-Aufzeichnung geben.

Nach dem Klick auf den folgenden Button gelangst du direkt zur Registrierung für den Event!

Weitere Termine im Directors’ Club

► 22. Juni 2022, 15 Uhr – Q&A mit Ellen Heinrichs über konstruktiven Journalismus (Video-Call)

► 29. Juli 2022, 17 Uhr – Q&A mit Paul Ostwald über Gründertum im Journalismus (Video-Call)

Mit dabei sein kannst du nur als Medieninsider mit Director-Mitgliedschaft. Mehr Informationen findest du hier.


News und Entdeckungen der Woche 

zusammengetragen von Kevin Dusch

Stern reagiert auf NDR-Recherche zu Henri Nannens SS-Propaganda

Der Stern will die SS-Vergangenheit seines Gründers Henri Nannen gründlich aufarbeiten. Das kündigte der gerade berufene Chefredakteur Gregor Peter Schmitz an. Dabei wolle man auch „offen um die Frage ringen“, ob die Nannen-Schule und die Journalistenpreise des Hauses weiter den Verleger-Namen tragen können. Schmitz reagiert damit auf eine Recherche des Formats STRG_F von Funk und NDR, die erstmals Flugblätter des SS-Unternehmens „Südstern“ aus dem Zweiten Weltkrieg zeigt. Henri Nannen war Kopf dieser Propaganda-Gruppe. Diese Information ist zwar nicht neu, allerdings waren die konkreten Darstellungen der Flugblätter bislang nicht öffentlich bekannt. Laut STRG_F habe sich der Stern zu dem gesammelten Quellenmaterial zunächst nicht äußern wollen. Das Statement von Gregor Peter Schmitz findest du hier, das Video zur STRG_F-Recherche findest du hier.

Google lizensiert längere News-Texte

Google will nun auch längere Textauszüge direkt bei Publishern lizenzieren und startet dafür ein Tool, über das Verlage zustimmen können. Der Launch ist zunächst auf Deutschland und Ungarn beschränkt. Die Verwertungsgesellschaft Corint Media kritisiert das neue Tool als Versuch, Verlagen „Presseleistungsschutzrechte für missbräuchlich geringe Zahlungen abzunehmen.“ Die Vereinbarungen würden zudem weitere Lizenzierungen zugunsten der Verleger ausschließen. Die Ankündigung von Google findest du hier, die Reaktion von Corint Media hier.

Deutsche Welle beendet Ausstrahlung auf deutschen Kanälen

Der öffentlich-rechtliche Auslandssender Deutsche Welle stellt seine Ausstrahlung auf inländischen Kanälen wie Magenta TV und Joyn ein. Das teilten die Landesmedienanstalten mit. Dem Schritt ging eine Entscheidung der Anstalten voraus, nach der die Verbreitung des Programms der Deutschen Welle in ihrer Funktion als Auslandssender im deutschen Inland unzulässig sei. Allerdings gilt das Verbot nicht für die allgemeine Ausstrahlung im Internet. So heißt es von den Medienregulierern: „Eine Verbreitung des Programms der Deutschen Welle im offenen Internet und über die eigenen Webseiten fällt nicht in die direkte Zuständigkeit der Medienanstalten.“ Eine Meldung von der FAZ zu diesem Thema findest du hier.

ProSiebenSat.1: Mehr Werbeerlöse, weniger Gewinn im ersten Quartal

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 meldet mit Veröffentlichung der Zahlen aus dem ersten Quartal 2022 ein rückläufiges bereinigtes EBITDA (bereinigter Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Es lag mit 123 Millionen Euro rund 19 Millionen Euro unter dem Wert des ersten Quartals im Vorjahr – ein Minus von 13,3 Prozent. Der Konzern begründet die Zahlen mit vorgezogenen Programmaufwendungen. Der Umsatz stieg dagegen leicht um zwei Prozent von 938 Millionen Euro auf 954 Millionen Euro. Der Entertainment-Umsatz legte um neun Prozent auf 663 Millionen Euro zu. Für das Gesamtjahr strebt der Konzern unverändert 4,6 Milliarden Euro Umsatz und ein Adjusted EBITDA in Höhe von 815 bis 865 Millionen Euro an. Die vollständigen Quartalszahlen von ProSiebenSat.1 findest du hier.

