Ob mit oder ohne Ulrike Handel: Axel Springer fehlt die Vision für Bild und Welt

Ausgabe #43/2022

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! In dieser Woche erwartet dich wieder ein prall gefüllter Lese-Letter mit exklusiven Inhalten:

► Der Spiegel hat über den Tod eines fünfjährigen syrischen Mädchens berichtet – jetzt gibt es Zweifel an der Geschichte 

► Mit oder ohne Ulrike Handel: Axel Springer fehlt die Vision für Bild und Welt

► Dafür ist das Problem mit der Schadensersatzklage in den USA gelöst 

► Alexandra Borchardt fragt, ob das Gerede von Audience schon wieder News von gestern ist

 Claudia Michalski erklärt, weshalb Führungskräfte es in der Krise schwierig haben werden

► Kevin Dusch analysiert, wie sich das Paid-Content-Geschäft im Oktober entwickelt hat 

► Simon Pycha gibt den Überblick über TikTok-Trends

Die Ombudsstelle des Spiegel, die nach dem Skandal um Artikelfälscher Claas Relotius eingerichtet wurde, hat einen neuen Fall. Und der ist von international-politischer Dimension. 

Im August dieses Jahres veröffentlichte das Nachrichtenmagazin mehrere Artikel über ein Flüchtlingsdrama an der türkisch-griechischen Grenze. Demnach saßen mehrere Dutzend Syrer auf einer Insel im Fluss Evros fest. Während der griechische Staat und Menschenrechtler über die Zuständigkeit für Rettungsmaßnahmen stritten, soll ein fünfjähriges Mädchen gestorben sein. Der Fall sorgte für großes Aufsehen und internationale Berichterstattung. Ausgelöst unter anderem vom Spiegel

Nun gibt es an der Story aber erhebliche Zweifel – ausgelöst durch einen Brief der griechische Regierung an Chefredakteur Steffen Klusmann. Im Raum stehen viele Fragen. Die Details kannst du als Medieninsider hier lesen.

Zweifel am Wahrheitsgehalt: Spiegel überprüft Evros-Berichte

Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann, Foto: David Maupilé/Manager Magazin
Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann, Foto: David Maupilé/Manager Magazin

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Jetzt bewerben für den German Paralympic Media Award

Mit dem German Paralympic Media Award prämiert die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) die besten Reportagen, Hintergrundberichte und andere Medien über den Sport von Menschen mit Behinderung. Geehrt werden Medienschaffende, die mit Geschichten oder Bildern über sporttreibende Menschen mit Behinderung – aus Profi-, Breiten- oder Rehasport –, in die Öffentlichkeit gehen.

Ob TV-Bericht, Social Media-Beitrag, Podcast(-folge), Zeitungsartikel, Profi-Foto oder Schnappschuss – wir freuen uns auf Ihre Einreichung bis 31.12.2022!


Ulrike Handel, erst im Mai als Vorstand für das News-Geschäft angetreten, verlässt Axel Springer schon wieder. 

Zwischen ihr und CEO Mathias Döpfner harmonierte es nicht. Im Zuge des Strategieprojekts, das die Managerin im Spätsommer ausgerufen hatte, ging offenbar jegliche Grundlage für eine Zusammenarbeit verloren. 

Zugegeben: Handel bewies kein großes Gespür für die Besonderheiten (und Sensibilitäten) im Journalismus. Einen Eindruck davon erhielt man bei ihren internen Auftritten. Auch die Idee, Synergien zwischen Bild und Welt weiter zu stärken, stößt schnell an Grenzen. Auch wenn es im Q&A nicht um eine Zusammenlegung beider Redaktionen ging (sondern um engere Zusammenarbeit an einigen Stellen), flatterte damit das rote Tuch in der Arena. 

Schaut man allerdings auf andere Vorschläge, die im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group aufgekommen sind, muss man fragen: Waren die denn so schlecht? Handel hielt sich offenbar an die Idee, sich keine Denkverbote aufzuerlegen:

Sind die – noch immer vielen – Regio-Büros bei Bild noch alle zu halten? 

