Hallo Medieninsider!
schön, dass du dabei bist! Auch in den vergangenen Tagen habe ich mich weiter intensiv mit den Vorgängen bei Axel Springer befasst. Das Compliance-Verfahren bei Bild und rund um Julian Reichelt dauert an. Unterdessen hat es aber einige Entwicklungen gegeben.
Was dich im Lese-Letter erwartet:
► Julian Reichelt: Mathias Döpfners dauerhafte Bewährungsprobe
► Über die besondere Rolle von Benjamin von Stuckrad-Barre im Compliance-Verfahren bei Bild
► Steady startet eigenes Newsletter-Tool mit 39 Autoren
► Streit um staatliches Gesundheitsportal: Google geht in Berufung
► Weshalb wir uns selbst das Medium Podcast kaputt machen
Julian Reichelt: Döpfners dauerhafte Bewährungsprobe
Die Compliance-Untersuchungen rund um Julian Reichelt laufen schleppend. Die bisherigen Spekulationen, dass noch in dieser Woche ein Ergebnis vorgelegt wird, scheinen sich auch als solche zu erweisen. Das liegt daran, dass immer wieder neue Hinweise und entsprechend neue Zeugen identifiziert werden. Sie halten aber auch an, weil sich die Gesprächsbereitschaft vieler in Grenzen hält. Diese Gemengelage verdeutlicht ein Problem, das ich in meinem Kommentar beschreibe:
Das große Schweigen ist auch ein Misstrauensvotum gegenüber der Institution Axel Springer.
In meinem Kommentar gehe ich darauf ein, dass zwischen dem Bild-Chef und Springer-CEO Mathias Döpfner der Eindruck einer unheimlichen Nähe entstanden ist, die Misstrauen weckt. Den Text kannst du als Medieninsider hier lesen.
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Washington Post: 3 Millionen Digital-Abonnenten und wachsendes Werbegeschäft
Nach der Übernahme durch Bezos wurde die Washington Post gezielt nach der Erfolgsstrategie von Amazon umgekrempelt und dabei auf „Data first“ gesetzt. Diese Strategie scheint über die Bezos-Ära hinweg Früchte zu tragen. Dafür sprechen nicht zuletzt 3 Millionen Digital-Abonnenten. Hier kannst du mehr lesen.
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„Jetzt mal auf die harte Tour“
Es wurde ein Geheimnis gemacht um den „ehemaligen Autor des Axel Springer Verlags“ (Zeit), der im Compliance-Verfahren bei Bild Schlüsselfigur ist. Mittlerweile ist klar: Bei der Person handelt es sich um Benjamin von Stuckrad-Barre. Das mag auf den ersten Blick überraschen. Doch der bekannte Popliterat steht in besonderen Beziehungen zu Julian Reichelt und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner – die Hintergründe über seine Rolle im Compliance-Verfahren kannst du als Medieninsider hier lesen.
Compliance-Ermittlung: Julian Reichelt freigestellt
Auch der Spiegel berichtete vergangene Woche über Bild und verwies in seinem Artikel darauf, dass Reichelts Anwesenheit im redaktionellen Alltag hinderlich für die internen Ermittlungen sein könnte. Der Grund: Der Zustand schaffe Verunsicherung. Am Samstag dann gab Reichelt intern bekannt: Verlag und Chefredakteur hätten sich auf eine vorübergehende Beurlaubung geeinigt. Reichelt schrieb:
„Bild und die Menschen bei Bild sind mein Leben. Ich habe immer alles dafür getan, dass es Bild, dass es uns gut geht und das tue ich auch heute, auch wenn es mir unendlich schwerfällt.“
Und formulierte zugleich eine Kampfansage:
„Ich werde mich gegen die wehren, die mich vernichten wollen, weil ihnen Bild und alles, wofür wir stehen, nicht gefällt.“
Reichelts Statement im Slack-Kanal der Bild-Redaktion gelang in Windeseile nach draußen. In voller Länge kannst du es als Medieninsider hier nachlesen.
Nach Krach mit Chefredakteurin Würzbach: Vize Hülskötter verlässt Bild am Sonntag
Reichelts Aufgaben als Bild-Chefredakteur übernimmt vorübergehend Alexandra Würzbach. Eine große Aufgabe für die Chefredakteurin der Bild am Sonntag – auch weil bei der Wochenzeitung einer ihrer wichtigsten Mitarbeiter wegfällt. Würzbach und ihr BamS-Vize Christoph Hülskötter haben sich miteinander überworfen. Mehr dazu kannst du als Medieninsider hier nachlesen.
Mehr News & Entdeckungen aus der Woche
zusammengetragen von Florian Boldt
Steady startet Konkurrenz-Angebot zu Substack
Die deutsche Membership-Plattform Steady hat ihren Newsletter-Dienst an den Start gebracht. Zum Auftakt sind 39 Medienschaffende dabei, darunter Hans-Martin Tillack, Teresa Bücker oder Hajo Schumacher. Die Newsletter lassen sich zumeist über freiwillige Abonnements unterstützen und sind kostenlos lesbar. Hinter die Paywall wandert bereits zum Start der Newsletter der Autorin Tara Wittwer. Die Mitgliedschaft kostet dort sechs bis 15 Euro im Monat. Steady erhält von allen Abonnements zehn Prozent des Umsatzes. Die meisten Angebote erscheinen im wöchentlichen bis zweiwöchentlichen Rhythmus, tägliche Newsletter sind noch nicht dabei. Mehr Infos über alle Newsletter listet Steady in einem Blog-Post auf.
