Darum ist Medienjournalismus für die Branche unerlässlich 

2023 war ein bewegtes Medienjahr, auch für Medieninsider. Es war ein Jahr, nach dem ich als Gründer dieses Medienportals und als Medienjournalist den Drang verspüre, eine Sache klarzustellen: Medieninsider ist Freund der Branche, kein Feind. Besonders in den vergangenen Tagen, aber auch in den vergangenen Monaten schlug uns eine Stimmung entgegen, die ich nicht nur für bedenklich halte, sondern für alarmierend.

Ich habe mir in den vergangenen Tagen ein kleines Stimmungsbild eingeholt, das eigentlich zuversichtlich stimmen sollte. In meinen selbstverständlich nicht repräsentativen Umfragen bei Twitter und Threads stimmten jeweils etwa 80 Prozent dafür, dass Medienjournalismus eine regulierende Disziplin ist. Jeder Fünfte etwa hat gemeint, dass Medienjournalismus etwas Selbstbeschädigendes hätte. Meine Erfahrung sagt: beides stimmt.

Ursache und Wirkung

Medienjournalismus wird als etwas Professionelles und als notwendig erachtet – solange bis die eigene Arbeit oder das eigene Medium in den Fokus gerät. Dann wird Medienjournalismus beziehungsweise das, was er zu Tage fördert, schnell als etwas Zerstörerisches empfunden. Was berichtet wird, folgt dann plötzlich einer Agenda, es wird als „Kampagne“ bezeichnet oder als verleumderisch empfunden. Dabei werden oft Aspekte miteinander vermengt, die eigentlich eine differenzierte Betrachtungsweise benötigen.

Erleben ließ sich das in den vergangenen Tagen in den Reihen der Süddeutschen Zeitung, die es sich nicht nehmen lässt, auf ihrer eigenen Medienseite süffisant über den Wettbewerb zu berichten. Gerät sie jedoch selbst in die Kritik, wird sie nach außen schmallippig, wütet aber intern. Die Süddeutsche Zeitung hat mit Axel Springer dann mehr gemein als ihr lieb sein dürfte. Nur sieht man die Verschwörung hier von rechts anstatt von links. Ausgerechnet Journalisten verlieren dann die Trennschärfe: Sachliche Berichterstattung wird vermengt mit übergeigtem Boulevard, Häme ‚alternativer Medien‘ und der Hysterie aus sozialen Netzwerken. Was von den Emotionen ebenfalls unterdrückt wird: eine gesunde Debatte über Ursache und Wirkung.

Berichterstattung ist keine Ursache für eine Krise. Sie ist eine Wirkung. Sie findet statt, weil sich Missstände bereits etabliert haben und weil sie womöglich schon so weit fortgeschritten sind, dass sie sich ohne weiteres nicht mehr beheben lassen. Dieses Motiv begegnet mir in meiner Arbeit viel häufiger als persönlicher Antrieb. In Redaktionen wiegt der vermeintliche „Verrat“ dann schwerer als das, worum es inhaltlich eigentlich gehen sollte. Dabei wird auch vergessen: Dieser „Verrat“ gilt eher Personen und fast nie der Marke.

Es heißt oft, Journalismus müsse konstruktiver werden. Wie konstruktiv Journalismus wirkt, entscheiden aber auch jene, die er (be-)trifft. Nehmen sie ihn an oder verurteilen sie ihn? Was in Redaktionen geschieht, ist oft der größtmögliche dekonstruktive Umgang.

Wie soll das Publikum Verständnis für Journalismus entwickeln, wenn wir es selbst nicht tun?

Geschäftsführer oder Chefredakteure – auch die freiheitsliebenden – gehen dann lieber auf Jagd nach dem „Maulwurf“ anstatt nach dem eigentlich Kern des Problems zu suchen. Dabei ist die Suche nach den Quellen oft sogar noch komplexer als etwas für die Unternehmens- oder Redaktionskultur zu tun – nur sind die Entscheidungen unbequemer und erfordern womöglich persönliche Konsequenzen. Was es vor allem erfordert: Größe.

Es sind Journalisten, die sich über Journalismus beklagen und ihn als dekonstruktiv oder bedrohlich empfinden. Eine gewisse Ironie lässt sich nicht bestreiten und automatisch kommt die Frage auf: Wie will der Journalismus Verständnis für sein Handwerk erwarten, wenn dessen Macher selbst keines aufbringen?

