Was Katapult und Bild gemeinsam haben

Ausgabe #19/2022

Hallo Medieninsider!

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wie sich Bild für eine Falschmeldung zur Klimastiftung MV entschuldigt. Nicht. 

► Gregor Peter Schmitz startet zur Stern-Mission

► Dr. Döpfners Plagiatsaffäre und die Frage nach den Jäger-Methoden 

► Die erste Kolumne von Brian Morrissey bei Medieninsider 

► Das deutsche Start-up Informed bastelt weiter an einer Art Spotify für Journalismus

Unter Deutschlands tagesaktuell arbeitenden Investigativ-Journalisten gibt es derzeit vor allem ein Thema: die Hintergründe der Klimastiftung MV. 

Seit Wochen suchen Journalisten innerhalb dieses intransparenten Konstrukts nach dem Kopf hinter dem „wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb“ der Stiftung, die für die Fertigstellung der Gaspipeline Nord Stream 2 sorgen sollte. Viele Redaktionen haben ganze Teams daran gesetzt. Am Samstag dann die Schlagzeile:

Bild „enthüllte“, wer im Hintergrund die Fäden zog – auf Seite 2 direkt oben. Ein ehemaliger Gazprom-Manager sollte es sein. 

Das Problem nur: Die Meldung stimmt nicht.

Schon am Montag zog Bild den unbestätigten Bericht zurück, veröffentlichte eine eine „Korrektur“. In der heißt es:

„Kurt Bligaard Pedersen hat am Montag gegenüber Bild glaubwürdig dargelegt, dass er diese Funktion bei der Stiftung nie innehatte.“

Dass ein Mensch Journalisten erst einmal das Gegenteil dessen beweisen muss, was sie auf Basis von Hörensagen zusammengetragen haben, ist eine interessante Form der Recherche. Und die spezielle Form von Bild,„Entschuldigung“ zu sagen. 

Immerhin: Die Korrektur, die man online selbstverständlich etwas suchen musste, fand sich am Dienstag auch in der Zeitung wieder. Nicht auf Seite 2 ganz oben. Sondern auf Seite 3 rechts unten. 

Die exklusive Falschmeldung von Bild machte nach ihrer Veröffentlichung natürlich die Runde. Einige Medien griffen sie ungeprüft auf. Ausgerechnet auch ein neues Medium, das sich für sein Anderssein unentwegt feiert. Katapult MV. Der Artikel ist mittlerweile gelöscht, das Dementi veröffentlicht. Ein Sorry gab es übrigens auch dort nicht. Wer hätte gedacht, dass Katapult und Bild mal etwas gemeinsam haben.


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„Wir brauchen Social-Media-Streifen“

Mehr Polizeipräsenz im Netz – das fordert der Kriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger. Ein Gespräch über das „Broken Web“, über Verantwortung und Zuständigkeiten, Twitter, Fortnite und vermeintliche Medienkompetenz. Jetzt in Corporate Newsroom #6.


Fast ein halbes Jahr hat RTL benötigt, um zu bestätigten, was längst jeder wusste: Gregor Peter Schmitz wird neuer gesamtverantwortlicher Chefredakteur des Stern. Er soll dem einstigen Flaggschiff des ebenso einstigen Verlags Gruner + Jahr noch einmal neues Leben einhauchen und die Marke endlich transformieren.

Der Job des Chefredakteurs des Stern ist eine der Herausforderungen, die die Medienbranche derzeit zu bieten hat. Es ergibt sich die Chance, eine – wenn auch späte – Erfolgsgeschichte zu schreiben. Zugleich birgt sie das Risiko, es so richtig zu vermasseln und die Marke Stern so zu verwässern, dass sie sich schließlich auflöst.

Gregor Peter Schmitz muss Antworten auf vier Fragen finden, damit die Stern-Mission keine Mission Impossible wird. 

► Was will, was kann der Stern sein?

► Wie lässt sich Personal- und Orga-Wirrwarr verständlich umsetzen?

► Welchen Stellenwert erhält der Stern im RTL-Programm?

► Wie bekommt der Stern eine digitale Identität?

Ich habe meine Gedanken in einer Analyse ausgeführt. Du kannst sie als Medieninsider hier lesen.

