Medieninsider wächst – jetzt auch personell

Ausgabe #52/20

Hallo Medieninsider!

schön, dass du dabei bist! Hier eine kurze Übersicht, was dich im Lese-Letter unter anderem erwartet:

► Wieso Berliner Zeitung und Berliner Kurier im Westen nicht mehr erscheinen

► Das Reuters Institute aus Oxford hat Medientrends für 2021 analysiert

► Kolumnist Dietmar Schantin mit einem Appell zur digitalen Transformation

► Wann Springers Printgeschäft die roten Zahlen drohen

Janina Reimann folgt beim Handelsblatt auf Martin Dowideit

► Das Dilemma der Millennial-Portale


Berliner Verlag: Altes Geschäft nur noch in neuen Bundesländern

Zeitungen des Berliner Verlag. Foto: Berliner Verlag; Collage: Medieninsider

Holger und Silke Friedrich bauen den Berliner Verlag erheblich um. Seit über einem Jahr sind sie jetzt Eigentümer des Unternehmens und richten Berliner Zeitung und Berliner Kurier nach Jahren unter westdeutschen (DuMont) oder internationalen (Montgomery) Eignern wieder auf den Kernmarkt Berlin aus. Die Zeiten eines deutlich überregionalen oder gar bundesweiten Anspruchs sind längst vorbei. Das gilt nun auch für den Vertrieb im Einzelverkauf. 

Seit dem 1. Januar sind die beiden Titel aus den Zeitungsständern in den alten Bundesländern verschwunden, verkauft wird noch im Osten. Wie die Umstellung im Vertriebsnetzwerk begründet wird und wie Holger Friedrich den Verkaufsstopp im Westen erklärt, kannst du als Medieninsider hier nachlesen


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Katapult: der vielleicht signifikanteste Erfolg der Printbranche

Den aktuellen Hype um Katapult, einem „Magazin für Kartografie und Sozialwissenschaft“, beschreibt Herausgeber und Chefredakteur Benjamin Fredrich als das „Unwahrscheinlichste, was hätte passieren können.“ Die Zahlen sprechen aber für sich: Gerade in der Corona-Zeit hat Katapult einen rasanten Anstieg verbucht – die Zahl der Abonnenten hat sich seit Ende März mehr als verdoppelt. Was steckt hinter dem Erfolg?


Den Verlagen ging es noch zu gut

Die Corona-Pandemie hat die Notwendigkeit unabhängiger und kritischer Medien verdeutlicht. Guter Journalismus wird mehr denn je gebraucht, das zeigen Einschaltquoten, Abrufzahlen und die Zunahme digitaler Abos. Der Erfolg aber sollte über eines nicht hinwegtäuschen. Der wirtschaftlichen Krise in vielen Verlagen hat das kaum einen Abbruch getan. Mit Entlassungen oder sogar Schließungen weiterer Nachrichtenmedien durch die Folgen der Coronapandemie werden die Probleme augenscheinlich verschärft. Medieninsider-Kolumnist Dietmar Schantin meint: Wer es jetzt noch nicht begriffen hat, für den ist es bald zu spät: Wer fortbestehen will, braucht den digitalen Wandel. Seine aktuelle Kolumne kannst du als Medieninsider hier lesen



Diese Medientrends erwartet das Reuters Institute 2021

Foto: Sidharth Bhatia / Reuters Institute; Montage: Medieninsider

Was werden die wichtigsten Themen eines neuen für den Journalismus und die dahinterstehenden Unternehmen? Diese Frage stellt sich regelmäßig das Reuters Institute an der Universität in Oxford – und glücklicherweise nicht nur sich, sondern Hunderten Publishern weltweit. Das jüngste Ergebnis für 2021 hat das Institut vergangene Woche veröffentlicht. Über unsere Zusammenfassung des 38-seitigen Trendreports hatte ich dich bereits ebenfalls per Mail informiert. Hier noch einmal ein paar Auszüge:

► Die Corona-Pandemie hat das Arbeiten verändert. Der Newsroom funktioniert auch dezentral. Nicht jeder wird dorthin zurückkehren, Büroflächen entsprechend reduziert. Dafür braucht es 2021 neue Regeln. Reuters-Autor Nic Newman schreibt: „Vom Krisenmodus hin zu einem nachhaltigen Modell zwischen hybridem und persönlichem Arbeiten wird eine der Schlüsselherausforderungen werden.“

► Die Pandemie hat das Vertrauen in die eigene Tätigkeit, also den Journalismus, gestärkt. Für 2021 sieht Newman trotzdem Bedarf an wissenschaftlicher Expertise, mehr Know-how müsse auch im Umwelt-Segment aufgebaut werden.