Medienjournalismus als Teil der Selbstregulierung

Keine Frage: Der Druck auf die Branche ist groß. Nie zuvor musste sie sich so oft beweisen, rechtfertigen oder auch erklären. In dieselben Mechanismen zu verfallen, wie Teile des (verlorenen) Publikums, kann aber keine Lösung sein. Journalismus muss extern wie intern ideologisch abrüsten, eher mal innehalten statt vermeintliche Haltung zu zeigen. Womöglich ist das leichter geschrieben als getan. Noch aber verfügt die Branche über Köpfe, die den Entwicklungen intellektuell gewachsen sind.

Für den Blick auf den Medienjournalismus bedeutet das, ihn als das zu erkennen, was er ist: als einen Teil der Selbstregulierung, die unser Mediensystem so besonders macht. Solange es unabhängigen Medienjournalismus gibt und er als solcher akzeptiert wird, ist er der beste Beweis der Branche, dass Gleichschaltung, Gesinnungs- und Erziehungsjournalismus nicht mehr als Verschwörungstheorien sind.

Wir erleben, was in Kommunen geschieht, wenn Lokaljournalismus schwindet. Was passiert in der Branche, wenn es keinen Medienjournalismus mehr gibt? Selbstverständlich muss man Medienjournalismus nicht grundsätzlich gut finden. Aber man sollte ihn aushalten. Im eigenen Interesse. Für unseren bei Medieninsider gilt: Auch er ist nicht unfehlbar – was man uns jederzeit wissen lassen darf.

Was das für Medieninsider bedeutet

Für Medieninsider bedeutet all das, dass wir unseren Weg 2024 weitergehen werden. Wir werden die Branche weiter bei der digitalen Transformation begleiten, bei der Suche nach neuen Geschäftsmodellen, bei ihren kulturellen Herausforderungen. Wir geben ihr und ihren Verantwortlichen nicht das Gefühl, allein zu sein – in jeder Hinsicht und auch dann, wenn Verleger uns anwaltlich davon abhalten wollen. Wir werden weiter beobachten, recherchieren und beschreiben. Kritisch, aber fair. Wir werden unseren Mitgliedern möglichst viele Informationen an die Hand geben, damit sie sich ihr eigenes Urteil bilden können – weil wir fest davon überzeugt sind, dass sie dazu in der Lage sind. Wir haben Vertrauen in das Publikum, für das Medieninsider bestimmt ist.

Auch für das Vertrauen, das uns entgegengebracht wird, wollen wir uns bedanken. Und wir wollen ihm auch 2024 gerecht werden. Dafür werden wir Medieninsider personell wie auch als Produkt ausbauen. Wir wollen dir mehr von dem bieten, was wir 2023 geliefert haben – was nur möglich war, weil viele Menschen aus und rund um unsere Branche an unsere Fähigkeiten und an unabhängigen Medienjournalismus glauben. Deshalb wollen wir mit einer Auswahl in diesem Newsletter auch noch einmal unterstreichen, welche exklusiven Recherchen und Analysen unsere Mitglieder 2023 unter anderen möglich gemacht haben.

Mach Medienjournalismus möglich – werde Medieninsider

Wenn du kein Medieninsider (mehr) bist, dann ist jetzt eine gute Gelegenheit, dies zu ändern. Noch bis zum 31. Dezember 2023 gilt unser berauschendes Angebot. Wenn du jetzt eine Jahresmitgliedschaft abschließt, bekommst du gratis eine Flasche unseres exklusiven MedienGINsiders dazu. Selbstverständlich gilt es auch für Mitglieder, die von monatlicher auf jährliche Zahlung umstellen.

(Update, 01.01.2024: Diese Aktion ist ausgelaufen. Du kannst Medieninsider natürlich trotzdem mit einer Mitgliedschaft unterstützen.)

Diesen exklusiven Journalismus haben Medieninsider in 2023 ermöglicht

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Marvin Schade
Marvin Schadehttps://medieninsider.com
Marvin ist Co-Gründer und Founding Editor von Medieninsider und hat sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Vor der Gründung war er mehrere Jahre für den Branchendienst Meedia in Hamburg und Berlin tätig, arbeitete kurz beim Focus Magazin und zuletzt für Gabor Steingarts Morning Briefing.

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