Gregor Peter Schmitz auf Stern-Mission


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Deine Checkliste für die Bewerbung an der FreeTech Academy

Die FreeTech – Axel Springer Academy of Journalism and Technology verbindet digitale Entwicklung mit handfester Redaktionspraxis. Die FreeTech Academy schlägt die Brücke zwischen journalistischen Grundlagen für alle Gattungen (Online, Video, TV, Audio, Print, Social Media) und innovativen Medienangeboten. Voraussetzung für diese Top-Ausbildung: Talent & Leidenschaft. Nur das zählt, wer das mitbringt, hat beste Chancen und findet hier in diesen zehn Tipps zur Bewerbung seinen perfekten Weg in eine erfolgreiche Karriere als Journalistin oder Journalist.


Das vergangene Jahr bei Axel Springer lässt sich so beschreiben: Qualmt an einer Stelle das Feuer gerade aus, entfacht an anderer Stelle bereits das nächste. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht. 

Vergangene Woche wurde bekannt: Die Universität Frankfurt überprüft die Doktorarbeit von Mathias Döpfner. Die Untersuchung soll aufklären, ob der heutige Springer-CEO plagiiert hat. 

Es geht um falsche Zitierungen, fehlende Literaturangaben, auch der Vorwurf eines Strukturplagiats wurde geäußert.

Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Aus der Geschichte vergangener Plagiatsverdachtsfälle lässt sich aber sagen: Das geht in der Regel nicht gut aus. Vielleicht wäre Döpfner gut darin beraten, kurzen Prozess zu machen und auf seinen Titel zu verzichten – auch wenn das als unwahrscheinlich gelten dürfte.

Die Berichterstattung über den Fall hat derzeit vor allem eine Aufgabe: Dafür zu sorgen, dass die Untersuchung ordentlich vorangetrieben und zum Abschluss gebracht wird. Döpfner ist kein Politiker, die Halbwertszeit des öffentlichen Interesses dürfte geringer sein als üblich. 

Der Fall ist aber auch ein geeigneter Anlass, sich mit den äußeren Umständen zu beschäftigen. Untersuchungen sind keine Regel, sie werden angestoßen. In diesem Fall – wie sooft bei Personen des öffentlichen Lebens – von so genanten Plagiatsjägern, sie arbeiten nach Auftrag. 

Der Plagiatssucher in Döpfners Doktorarbeit heißt Martin Heidingsfeld. Er selbst inszeniert sich als „Monsterjäger“. Wer ihn beauftragt hat, ist unbekannt. Offenbar auch ihm. Und zumindest nicht ganz klar ist, weshalb er seinen Verdacht nicht schon eher der Uni in Frankfurt gemeldet hat – denn er wusste schon seit Sommer 2020 davon. Die Hintergründe kannst du als Medieninsider hier lesen.

Dr. Döpfner und der „Monsterjäger“

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE

Als ich noch Redakteur beim Branchendienst Meedia war und wir uns fragten, wie ein gut aufgestellter Mediendienst aussehen muss, schauten wir immer wieder auf Digiday

Das US-Medium aus den USA schaffte es immer wieder, Medien- und Marketingthemen hintergründig und anschaulich aufzubereiten, wurde zur Relevanzplattform für die internationale Medienbranche – und das mit einem klar erkennbaren und konsequenten Geschäftsmodell. 

Der Kopf hinter Digiday war Brian Morrissey. Fast zehn Jahre lang hat er die Marke als President und Chefredakteur geprägt. Im Herbst 2020 machte er sich selbstständig, gründete The Rebooting. 

Er wagte den Neustart, um über die Transformation als Neustart der Medienwelt zu schreiben. Sein wöchentlicher Newsletter gehört zu meiner Pflichtlektüre.

Umso glücklicher bin ich über die folgende Nachricht: Brian und Medieninsider starten eine Kooperation. Zukünftig veröffentlichen wir einmal im Monat eine seiner Analysen auf Deutsch. 

Brian hat sich über nachhaltige Geschäftsmodelle für den Journalismus Gedanken gemacht – und warnt davor, rein auf Erlöse aus digitalen Abos zu setzen. Auch appelliert er daran, das Paywall-Modell zu überdenken. Mehr darüber kannst du als Medieninsider hier lesen.

Paywalls überdenken


Heute Abend ist es so weit: Wir holen den Directors’ Club raus aus dem Studio und bauen ihn aus zum coolen Netzwerk-Event! Sei mit dabei, wenn wir Premiere feiern.

Holger Friedrich, Eigentümer des Berliner Verlags, wird zum Talk vorbeikommen.

Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Networking-Abend mit dir und anderen Medieninsidern in einer exklusiven Location: im The Grand im Herzen von Berlin.