► 2021 werde das Jahr, in dem Paid Content die Werbevermarktung an der Spitze der Umsatzprioritäten ablösen wird. Gleichzeitig müssten Medien Wege finden, die durch das gestiegene Informationsbedürfnis gewonnenen Digital-Abonnenten 2021 zu halten. Die wirtschaftlichen Folgen, ein möglicher Anstieg der Arbeitslosen könnte das erschweren. 

► Entsprechend wichtiger wird die Produktentwicklung. Für die meisten Publisher gehört die Disziplin laut Befragung zu den wichtigsten für 2021 – auch wenn mehr als jeder zweite seine Definition von Produktentwicklung und -management erst noch finden muss. 

Das Reuters Institute hat auch die Trends und bisherige Einschätzungen zu weiteren Bereichen wie dem Umgang mit Plattformen und sozialen Netzwerken, Podcasts und Newsletter sowie dem Umgang mit Haltung und Meinung abgefragt. Meine Zusammenfassung des Reuters-Reports kannst du als Medieninsider hier nachlesen


Mit Paid Content durch 2021

Wenn dich das Thema Paid Content und Subscriptions häufiger umtreibt, du auf der Suche nach einem Status-Update oder Inspiration bist, dann könnte der INSIGHT das Produkt sein, das du suchst! Auf 70 Seiten habe ich dir Wissenswertes rund um das Thema Paid Content zusammengefasst – neben Tor Jacobsen berichten auch Publisher wie Mathias Müller von Blumencron, Clara Vuillemin, Sebastian Matthes oder Stefan Ottlitz von ihren Erfahrungen. Als Medieninsider bekommst du den INSIGHT zum halben Preis. Mehr Infos findest du hinter diesem Link

Diese Trends erwarten Medienspezialisten 2021

Mit der Frage, welche Themen 2021 in der Medienbranche an Bedeutung gewinnen werden, haben wir uns auch in der Medieninsider-Trendserie befasst. Dazu haben wir unterschiedliche Medienspezialisten nach ihren persönlichen Erwartungen gefragt – für die Branche allgemein und in ihren jeweiligen Disziplinen. Die jüngsten Beiträge:

► Morten Wenzek (Foto) von Bild: Social Media als Treiber für Paid Content

► Dirk Benninghoff von fischerAppelt: Haltung wird kein USP mehr sein

► Alexandra Borchardt, Journalismus-Professorin und Medieninsider-Kolumnistin: Der digitale Wandel ist ein Kulturwandel

►  Tor Jacobsen von Schibsted (Norwegen): Das Bundle gewinnt an Bedeutung

► Lina Timm vom MediaLabBayern: Innovation kleiner denken

► Alexander Drößler vom Nordkurier: Es gibt nicht nur eine Zielgruppe

Eine Übersicht aller bislang erschienen Beiträge findest du hinter diesem Link


Mehr News & Entdeckungen aus der Woche

zusammengetragen von Florian Boldt & Marvin Schade

Reform-Debatte: Kai Gniffke denkt über Synergien mit SR nach

SWR-Intendant Kai Gniffke denkt über einen weitreichenden Zusammenschluss mit dem Saarländischen Rundfunk (SR) nach. Im Interview mit Dwdl regt er „gemeinsame Direktionen“ für Bereiche außerhalb des Redaktionellen an, beispielsweise im Einkauf, Justiziariat oder der IT. Mit seinem Gedankenspiel knüpft Gniffke, zuvor Chefredakteur von ARD aktuell, an die öffentliche Debatte zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an. SR-Intendant Thomas Kleist erteilte Gniffkes Ideen umgehend eine Absage: „Kooperation hört dort auf, wo die Souveränität der Landesrundfunkanstalt angetastet wird.“ Eine Reform müsste politisch von den Ministerpräsidenten beschlossen werden. Das ganze Interview mit Kai Gniffke findest du hier.