Werbemarkt moderat im Plus

Laut dem Marktforschungsinstitut Nielsen legt der deutsche Werbemarkt weiter zu. Über die ersten vier Monate des Jahres liegen die Werbeausgaben mit rund elf Milliarden Euro 5,8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Lediglich der Bereich Direct Mailing liegt mit rund 769 Millionen Euro 2,8 Prozent im Minus. Die stärksten Zugewinne verzeichnen das Radio mit plus 19,6 Prozent auf rund 578 Millionen Euro und Out-of-Home mit plus 15,9 Prozent auf rund 710 Millionen Euro. Die übrigen Segmente wuchsen moderat: Die Spendings in Zeitungen stiegen auf rund 1,622 Milliarden Euro (+ 6,9 Prozent), im TV auf rund 5,047 Milliarden Euro (+ 5,1 Prozent), bei Publikumszeitschriften auf rund 883 Millionen Euro (+ 3,2 Prozent) und Online auf rund 1,377 Milliarden Euro (+ 2,6 Prozent). Außerhalb der Wertung muss, wie bereits in den Vormonaten, das Kino betrachtet werden. Nach geschlossenen Sälen im vergangenen Jahr liegt das Plus hier bei 184.181 Prozent. Statt 11.000 Euro in den ersten vier Monaten 2021 wurden in diesem Jahr von Januar bis April 19,732 Millionen Euro umgesetzt. Die Zahlen von Nielsen findest du hier.

Twitter startet Community-Feature in Deutschland

Twitter hat seine neue Community-Funktion in Deutschland flächendeckend gelauncht. Zuvor wurde das Feature seit Herbst 2021 mit einer kleinen Gruppe getestet. Dabei handelt es sich um moderierte Gruppen, die jeder Nutzer gründen kann. Damit will Twitter der Creator Economy entgegen kommen als auch dem Trend, vermehrt nach Nischenthemen zu suchen, gerecht werden. Tweets in solchen Gruppen sind nur für deren Mitglieder sichtbar. Mehr Infos findest du hier.

Elon Musk stoppt Twitter-Kauf

Elon Musk hat seine Übernahme von Twitter für pausiert erklärt. Er wolle zunächst Klarheit gewinnen, wie viele Bot-Konten und Fake-Profile es auf der Plattform tatsächlich gebe. Twitter selbst betont, die Zahl liege bei unter fünf Prozent. Die Ermittlung des Wertes ist laut Musk für die wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens wichtig, da Werbetreibende wissen wollen, ob sie tatsächlich echte Menschen ansprechen. Den bisher vorgelegten Zahlen traut er offenbar nicht: In einem Tweet kritisierte er die Methode zur Ermittlung von Fake-Konten. Die Anwälte von Twitter werfen ihm nun vor, mit diesem Beitrag eine bestehende Vertraulichkeitsvereinbarung gebrochen zu haben. Kritiker vermuten hinter der Pausierung des Deals eine Strategie Musks, um den Kaufpreis zu drücken. Eine aktuelle Meldung vom Standard zum Thema findest du hier.

Netflix plant Live-Formate

Der Streamingdienst Netflix soll laut Deadline an der Implementierung von Live-Formaten arbeiten. Eine offizielle Ankündigung gibt es bisher nicht, ebenso wenig wie einen Zeitplan für den Launch. Zuletzt hatte Netflix mit einem dramatischen Sturz bei den Abo-Zahlen zu kämpfen und spielt sogar mit dem Gedanken, eine günstigere Option mit Werbung anzubieten. Das war bisher von Netflix stets ausgeschlossen worden. Ebenso kann eine Änderung der Richtlinien für Mitarbeiter des Unternehmens als Versuch gewertet werden, für Zuschauer wieder attraktiver zu werden. Eine neue „Woke-Klausel“ in der Richtlinie für Unternehmenskultur besagt, dass Mitarbeiter Inhalte aushalten müssen, auch wenn sie nicht ihren politischen Vorstellungen entsprechen. Die Recherche von Deadline zum Live-Feature findest du hier, einen Text von t3n zur „Woke-Klausel“ hier.


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Neues von den MEDIENTAGEN MÜNCHEN

📰 Podcast: beliebtes und innovatives Werbemedium

Für Werbungtreibende liefert seit Februar die ma Podcast erste Daten, die Zahl der angeschlossenen Publisher wächst von Monat zu Monat. Zum Blogbeitrag.