RTL meldet 1,3 Millionen Abonnenten für TV Now, plant ein Original pro Woche
Ende Dezember 2020 kam TV Now auf rund 1,3 Millionen zahlende Nutzer, wie aus der Jahresbilanz der RTL Group für 2020 hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Steigerung um knapp zwei Drittel. Für 2021 plant TV Now ein neues Original-Format pro Woche, darunter zehn deutsche Serien. Wachstum erhofft sich die RTL Group auch durch die exklusiven Übertragungen der Uefa Europa League und der Europa Conference League ab Herbst.
Insgesamt entwickelte sich das Geschäftsjahr des Luxemburger Medienkonzerns rückläufig, der Umsatz fiel um knapp 10 Prozent auf sechs Milliarden Euro. Ursächlich dafür seien niedrigere Werbeerlöse und die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die komplette RTL Group-Bilanz findest Du hier.
Streit um Gesundheitsportal des Bundes: Google geht in Berufung
Google hat am Oberlandesgericht München die Berufung im Rechtsstreit um das Nationale Gesundheitsportal des Bundes eingelegt. Das berichtet die dpa. Damit will sich Google gegen ein Urteil in erster Instanz wehren, das die Ausgestaltung einer Kooperation mit dem Gesundheitsportal untersagt hatte. Dabei ging es darum, dass die Inhalte des staatlichen Angebots prominent in den Suchergebnissen angezeigt wurden. Unterschiedliche Verlage hatten darin eine Benachteiligung ihrer Angebote gesehen und sich juristisch dagegen gewehrt. Mehr zu dem Thema findest du beim Handelsblatt.
Rbb-Programmreform führt zu weniger Möglichkeiten für Freie
75 freie Mitarbeiter des Rbb stehen vor einer ungewissen Zukunft. Nach dem angekündigten Programmumbau zum Jahreswechsel könnten ab 2022 nicht alle Journalistinnen und Journalisten „im gleichen Umfang“ weiterbeschäftigt werden, teilte die Anstalt mit. Hintergrund ist die Einstellung der Länder-Magazine zibb und rbb um6. Ihnen stehe allerdings der Weg in andere Redaktionen offen, heißt es weiter. Kritik gibt es aus dem ARD-Freienrat. Einige der Betroffenen seien bereits seit 30 Jahren beim Rbb, durch den Programmumbau werde „vor allem auf dem Rücken der Freien“ Geld eingespart. Die Stellungnahme des ARD-Freienrates findest du hier, weitere Informationen hält Dwdl parat.
Clubhouse startet Creator-Programm
Clubhouse will 20 Kreative in einem eigenen Programm unterstützen. Über „Clubhouse Creator First“ will die App die Nutzer beim Aufbau eines Publikums und der Monetarisierung der Inhalte unterstützen. Das Programm ist auf jeweils drei Monate ausgelegt. Mindestens 5.000 US-Dollar sollen die Auserwählten monatlich bekommen, kündigte CEO Paul Davidson an. Die Bewerbungsphase endet am 31. März. Clubhouse hat das Creator-Programm in einem Blogpost vorgestellt, TechCrunch hat sich hier näher damit beschäftigt.
Spiegel bringt Spiegel Daily zurück – als Bezahl-Podcast bei Audible
Spiegel Daily ist wieder da: Der Spiegel belebt die einstige Web-Abendzeitung als täglichen Nachrichtenpodcast neu. Die zwischen zwanzig bis dreißig Minuten langen Folgen erscheinen jeweils werktäglich ab sieben Uhr. Wochenweise moderieren entweder Juan Moreno oder Yasemin Yüksel und beschäftigen sich pro Ausgabe mit einem Thema. Freitags folgt zusätzlich ein einstündiger Wochenrückblick. Zu hören gibt es Spiegel Daily nur gegen Bezahlung. Der Podcast ist Teil von Spiegel Plus, wird aber auch via Audible als exklusives „Original“ verbreitet. Mehr über das Spiegel Daily-Comeback erfährst Du bei Horizont.
Lesetipp
Um Podcasts geht es auch im Lesetipp dieser Woche. Alex Jacobi, Kolumnist bei Netzpiloten, hat sich mit der Besonderheit des Ökosystems Podcasts auseinandergesetzt, darüber geschrieben, weshalb die Audio-on-demand-Formate so beliebt sind. Gleichzeitig hat er beschrieben, wie „wir“ das Medium „kaputt machen“. Das liege, schreibt Jacobi, vor allem an der zunehmenden Dominanz von Spotify und der Gefahr, durch die Unterstützung als Creator und Hörer, einen neuen Monopolisten zu schaffen.
„Mit dem Aufkommen der großen und erfolgreichen Plattformen verschwindet langsam aber sicher der demokratische Ansatz, der sich durch die niedrigen Zugangshürden auszeichnet.“
Das schränke auch die Chancen für Publisher ein, die Podcasts gerade für sich entdecken.
„Durch die Abhängigkeit von den großen Player verlieren sie die Freiheit, ihr Monetarisierungspotenzial und die Entwicklung neuer Medienformen wird schon im Keim erstickt“
Den kompletten Text findest du hier bei Netzpiloten.
Viele Grüße sendet dir
Marvin