Springers Print-Geschäft könnte 2023 in die roten Zahlen rutschen

Der Axel-Springer-Verlag erwartet offenbar, dass die nationalen Printaktivitäten ab 2023 nicht mehr profitabel arbeiten. Das berichtet kress pro unter Berufung auf interne Unterlagen. Demnach rechne der Verlag mit sinkenden Umsätzen – von 798 Millionen Euro (2019) auf 520 Millionen (2024). Angesichts der Kosten drohe das Geschäft damit, ab 2023 in die roten Zahlen zu rutschen, 2024 gehe man derzeit von einem negativen Ergebnis vor Steuern in Höhe von 29 Millionen Euro aus. Weitere Details aus der kress-Recherche findest du hier.

FAZ legt digitale Produktentwicklung und Sales zusammen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fusioniert ihre beiden Unternehmensbereiche „Digital Media“ und „Lesermarkt“. Als neue Abteilung „Product + Sales“ sollen die digitale Produktentwicklung und Sales zukünftig gemeinsam gedacht werden. Stefan Buhr und Nico Wilfer sowie Tobias Fredebeul-Krein als Stellvertreter stehen einem Team aus rund 80 Mitarbeitern vor. Damit ist die Abteilung „Product + Sales“ der zweitgrößte Verlagsbereich der FAZ, nur die Redaktion ist größer. Verstärkt wird die Neuaufstellung durch Daniel Rausch von Traubenberg-Haneberg, der seit dem 1. Januar Head of Product Development für die digitalen Produkte ist.

FAZ und Süddeutsche gründen gemeinsamen Vermarkter Republic 

Die gemeinsame Vermarktung von Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung nimmt Gestalt an. Ab dem 1. April firmiert sie unter dem Namen Republic und bündelt das überregionale Werbeinventar beider Titel. Die digitalen Aktivitäten bleiben bislang unberührt und verbleiben damit bei iq digital, dessen Hauptgesellschafter das Handelsblatt ist. SZ und FAZ sind dort wiederum zu 15 Prozent beteiligt. Gleichberechtigte Geschäftsführer des neuen Joint-Ventures aus FAZ und SZ  werden Jürgen Maukner von der SZ und Ingo Müller von der FAZ. Weitere Informationen findest du hier bei Horizont.

Amazon zieht Parler den Stecker – Kurznachrichtendienst klagt gegen Rauswurf 

Parler zieht gegen Amazon vor Gericht. Dass der Cloud-Hosting-Service des US-Konzerns den Mikroblogging-Dienst am Sonntag von der Plattform warf, gleiche einem „Todesstoß“, zitiert Reuters der Argumentation aus der Klageschrift. Amazon verstoße zudem gegen Kartellrecht. Parler ist ähnlich wie Twitter aufgebaut und wird vor allem in rechten bis rechtsextremen Kreisen genutzt. Zuvor hatten bereits Google und Apple die App aus ihren App Stores entfernt, weil die dort geposteten Inhalte nicht mehr den jeweiligen Unternehmensrichtlinien entsprechen würden. Ausführliche Hintergründe dazu findest du hier bei BuzzFeed

Gründerszene zählt 500 Digital-Abos – Business Insider Deutschland setzt auf Paid Content

Gründerszene zählt etwa acht Monate nach Start von Gründerszene Plus etwa 500 zahlende Abonnenten (Stand: Mitte Dezember 2020). Gründerszene startete sein Bezahlmodell zum Mai 2020, Jakob Wais und Romanus Otte verweisen darauf, bislang noch nicht groß für das neue Produkt geworben zu haben. Wais und Otte sind Geschäftsführer und Chefredakteure von Business Insider Deutschland und damit seit Mitte vergangenen Jahres auch für Gründerszene verantwortlich. Springer entschied, beide Portale unter dem Dach von Business Insider  zusammenzuführen. Für 2021 kündigen sie auch ein Paid-Content-Angebot für Business Insider an. Details würde man derzeit erarbeiten. Mehr darüber kannst du als Medieninsider hier lesen.

In eigener Sache: Medieninsider wächst – jetzt auch personell

Ein neues Jahr hat begonnen und wir als Medieninsider freuen uns wahnsinnig darauf. Etwas mehr als vier Monate nach unserem offiziellen Launch steuern wir auf die Marke von 300 zahlenden Medieninsidern zu, unseren Newsletter haben bereits mehr als 700 Menschen abonniert, trotz stetigen Wachstums bleibt die Öffnungsrate stabil bei knapp 50 Prozent. Das motiviert uns und dafür auch vielen Dank an dich! 