Muss die B.Z. wirklich noch als eigene Zeitung am Kiosk liegen? 

Und ergibt eine täglich gedruckte Welt wirklich noch Sinn?

Man muss nicht alle Fragen mit Nein beantworten. Wer sie sich aber gar nicht erst stellt, verweigert die Realität. Dafür werden Manager nicht bezahlt. 

Richtig ist aber auch: Gedruckte Ausgaben einstellen, Zentralisierung und noch mehr Synergien sind keine zukunftsweisenden Ideen. Für diese aber werden Manager bezahlt. 

Das Problem: Auch Mathias Döpfner liefert sie nicht. Bild und Welt organisatorisch wieder zu trennen ist gewissermaßen eine Rolle rückwärts. Von dort kommt man schon. Im internen Mitarbeiter-Stream im Anschluss an die Verkündung erklärte er die unterschiedlichen Ziele beider Marken:

► Bild, das Massenmedium, erreiche auch im digitalen Abo-Segment viele Menschen. Der Boulevardmarke werde dies auch in Zukunft eher im unteren Preissegment gelingen. Umso wichtiger sei die Vermarktung. Entsprechend der hohen Reichweite und preissensiblen Publikums positioniere sich Bild als Werbe-Medium für den Einzelhandel.

► Das Gegenteil bei der Welt: Hier seien es weniger Abos, dafür in den oberen Preissegmenten. Der Bereich Paid Content sei entscheidender als die Vermarktung, in der die Welt ebenfalls anders als Bild aufgestellt sei: Für die gehobenere Zielgruppe seien Luxusgüter oder Finanzdienstleistungen die passenden Werbepartner.

Was davon ist jetzt neu? 

Ob mit oder ohne Handel, eines fehlt immer noch: eine Vision für Bild und Welt.

Wir haben im April geleakt, dass Ulrike Handel zum Vorstand hinzustößt. Wir waren die ersten, die in dieser Woche berichtet haben, dass sie wieder geht. Weil Medieninsider näher dran sind, gab es nicht nur die News, sondern gleich auch die passenden Hintergründe. Du kannst sie als Medieninsider hier lesen.

Darum verlässt Ulrike Handel Axel Springer – wie es für Bild und Welt weiter geht

Dr. Mathias Döpfner, Ulrike Handel, Vorstand Axel Springer SE. Fotos: Axel Springer; Montage: Medieninsider

Unterdessen hat Axel Springer ein anderes Problem gelöst – das mit der Schadensersatzklage in den USA. Dort ging eine ehemalige Bild-Mitarbeiterin und Geliebte von Julian Reichelt gegen den Konzern vor, um ihn unter anderem wegen sexuelle Belästigung zu bezichtigen. Bevor es zum Prozess kommt, haben sich die Parteien jetzt aber außergerichtlich geeinigt. Die exklusive Berichterstattung kannst du als Medieninsider hier lesen.

US-Prozess wegen Causa Reichelt: Axel Springer und Ex-Mitarbeiterin einigen sich


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O-Töne für nachrichtliche und historische Podcasts

Energiekrise, Krieg in der Ukraine, Klimawandel: Der dpa-Audio Hub bietet politisch relevante O-Töne und Interviews auf einen Blick. In handverlesenen Playlists sammeln wir Töne zum aktuellen Tagesgeschehen, aber auch historische Töne aus dem dpa-Archiv.


Unsere Kolumnistin Alexandra ist jüngst über eine Analyse gestolpert, die sie etwas ratlos zurückgelassen hat. Die DPA und die Unternehmensberatung Schickler wollen kürzlich herausgefunden haben: Die optimale Länge für Texte im Internet beträgt 1400 Wörter. „Eine Nachricht aus der alten Welt“, schreibt Alexandra. „Noch mehr Texte mit Überlänge braucht niemand.“

Vielmehr appelliert sie daran, sich als Medienmacher endlich auf das zu konzentrieren, was wirklich wesentlich ist: die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer. Alexandra klärt dabei auf, dass man unter den Modernsten in der Werbeindustrie schon längst nicht mehr von Zielgruppen spricht, sondern Nutzer jetzt in „Stilgruppen“ kategorisiert werden. Was sich genau dahinter verbirgt, erfährst du in ihrer Kolumne. Du kannst sie als Medieninsider hier lesen.

