Marvin Schade: 2021 ist richtige (!) Führung gefragt

2020 war für die Medienbranche ein herausforderndes Jahr. In dieser Serie wollen wir jedoch nicht betrachten, was war. Wir schauen darauf, was kommt. Wir haben unterschiedliche Branchenexperten gefragt, was 2021 wichtig wird. Sie schreiben über allgemeine Trends und darüber, was sie in ihren Fachgebieten erwarten. Im letzten Teil unserer Serie schreibt Marvin Schade, Founding Editor und Co-Gründer von Medieninsider, welche Prioritäten er 2021 sieht.

Der Klimawandel in den Redaktionen

Mit der Verdrängung der Corona-Pandemie wird der Klimawandel wieder an Bedeutung Journalismus gewinnen. Ich meine damit nicht nur den meteorologischen, sondern den redaktionellen. Das Arbeitsklima heizt sich weiter auf und das Corona-Jahr hat noch einmal eine Schippe draufgelegt. Es brodelt in Deutschlands Redaktionsstuben (siehe exemplarisch hier, hier oder hier) und Chefredakteure wie Verlagschefs müssen dafür sorgen, dass die Stimmung nicht überkocht. Das ist insofern eine Herausforderung, als dass an den redaktionellen Spitzen oft gute Journalisten sitzen, aber schlechte Chefs – weil sie es einfach nicht gelernt haben.

2020 hat den Redaktionen viel abverlangt. 2021 werden aufgrund der Corona-Spätfolgen viele Redaktionen mit noch weniger Ressourcen auskommen müssen. Für Führungskräfte kommt es dann darauf an, vorhandene Mittel und Talente klug einsetzen zu wissen. Aber auch auf ihre Weitsichtigkeit.

Nur wer über seine eigenen Bedürfnisse hinaus denkt, wird etwas erreichen. Kommunikation und Transparenz demonstrieren Stärke. Strenges und starres Hierarchie-Management klappt noch für jene, die von vorgestern sein wollen. Redakteurinnen und Redakteure sind der Kern der journalistischen Wertschöpfung. Wer sie ernst nimmt, meint es mit dem Journalismus ernst. Jedem muss klar sein: New Work bedeutet mehr als eine Tischtennisplatte, Coffee for free und halbgare Home-Office-Versprechungen. Journalism is a human business, Journalisten sind Menschen.

Schlechtes Management kostet Zukunft

An dieser Stelle möchte ich den journalistischen Nachwuchs, junge Talente (damit sind nicht nur Berufseinsteiger und Volontäre gemeint) besonders hervorheben. 2021 muss in den immer noch verhältnismäßig älteren Führungsetagen anerkannt werden, dass auch Journalisten Wert auf die work life balance legen. Das bedeutet nicht, dass sie weniger leidenschaftlich sind, auch wenn es gerne so interpretiert wird. Es bedeutet ganz einfach, dass einer neuen Generation Geld (sofern das im Journalismus überhaupt noch ein Kriterium ist) in einem zunehmend unattraktivem Job nicht mehr alles bedeutet. Ich selbst kenne genügend junge Kolleginnen und Kollegen deren journalistisches Talent am Fließband einer Zentralredaktion vergeudet wurde. Wer kann, der geht – zur Konkurrenz, ja sogar in die ungewisse Selbstständigkeit. Im schlechtesten Fall raus aus dem Journalismus.

Auch der Nutzer, Leser, Kunde ist ein Mensch

Journalism is ja human business gilt auch für den Blick aufs Publikum, besonders auf jenes, das direkt für den Content bezahlt. 2021 heißt es, die durch das gestiegene Informationsbedürfnis gewonnenen zahlenden Nutzer, über die Pandemie hinaus zu halten. Das heißt: Lern dein Publikum kennen und zu verstehen. Zentralisierte Newsrooms, die Digitalisierung im allgemeinen bedeuten weniger echte Berührungspunkte zwischen Journalist und Leser. Der zahlende Kunde ist aber kein Teil einer anonymen Masse, er ist ein Mensch mit konkreten Bedürfnissen. Daten und die dafür richtigen Tools helfen dabei, sie zu erkennen. Je eher sie erfüllt werden desto länger ist er bereit, dafür zu bezahlen. Den Nutzer als Mensch zu begreifen, heißt auch, ihn als solchen anzusprechen. Medien müssen eine professionelle, aber persönliche Bindung schaffen. 2021 wird sich zeigen, wer nicht nur verstanden hat, seinen Abostamm zu erweitern, in dem er beispielsweise an der Preisschraube dreht. Jetzt zeigt sich, wer Nutzer nachhaltig begeistert.


Mehr Medientrends in unserer Serie: Wir haben eine Vielzahl von Branchenexperten nach ihren Erwartungen für 2021 gefragt. Erfahre hier zum Beispiel, welche Trends Philipp Westermeyer von OMR oder Lina Timm von Medien.Bayern erwarten.

Bisher sind in der Serie Medientrends 2021 erschienen:

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2020 war für die Medienbranche ein herausforderndes Jahr. In dieser Serie wollen wir jedoch nicht betrachten, was war. Wir schauen darauf, was kommt. Wir haben unterschiedliche Branchenexperten gefragt, was 2021 wichtig wird. Sie schreiben über allgemeine Trends und darüber, was sie in ihren Fachgebieten erwarten. Im letzten Teil unserer Serie schreibt Marvin Schade, Founding Editor und Co-Gründer von Medieninsider, welche Prioritäten er 2021 sieht.

Der Klimawandel in den Redaktionen

Mit der Verdrängung der Corona-Pandemie wird der Klimawandel wieder an Bedeutung Journalismus gewinnen. Ich meine damit nicht nur den meteorologischen, sondern den redaktionellen. Das Arbeitsklima heizt sich weiter auf und das Corona-Jahr hat noch einmal eine Schippe draufgelegt. Es brodelt in Deutschlands Redaktionsstuben (siehe exemplarisch hier, hier oder hier) und Chefredakteure wie Verlagschefs müssen dafür sorgen, dass die Stimmung nicht überkocht. Das ist insofern eine Herausforderung, als dass an den redaktionellen Spitzen oft gute Journalisten sitzen, aber schlechte Chefs – weil sie es einfach nicht gelernt haben.

2020 hat den Redaktionen viel abverlangt. 2021 werden aufgrund der Corona-Spätfolgen viele Redaktionen mit noch weniger Ressourcen auskommen müssen. Für Führungskräfte kommt es dann darauf an, vorhandene Mittel und Talente klug einsetzen zu wissen. Aber auch auf ihre Weitsichtigkeit.

Nur wer über seine eigenen Bedürfnisse hinaus denkt, wird etwas erreichen. Kommunikation und Transparenz demonstrieren Stärke. Strenges und starres Hierarchie-Management klappt noch für jene, die von vorgestern sein wollen. Redakteurinnen und Redakteure sind der Kern der journalistischen Wertschöpfung. Wer sie ernst nimmt, meint es mit dem Journalismus ernst. Jedem muss klar sein: New Work bedeutet mehr als eine Tischtennisplatte, Coffee for free und halbgare Home-Office-Versprechungen. Journalism is a human business, Journalisten sind Menschen.

Schlechtes Management kostet Zukunft

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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