Die Motivation wollen wir in Wachstum umwandeln, um schon bald tragfähig zu werden und dir als Medieninsider noch mehr bieten zu können. Dazu erweitern wir auch unser Team:

Deshalb möchte ich dir gerne Ann-Kathrin Wienbrügge vorstellen, die nun im Bereich Sales mit uns zusammenarbeitet. Ann-Kathrin hat bereits im Spiegel Verlag und in der Assistenz der Chefredaktion des gedruckten Focus gearbeitet. Ende vergangenen Jahres ist sie in die Start-up-Branche gewechselt. Ann-Kathrin kennt sich in der Medienszene aus und bringt gleichermaßen Faszination für Neues mit. Gemeinsam möchten wir unser Anzeigengeschäft ausbauen.

Neben unserem klaren Fokus auf Abonnements beziehungsweise Mitgliedschaften glauben wir an ein klug diversifiziertes Geschäftsmodell. Das beinhaltet auch Werbung, die in ihrer Präsentation nutzerfreundlich und ihrem Inhalt interessant ist. Wir freuen uns darauf, gemeinsam neu zu denken! Wenn du mehr darüber oder über Ann-Kathrin erfahren möchtest, dann schreib ihr gerne. Du erreichst sie ab sofort unter: werben@medieninsider.com.

Schon seit November arbeitet Florian Boldt bei uns mit. Sein Name ist dir womöglich ab und zu schon einmal hier im Lese-Letter aufgefallen. Flo hilft dabei mit, das Programm jede Woche zu stemmen, kümmert sich derzeit um Meldungen und Personalien. Neben seinem Studium an der Uni Hamburg (Geschichte hat er schon, jetzt folgt Politik), schreibt er gerade für die Hamburger Morgenpost. Schon beim Mediendienst Meedia waren wir Arbeitskollegen.

Mehr News aus dem Personalticker:

► Dowideit-Nachfolge: Janina Reimann wechselt von SZ zum Handelsblatt

► Ex-Bild-Mann Wolfgang Ainetter spricht nicht mehr für Andreas Scheuer

► Ex-Bento-Chefin Viktoria Bolmer geht zur SPD

► Franziska Augstein wird Spiegel-Kolumnistin

► Bauer: Malte von Bülow leitet TV- und Frauenmagazine


Deine Adresse für Vertraulichkeit

Über unseren SSL-verschlüsselten Briefkasten kannst du uns vertraulich Informationen und Dokumente zuspielen. Du findest ihn unter medieninsider.com/briefkasten. Du kannst dich auch via Threema an mich wenden. 


Lesetipp

2020 war nicht unbedingt das Jahr der Millennial-Portale. Während das Informationsbedürfnis durch Covid-19 und die darauf folgende Wirtschaftskrise extrem anstieg, ging es für die „jungen Medien“ bergab.

► Bento vom Spiegel wurde eingestellt

► Ze.tt von Zeit Online verlor seine Eigenständigkeit, existiert unter dem Dach von Zeit Online weiter

► Organe vom Handelsblatt schrumpfte zusammen – übrig bleibt ein Podcast

► BuzzFeed Deutschland kam um sein Aus herum, fand mit Ippen Digital einen neuen Eigentümer

► Vice und Watson bestehen weiter, kamen um Kurzarbeit aber nicht herum

Auch hier gilt: Die Krise war eher Beschleuniger als Grund für die Entwicklung. Das Millennial-Lab von Vocer hat sich mit den Gründen dafür auseinander gesetzt und versucht zu durchleuchten, weshalb die noch vor einigen Jahren gehypten Projekte es am Markt so schwer haben – und erklärt, weshalb manches Ende dennoch erst der Anfang eines Strukturwandels ist. Die Analyse von Leif Kramp möchte ich dir diese Woche als Lese-Tipp empfehlen. Seinen Artikel findest du hier


Den Medieninsider Lese-Letter kannst du auch weiterempfehlen – an Kollegen, Bekannte und Freunde, die sich ebenfalls für Medien und Transformation interessieren. Leite ihn gerne weiter! Wenn du ihn geschickt bekommen hast, kannst du ihn hier kostenlos abonnieren.

Anregungen und Feedback kannst du jederzeit mir direkt schicken. Schreib wann immer du willst an marvin@medieninsider.com.

Hab noch eine schöne Woche! 
Viele Grüße sendet dir 

Marvin

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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