Sind Audiences schon wieder News von gestern?


Die aktuellen Entwicklungen bei Axel Springer zeigen: Im Zuge der Restrukturierungsprogramme wird es nicht nur für einzelne Mitarbeiter eng, auch Führungskräfte müssen um ihre Posten bangen. Zwischenebenen werden abgeschafft, Doppelstrukturen aufgelöst – modernisiert.

Claudia Michalski beschreibt in ihrer neuen Kolumne, unter welchen Umständen Manager mehr zu befürchten haben als andere Angestellte. Während der Fachkräftemangel genügend Optionen ließe, um sich beruflich zu verändern, würden Führungsposten eher weniger. Und das liegt nicht nur am Faible für flache Hierarchien. Mehr erfährst du in Claudias Artikel. Du kannst ihn als Medieninsider hier lesen.

Weshalb Führungskräfte beim Umbruch in der Medienbranche mehr zu verlieren haben

Johannes Boie, Chefredakteur Bild. Foto: GABO/AXEL SPRINGER SE

Das Marketing-Spektakel rund um den Black Friday hat längst auch den Journalismus erreicht. Rund um diesen Feiertag für den Vertrieb platzieren auch zahlreiche Publisher attraktive Schäppchen. Die Welt ist direkt zu Beginn der Black-Friday-Week dabei und hat ihre digitalen Abos gleich um bis zu 55 Prozent reduziert. 

Möglicherweise liegt der Rabatt-Rausch darin begründet, dass die Zahlen im Paid-Content-Geschäft zuletzt eher ernüchternd waren, wie mein Kollege Kevinherausgearbeitet hat. Die Welt ist bei der digitalen Abo-Reichweite im dritten Monat hintereinander um weniger als einen Prozent gewachsen – mit zuletzt 0,25 Prozent kann man fast von Stagnation sprechen. 

Die Konkurrenz wächst derzeit auch schneller als Bild, nach wie vor unangefochtene Nummer 1 im Paid-Content-Segment. Kevin hat die IVW-Zahlen für Oktober analysiert. Dabei ist ein Titel aufgefallen, der sogar Abonnenten verloren hat. Seinen Text kannst du als Medieninsider hier lesen.

Paid-Content-IVW im Oktober: FAZ und SZwachsen schneller als Bild und Welt


News und Entdeckungen der Woche 

zusammengetragen von Kevin Dusch

Madsack zahlt seinen Mitarbeitern eine Inflationsprämie

Madsack will seinen Mitarbeitern nach Medieninsider-Informationen im November eine Inflationsprämie zahlen. So bekommen alle in Vollzeit Angestellten mit einem Einkommen von weniger als 75.000 Euro eine Einmalzahlung von 750 Euro. Teilzeitbeschäftigte sollen eine anteilige Zahlung erhalten, mindestens aber 250 Euro. Auszubildende sollen 500 Euro bekommen. Die Prämien kosten den Medienkonzern zwei Millionen Euro. Sie gehen auf Gesetzgebung der Bundesregierung zurück, die Inflationsprämien von bis zu 3000 Euro von der Steuer befreit. Auch andere Medienhäuser haben bereits Inflationsprämien angekündigt.

SXSW kommt doch nicht nach Berlin

Laut dem Tagesspiegel hat der Berliner Senat seine 3,5 Millionen Euro starke Förderzusage für die Technologie-Messe South by Southwest (SXSW)zurückgezogen. Damit dürfte das Festival nun doch nicht wie geplant einen Berlin-Ableger starten. Grund für den Rückzieher sei laut Tagesspiegel, dass der Veranstalter entgegen seiner Zusagen erst 2024 in der Hauptstadt hätte starten wollen. Den Beitrag aus dem Checkpoint-Newsletter findest du hier.