Der Event ist offen für alle Medieninsider, Director-Mitglieder erhalten besondere Vergünstigung.

Weitere Informationen findest du nach dem Klick auf den Button.

Weitere Termine im Directors’ Club

► 25. Mai 2022 , 10 Uhr – Q&A mit Lennart Schneider über Community-Journalis (Video-Call) 

► 22. Juni 2022, 15 Uhr – Q&A mit Ellen Heinrichs über konstruktiven Journalismus (Video-Call)

► 29. Juli 2022, 17 Uhr – Q&A mit Paul Ostwald über Gründertum im Journalismus (Video-Call)

Mit dabei sein kannst du nur als Medieninsider mit Director-Mitgliedschaft. Mehr Informationen findest du hier.


News und Entdeckungen der Woche 

zusammengetragen von Kevin Dusch

SZ-Chefredakteure kritisieren Sparkurs und kündigen Neueinstellungen an

Im Interview mit dem Medium Magazin haben sich die Chefredakteure der Süddeutschen Zeitung Judith Wittwer und Wolfgang Krach erstmals zur Führungs- und Personalkrise der vergangenen Monate und den prominenten Abgängen geäußert. Medieninsider hatte im April ausführlich berichtet. Krach und Wittwer kritisieren unter anderem den Sparkurs der Geschäftsleitung. Krach: „Die Prognosen, die dieser Entscheidung zugrunde lagen, waren aus heutiger Sicht viel zu pessimistisch“. Das Führungsduo lässt im Interview durchscheinen, dass auch sie Fehler gemacht haben, die Kultur im Haus verbesserungswürdig ist. Gleichzeitig kündigen sie an, personell wieder aufstocken zu wollen. Den Teaser zum Interview im Medium Magazin findest du hier

Mehr zum Thema: Süddeutsche in Schieflage: Tschüß mit SZ

News-Aggregator Informed sammelt weitere fünf Millionen Euro ein

Die News-Aggregator-App Informed hat in einer Seed-Finanzierungsrunde fünf Millionen Euro eingesammelt. Der größte Anteil kommt vom Münchener Venture-Capital-Unternehmen HV Capital. Bereits in seinem Gründungsjahr 2021 hatte Informed in einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde eine Million Euro eingesammelt. Auch der damalige Haupt-Geldgeber 468 Capital hat sich jetzt an der zweiten Finanzierungsrunde beteiligt. Informed bietet Nutzern auf seiner Plattform Nachrichten unterschiedlicher Medien an – laut Unternehmensangaben allerdings handverlesen, nicht durch einen Algorithmus. Damit arbeitet das Start-up an so etwas wie einem Spotify für Journalismus. Bisher sind schon Medienmarken wie die New York Times, die Washington Post und der Guardiandabei. Derzeit befindet sich Informed in der Betaphase, der offizielle Start der App soll noch dieses Jahr folgen. Eine Meldung von Startbase zur neuen Finanzierungsrunde findest du hier.

Mehr zum Thema: Informed: Dieses Team glaubt an ein „Spotify für Journalismus“

RTL Group meldet Wachstum im ersten Quartal

Der Umsatz der RTL Group kletterte im ersten Quartal 2022 auf 1,56 Milliarden Euro – ein Plus von 11,3 Prozent gegenüber Vorjahr. Grund dafür seien vor allem Portfolio-Effekte durch den Kauf von Gruner + Jahr und Super RTL. Auch das Produktionsgeschäft der RTL-Tochter Fremantle trug einen großen Teil dazu bei, Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf 461 Millionen Euro. Daneben legten auch der Streamingumsatz mit 64 Millionen Euro (+23,1 Prozent) und der Werbeumsatz mit 829 Millionen Euro (+11,2 Prozent) zu. Die Umsätze aus Radiowerbung waren leicht rückläufig. Der Konzern bestätigte in der Meldung das gesetzte Jahresziel von 7,4 Milliarden Euro Gesamtumsatz und einem Adjusted EBITA von 1,15 Milliarden Euro. Die Zahlen im Detail findest du hier.