📰 Neue Facetten fürs Werbeumfeld Streaming

Der boomende Streaming-Markt öffnet sich zunehmend für die Werbewirtschaft. Zum Blogbeitrag.

🎧 Folge 75 : Radiodays Europe 2022 – die Branche trifft sich wieder

Über die aktuellen Trends der Radio-Branche, die neuesten Audio-Innovationen aus Bayern und einem Wiedersehen in Schweden. Zum Podcast.


Aus dem Personalticker

► Wechsel zur Lufthansa: Bild-Chefreporter Maximilian Kiewel macht den Abflug

► Newsroom-Chefin verlässt die SPD: Carline Mohr wechselt zu Business Insider

► Nico Fried wird Stern-Politikchef in Berlin

► Tina Hildebrandt wird Co-Leiterin im Politik-Ressort der Zeit

► Bild-Mann Julius Böhm wechselt zu Julian Reichelts Rome Medien

► Bernward Loheide wird Chefredakteur bei der Katholischen Nachrichten-Agentur

Mehr Personalien findest du hier und bei Twitter unter @medienjobboerse


Lesetipp

von Kevin Dusch

Für Solo-Autoren und Blogger gab es in den vergangenen Jahren wenig Möglichkeiten, direkte Nutzerumsätze zu erzielen. Auf Plattformen wie Medium, aber auch auf Twitter, Facebook und bei Online-Zeitungen ist es ihnen kaum möglich, ein treues Publikum aufzubauen. Tools wie Substack haben Abhilfe geschaffen.

In seinem (Substack-)Blog Unchartet Territories schlüsselt Tomas Pueyo auf, warum Substack im Kontrast für Autoren so gut funktioniert. Er sagt: Das Substack-Prinzip kann sogar dem Geschäftsmodell der New York Times gefährlich werden.

► Audience-Macht: Plattformen kontrollieren Nachfrage (Nutzer) und Angebot (Creator) vollständig. Die Interaktion geschieht zwischen Nutzer und Plattform, kaum direkt mit den Creators. Das gilt für Facebook und Medium genauso wie für Zeitungen wie die New York Times.

► Netzwerk-Effekt: Creators haben es schwer, so ein treues Publikum aufzubauen. Die Plattformen sind so konzipiert, dass sie Nutzer an sich binden, nicht an einzelne Creators. Dafür nutzen sie den sogenannten Netzwerk-Effekt in Form einer Mechanik, die selten zu den gleichen Autoren führt, sondern vielmehr zu immer neuen.

► Das Freiheitsparadox: Substack verzichtet auf eine solche restriktive Mechanik. Das Problem: Als Plattform gefährdet dies das eigene Überleben. Denn wenn die Bereitstellung von Inhalten, die Verwaltung von Leser-Kontaktdaten und die Bezahlung über die Autoren eigenständig läuft, gibt es für Leser und auch für Creators schlicht keinen Grund, sich an wiederum an Substack zu binden. 

Für Pueyo ist klar: Um mehr als ein Software-as-a-Service zu sein, bedarf es weiterer Justierung. Substack müsse beispielsweise Newsletter als Bundles anbieten. Das erzeuge den so wichtigen Netzwerk-Effekt und würde gleichzeitig das Grundprinzip von Substack nicht angreifen – denn Autoren hören nicht auf zu profitieren, wenn Nutzer (auch) Inhalte anderer Autoren lesen. Vielmehr würden sie gemeinsam ihr Publikum erweitern – und damit nicht zuletzt ihre finanzielle Lebensgrundlage. Erste Ansätze hatte es dafür bereits gegeben – auch initiiert von einzelnen Autoren.

Ein solches Modell würde laut Pueyo Gate-Keeper-Portalen – zu denen er auch die New York Times zählt – langfristig den Rang ablaufen und sie schlicht überflüssig machen. 

Pueyo macht in seiner vielleicht etwas euphorisierten Analyse große Gedankensprünge. Sie sensibilisiert aber noch einmal dafür, dass disruptive Veränderungen schneller eintreten können als man denkt. 

Die vollständige Herleitung von Tomas Pueyo liest du hier in seinem Beitrag.

Viele Grüße sendet dir
Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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