Bertelsmann: Kauf von Simon & Schuster abgeblasen

Die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House zieht sich vom Kauf des Verlags Simon & Schuster zurück. Im November hatte ein US-Gericht den Zwei-Milliarden-Dollar-Deal untersagt. Bisher stand eine mögliche Berufung im Raum. Auf diesen Schritt konnten sich Penguin Random House und Simon & Schuster allerdings nicht einigen. Das Aus für den Kauf reiht sich bei Bertelsmann in die Schlappen der vergangenen Monate ein. Zuletzt scheiterte die  Fusion der französischen Bertelsmann-Tochter M6 Group mit Konkurrent TF1 an den Kartellbehörden. Auch die Verhandlungen zur Fusion von Bertelsmanns Dienstleistungsunternehmen Majorel mit Wettbewerber Sitel wurden abgebrochen. Einen aktuellen Beitrag des Spiegel zum Ende des Buchverlag-Deals findest du hier.

Politico führt EU- und US-Geschäft zusammen

Politico Europe heißt zukünftig nur noch Politico und geht damit im US-Angebot auf, wie PressGazette berichtet. Die bisherige Chefin von Politico EuropeClaire Boussagol, verlässt das Unternehmen. Als Grund für die Konsolidierung nannte Politico-Chefin Goli Sheikholeslami, dass Nutzer nicht zwischen den beiden Marken unterscheiden würden. Ursprünglich war Politico Europe ein Joint Venture von Politico und Axel Springer, inzwischen hat der Konzern Politico komplett übernommen. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass auch der Politico-Ableger Protocol als eigenständiges Angebot eingestellt wird. Den Beitrag von PressGazette findest du hier.

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Aus dem Personalticker

► RTL Deutschland: Kommunikationschef Frank Thomsen geht, Eva Messerschmidt übernimmt

► Tewes geht: RTL Deutschland macht Stephan Schmitter zum Programmchef

Mehr Personalien findest du hier und bei Twitter unter @medienjobboerse


Neues aus dem TikTok-Trendradar: Diese Videos und Themen gehen im November viral

TikTok-Trend-Radar von Medieninsider
TikTok-Trend-Radar von Medieninsider

Mein Kollege Simon führt dich näher an junge Zielgruppen heran, denn er spürt fortlaufend neue Trends bei TikTok auf. Er achtet dabei auf Entwicklungen, mit denen sich inhaltlich arbeiten lässt. Heißt: Simon schaut nicht nur auf Hashtags oder Sounds, die gerade viel verwendet werden, sondern filtert nach Storytelling und erklärt die inhaltliche Ebene.

Unser TikTok-Trendradar hält dich auf dem Laufenden. Die bisherigen Trends im aktuellen Monat:

► 14. November 2022: „Mein Löwe, mein Bär“ – TikTok-Pärchen tritt Komplimente-Trend mit Cringe-Faktor los

► 10. November 2022: Die #RiffChallenge vereint Gesangstalent und Comedy

► 3. November 2022: Kreativitätscheck im Duo mit der #ABC-Challenge

Du willst erfahren, was dahinter steckt und welche Reichweiten die Trends in Aussicht stellen? Alle relevanten Infos kannst du als Medieninsider hier abrufen. Bei Twitter informieren wir unter #TikTokRadar über neue Trends.


Termine für neue Q&As im Directors’ Club!

Teil einer Medieninsider-Mitgliedschaft sind auch unsere Q&A-Formate, in denen wir dich mit Experten aus der Branche zusammenbringen.

Mein Kollege Fabian organisiert regelmäßig neue Termine. Du brauchst keine spezielle Mitgliedschaft mehr, jeder Medieninsider kann sich für die digitalen Events registrieren.


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MEDIENGINSIDER – so exklusiv wie der Name verspricht

Am Anfang war es eine Schnapsidee – am Ende ergab alles einen Gin! Medieninsider hat jetzt einen Geschmack! Mit dem MEDIENGINSIDER hat unser Team einen Community-Drink kreiert. Hier kannst du mehr erfahren.

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Viele Grüße sendet dir
Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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