New York Times Company meldet Rekord-Wachstum bei Abos

Die New York Times Company hat im ersten Quartal 2022 eigenen Angaben zufolge 387.000 neue Digital-Abonnenten dazu gewonnen. Insgesamt hat die New York Times Company nun 9,1 Millionen Abonnenten, die über alle Produktsparten hinweg 10,39 Millionen Abonnements besitzen. 9,62 Millionen davon entfallen auf digitale Produkte. Einen wesentlichen Beitrag zum Anstieg leisteten demnach die Zukäufe von The Athletic und des Wörter-Spiels Wordle. Das Betriebsergebnis der New York Times Company ging trotz des guten Abo-Trends zurück, nachdem The Athletic im ersten Quartal einen Verlust von 6,8 Millionen US-Dollar verzeichnete. Dementsprechend rechnet das Unternehmen in diesem Jahr mit einem geringeren Gewinn als 2021. In Sachen Abonnenten bleibt die New York Times Company ihrer Zielmarke treu und plant auch weiterhin, bis 2027 15 Millionen Abonnenten zu erreichen. Den adressierbaren Markt beziffert das Unternehmen mit bis zu 135 Millionen Abonnenten weltweit. Eine Zusammenfassung von Axios zu den Zahlen findest du hier, den kompletten Q1-Bericht des Unternehmens hier.

Meta will weniger Geld für News ausgeben

Meta plant angesichts des geringen Umsatzwachstums weniger Geld für Nachrichten auszugeben. Das berichtet The Information. Dies könnte vor allem die Inhalte im News-Tab auf Facebook betreffen, für die das Netzwerk Publisher bezahlt. Zwar sollen der Quelle von The Information zufolge die auslaufenden Partnerschaften nicht beendet, aber neu bewertet werden. Den Angaben nach hatte Meta jüngst festgestellt, dass auf Facebook und Instagram immer weniger Menschen auf News-Links klicken. Den Bericht dazu von The Information findest du hier.


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Neues von den MEDIENTAGEN MÜNCHEN

📰 Etwas mehr Macht für Frauen in TV und Radio

ProQuote Medien registriert, wie weit einige TV-und Radiosender auf dem Weg zur Parität gekommen sind. Zum Blogbeitrag

📰 Die beliebtesten Genres im Streaming

Spannende Serie oder Doku? Generelle Streaming-Vorlieben werden in unsicheren Zeiten von aktuellen Genres ergänzt. Zum Blogbeitrag

🎧 Folge 73: Gegen den „Jagdtrieb“ – wie sensible Berichterstattung gelingen kann

Was die gute Kinderstube mit gutem Journalismus zu tun hat und warum der Unterschied zwischen Gespräch und Interview wichtig ist. Zum Podcast


Aus dem Personalticker

► RTL News stellt 14-köpfige Chefredaktion vor

► Vize-Direktor Rudolf Porsch verlässt Springers FreeTech Academy

► Michael Husarek wird übergreifender Chefredakteur der Nürnberger Presse

► Christine Ritzenhoff wird Chefredakteurin des neuen Funke-Titels Kronendach

► Britta Stuff wird Leiterin im Entdecken-Ressort der Zeit

► TagesspiegelAnja Wehler-Schöck leitet neues Ressort Internationale Politik

Mehr Personalien findest du hier und bei Twitter unter @medienjobboerse


Lesetipp

von Kevin Dusch

Wo wir schon bei Brian Morrissey und Digiday waren: Digiday-Redakteurin Sara Guaglione hat die optimale Ergänzung zu Brians Text geschrieben. Sie hat sich damit auseinandergesetzt, wie Medien das Geschäft mit digitalen Nutzerumsätzen über das reine Abo hinaus interpretieren.

Medien wie der GuardianVox und das frisch an G/O Media verkaufte Portal Quartz setzen auf Mitgliedschaften statt auf Abos. Es geht nicht nur darum, für bestimmte Artikel Geld zu verlangen. Mitglieder erhalten zusätzliche Benefits: Exklusive Newsletter, Zugang zu Events, Spezial-Inhalte. 

Das Argument besticht: Ein Abo ist kurzlebig, oft wollen Leser nur einen bestimmten Artikel lesen und kündigen danach. In der Regel ist dann nicht einmal Geld geflossen oder lediglich ein mickriger Betrag für ein Probe-Abo.

Mitglieder-Modelle haben dagegen das Potenzial, ein dauerhaft treues Publikum aufzubauen und dem Wachstum die Volatilität zu nehmen, schreibt Guaglione. Dementsprechend lautet auch das neue Motto bei Quartz seit kurzem:

„Wir wollen uns nicht mit den Einmal-Abonnenten beschäftigen.“

Wie unterschiedlich die genannten Player das Member-Modell umsetzen, liest du hier in Sara Guagliones Text bei Digiday.

Viele Grüße sendet dir
Marvin

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Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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